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Neue Wohnbau-Geschäftsführung: Beschlussfassung verschoben

Die beiden aktuellen Wohnbau-Chefs Thomas Will (SPD) und Franz Ringhoffer (FDP) gehen dieses Jahr bzw. Ringhoffer Ende 2025 in Rente. Heute sollten die neuen Chefs auserkoren werden: Vor kurzem an die Presse durchgestochen wurden zum einen Bürgeramtsleiter Andreas Drubba, der unter anderem Referent von Bürgermeister Günter Beck (Grüne) war und mit ihm zusammen auch noch die Geschäfte der Mainzer Bürgerhäuser GmbH & Co. KG führt. Der 45-jährige Drubba soll den technischen Part der Geschäftsführung übernehmen.
Der zweite Geschäftsführer, der sich um den kaufmännischen Teil kümmern soll, ist Roman Becker (41 Jahre, SPD), aktuell noch Chef der Wohnungsbaugesellschaft des Kreises Mainz-Bingen. Am 17. Mai sollten die Personalien durch den Stadtrat gehen. Die CDU-Stadtratsfraktion hat Zweifel geäußert – nun hat die Zentrale Beteiligungsgesellschaft der Stadt Mainz (ZBM) sogar die Beschlussfassung über die Nachfolge verschoben.

Um eine frühzeitige Nachfolgeplanung sowie eine ausreichende Übergangsphase sicherzustellen, wurde der Prozess zur Suche nach geeigneten Kandidaten bereits im September 2022 gestartet. Beim Ausschreibungs- und Auswahlverfahren wurde der Gesellschafterkreis der Wohnbau von einer externen Personalberatungsfirma unterstützt.

Die Nachfolgeregelung der Wohnbau war für die heutige Sitzung der ZBM auf der Tagesordnung. Aufgrund des Durchstechens an die Presse, aber natürlich auch wegen weiterem Beratungsbedarf im Aufsichtsrat der ZBM wurde entschieden, die Behandlung des Tagesordnungspunktes auf eine nachfolgende Sitzung zu verschieben. Die Geschäftsführung der ZBM (Bürgermeister Günter Beck und Stadtwerke-Chef Daniel Gahr) sieht in diesem Vorgehen einen guten Weg, um alle offenen Fragen zu klären. Nochmal wird darauf hingewiesen, dass Personalangelegenheiten in besonderem Maße der Vertraulichkeit unterliegen. Die Verschwiegenheitspflicht von Aufsichtsratsmitgliedern ist im Mainzer Public Corporate Governance Kodex verankert.

CDU Kritik am bisherigen Besetzungsvorgehen
Angesichts der Wohnungsbaukrise, die sich derzeitig durch die ständig steigenden Baukosten entwickelt sowie dem daraus resultierenden eklatanten Wohnungsmangel, sei Mainz in einer extrem schwierigen Ausgangsposition, für die es eine exzellente Expertise bei der Wohnbau brauche: „Die Wohnbau Mainz ist ein zentraler Baustein, um in unserer Stadt bezahlbaren Wohnraum zu errichten und den Menschen zur Verfügung zu stellen“, erklärt Ludwig Holle, CDU-Fraktionsvorsitzender und ZBM-Aufsichtsratsmitglied. In diesen schwierigen Themenfeldern seien deshalb Experten gefordert und potenzielle Geschäftsführer sollten die notwendigen Kompetenzen mitbringen. „Die beiden diskutierten Kandidaten bringen die erforderlichen Kompetenzen in dem Bereich jedoch nur bedingt mit“, so Holle. Er ist über den gesamten Entscheidungsprozess verwundert: „Es muss die Frage erlaubt sein, wieso ausgerechnet zwei lokale Kandidaten aus dem Umfeld von Grünen und SPD vorgeschlagen werden, wenn die Positionen deutschlandweit ausgeschrieben waren“. Darüber hinaus sei es nicht nachvollziehbar, weshalb zwei Jahre vor dem Auslaufen des Vertrags von Franz Ringhoffer – der jetzige Geschäftsführer der Wohnbau – die Stellen bereits neu besetzt werden. „Ein Jahr vor der Kommunalwahl hinterlässt das ein Geschmäckle“, so Holle. Auch sei es unglücklich, dass die Personalien bereits vor der Entscheidung veröffentlicht wurden.

Auch der CDU Kreisvorsitzende Thomas Gerster kritisiert die Entscheidung. „Es macht den Anschein, dass Günter Beck als Geschäftsführer der Zentralen Beteiligungsgesellschaft Mainz (ZBM) mit der Aufgabe Personalentscheidungen zu treffen, überfordert ist“, so Gerster. Die Geschäftsführung der ZBM müsse jemand aus dem Stadtvorstand übernehmen, der sowohl Führungs- als auch Wirtschaftskompetenz mitbringt. „Günter Beck scheint dies zu fehlen und er stellt bei Personalentscheidungen regelmäßig das Parteibuch über das Wohl der Stadt“, betont Gerster. Aus diesem Grund solle er den Posten räumen.

Fragen bleiben
Es bleibt somit weiterhin spannend, wie die Besetzung letztlich ausgeht. Wie kann es sein, dass bei einer deutschlandweiten Ausschreibung über Executive-Jobbörsen am Ende Mainzer Kandidaten die Jobs bekommen, einer davon (Andreas Drubba) Bürgeramtsleiter und Kollege von ZBM-Chef Günter Beck (Grüne)? Warum wird der zweite Geschäftsführer schon benannt, obwohl dessen Vorgänger Franz Ringhoffer (FDP) erst Ende 2025 in den Ruhestand geht? Und wie passt dies alles zusammen mit dem Antritt eines neuen Oberbürgermeisters, der sich Transparenz auf die Fahnen geschrieben hat? Das Prozedere ähnelt etwas der Besetzungscouch bei mainzplus mit ähnlichen Verantwortlichen vor zwei Jahren, damals sogar ohne Ausschreibung. Wie auch immer die Sache ausgeht – einige Fragen werden noch beantwortet werden müssen. (dg)