Mit Banner und Fahnen zog in der vergangenen Woche die Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union (FAU) vor die Zentrale von „Mainz liefert“. Dem Unternehmen wirft die !anarchosyndikalistische“ Gewerkschaft die Verletzung von fundamentalen Rechten der Angestellten vor. Der Lieferservice weist die Vorwürfe zurück.
In leuchtend gelben Westen und unter den Klängen von Arbeiterliedern verteilte die Organisation Flyer an Passanten vor der Tür des Lieferdienstes in der Dominikanerstraße. Schon seit längerer Zeit kritisiert FAU die Bedingungen von Lieferdiensten in deutschen Großstädten. Der Frankfurter Verband der Gewerkschaftsföderation wirft dem Mainzer Start-up die Missachtung von grundlegenden Rechten vor. Konkret geht es um die Gewährung von bezahltem Urlaub, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und die Einhaltung von gesetzlich vorgeschriebenen Mindesteinsatzzeiten. Außerdem beklagt FAU die mangelnde Verkehrssicherheit der E-Bikes und Roller und dass die Angestellten, wichtige Arbeitsmittel wie Helme, Regenkleidung und Handys aus eigener Tasche bezahlen müssten.
„Wir weisen die Vorwürfe entschieden zurück“, so ein Unternehmenssprecher von „Mainz liefert“. Der Lieferservice sei seit seiner Gründung auf das Wohl seiner Angestellten bedacht. Um die Vorwürfe, die von einem unzufriedenen Mitarbeiter ausgegangen seien, kümmere sich nun der Anwalt des Unternehmens. Die Anschuldigungen wolle man nicht stehenlassen, so „Mainz liefert“.
Bei einer Protestaktion vor der Zentrale von „Mainz liefert“ in der Dominikanerstraße Anfang des Monats verteilten FAU-Aktive unter anderem Flyer, die sich an die Angestellten richten: „Lieferfahrer*innen in anderen Betrieben wie bei Lieferando oder Gorillas haben sich gemeinsam bessere Arbeitsbedingungen erkämpft. Genau das könnt ihr auch tun“, steht darauf. An der Aktion waren laut „Mainz liefert“ lediglich sechs Personen beteiligt, darunter seien keine Mitarbeiter des Umnehmens gewesen.
Habe selbst dort gearbeitet und kann die Vorwürfe nur bestätigen.
Neben den oben genannten Anschuldigungen gibt es auch noch folgende Punkte:
– Online Trinkgeld wird mit ~2€ pauschal ausbezahlt. Wobei ich bestimmt 10€ online Trinkgeld pro Schicht gemacht habe. Im ersten Monat wird hier überhaupt nichts bezahlt.
– Arbeitszeit endet nach der letzten Fahrt. Die Fahrt vom letzten Kunden zur Zentrale wird hier nicht mehr bezahlt.
Mainz liefert scheint die schlechten Bedingungen von Lieferando als Vorbild genommen zu haben, sind aber gesamt nochmal schlimmer.