Text: David Gutsche
Illustration: Hendrik Schneider
Kann man mit ökologischem Handeln Geld sparen? Das Umweltprogramm Ökoprofit zeigt, wie es funktioniert. Interessierte können sich ab sofort wieder melden.
Umweltschutz mit Gewinn – lässt sich das vereinbaren? Dr. Sabine Gresch, Koordinatorin des Umweltschutzprogramms Ökoprofit Mainz sagt: „Ja. Und das bereits seit einem Jahrzehnt. Das betriebliche Umweltberatungsprogramm hat in den vergangenen zehn Jahren mehr als 70 Betrieben in Mainz ökologisches Arbeiten und Ressourceneinsparung nahe gebracht. Ziel und Ergebnis: Energie, Wasser und Abfälle ebenso wie Geld wurden gespart“.
Das aus Graz (Österreich) stammende Projekt hat Mainz-Bingen als erste Kommune in Rheinland-Pfalz durchgeführt. Mittlerweile gibt es Ökoprofit auch in vielen weiteren Städten bundesweit und in RLP in Kaiserslautern und Wiesbaden. 2010 feierte man das zehnjährige Jubiläum, gemeinsam mit Wiesbaden. Oberbürgermeister (OB) Beutel hob in seiner Rede die Bedeutung der Zusammenarbeit der beiden Landeshauptstädte hervor: „Eine Plattform für Erfahrungsaustausch und neue Ideen, die es in dieser Form bislang noch nicht gab.“
Die 7. Runde startet jetzt
Aktuell werden wieder interessierte Unternehmen aus Mainz und Umgebung für die siebte Runde Ökoprofit 2011 gesucht. Das Programm richtet sich an alle Branchen und Betriebe, gleich welcher Größe. Dank der bislang 74 teilnehmenden Betriebe liegen Erfahrungen in fast allen Branchen vor: produzierendes Gewerbe, Baumärkte, Bäckereien, Dienstleister und Banken, reine Verwaltungseinheiten und der Pflegebereich. Bei großen Unternehmen kann sich die Teilnahme auch auf einen Teilbereich des Betriebs beschränken. Auch wenn ein Unternehmen seit Jahren im Umweltschutz aktiv ist, kann Ökoprofit zusätzlichen Gewinn bringen.
Reichhaltiges Programm
Die Betriebe nehmen an acht Workshops mit verschiedenen Themen und Inhalten teil und treten in einen Erfahrungsaustausch mit den anderen Teilnehmern. Dieser Austausch hat sich bei allen Beteiligten als wertvoll herausgestellt. Außerdem erhalten die Firmen eine gezielte Vor-Ort-Beratung von der Firma Arqum (Gesellschaft für Arbeitssicherheits-, Qualitäts- und Umweltmanagement) aus Frankfurt. Weiterhin wird ein speziell auf das Unternehmen bezogenes Umweltprogramm zusammen mit den Mitarbeitern erarbeitet, das die Einsparpotenziale im Bereich Wasser, Energie oder Abfall aufzeigt. Abschließend erhält der Betrieb die offizielle Auszeichnung als Mainzer Ökoprofit Betrieb, die öffentlichkeitswirksam eingesetzt werden kann. „Die Bilanz unseres Projektes ist beeindruckend“, so OB Beutel: „Alle Betriebe erzielten Einsparungen, insgesamt pro Jahr fast eine Million Euro.“
Alte Hasen hoppeln im Klub
„Um sich auch nach dem einjährigen Programm mit anderen Teilnehmern weiterhin austauschen zu können und sich beim betrieblichen Umweltschutz fortzubilden, besteht seit einigen Jahren die Möglichkeit, am Ökoprofit- Klub teilzunehmen. Er setzt sich aus Firmen der vorgehenden Einsteiger-Runden sowie aus Mainzer Firmen zusammen, die ein Umweltmanagementprogramm haben“, erläutert Gresch. 24 Mainzer Firmen haben sich mittlerweile dort zusammengefunden. Sie lassen sich zum Thema betrieblicher Umweltschutz schulen und pflegen den Erfahrungsaustausch. Ausgezeichnet wurden unter anderem Werner & Mertz (bekannt durch die Marken Frosch und Erdal), die Architektenkammer Rheinland-Pfalz, NSM Löwen Entertainment, die Sparda-Bank Südwest, Schott Music, die Stadtwerke und die Entega.
Dr. Matz, Leiter Nachhaltigkeitsmanagement bei Werner & Mertz, sieht im Programm „eine exzellente Plattform zum Aufbau eines Umweltmanagementsystems. Vielfältige Vereinfachungen und Einsparungen in den Bereichen Energie und Wasser wurden erreicht.“ 2009/10 hat Werner & Mertz so Einsparungen von 250 Tsd. Euro realisiert.
Der Hauptgeschäftsführer der Architektenkammer Dr. Coridaß sieht das Ganze etwas kritischer: „ Wir haben zwar interessante Anregungen erhalten. Jedoch sollten die stark durch Industrie und Handwerk geprägten Abläufe für einfachere, reine Bürobetriebe abgewandelt werden. Die Bearbeitung gestaltete sich teilweise sehr zeitaufwendig; manche Thematik traf auf uns nicht zu. Ob und in welchem Umfang sich die kleinen Verbesserungen rentieren, wird sich erst in der Zukunft zeigen.“
Ansprechpartner
Projektleiterin Sabine Gresch fasst nochmals die Vorteile zusammen: „Ökoprofit bedeutet für die teilnehmenden Betriebe: Kosteneinsparungen, Verminderung von betrieblichen Risiken, Imagesteigerung und gesteigerte Wettbewerbsfähigkeit. Das Projekt fördert die Kooperation von Verwaltung, Wirtschaft, der Industrie- und Handelskammer sowie der Handwerkskammer. Und schließlich ist Ökoprofit ein Netzwerk nachhaltigen Wirtschaftens. Es besteht ein intensiver Austausch mit den Ökoprofit-Betrieben im Landkreis Mainz-Bingen sowie mit den Betrieben aus Wiesbaden.“ Eine (fast) saubere Sache also für alle Beteiligte.
Informationen:
Dr. Sabine Gresch
Telefon 06131/12-37 30
agenda21@stadt.mainz.de
www.mainz.de/agenda21