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Neue High Tech-Toilette am Münsterplatz in Betrieb

Aus der Allgemeinen Zeitung von Carina Schmidt und Nicholas Matthias Steinberg

Der neue Münsterplatz ist ein Hingucker: Große Flächen, Sitzgelegenheiten, ein futuristischer Aufbau zum Unterstellen und Auf-den-Bus-Warten sowie nicht zuletzt das bunt-verspiegelte Toilettenhäuschen verleihen dem zuvor engen und unübersichtlichen Platz nun ein modernes Flair. Modern ist auch die öffentliche Toilette selbst. Unisex ist sie, mit Pissoir, normalem Sitzklo samt Schüssel, das zudem beidseitig von verstellbaren Halte- und Stützbügeln flankiert wird sowie einem ausklappbaren Wickeltisch. Doch damit nicht genug: Die Toilette reinigt sich in der Regel komplett selbst. Also zum Hingucker gesellt sich auch noch ein technisches Highlight.

Wirft man 50 Cent in den Bezahlkasten neben der Eingangstür, entriegelt sich die Tür automatisch, macht den Weg frei in den mit weißen Fliesen und Metallarmaturen ausgekleideten Innenraum. Der Boden ist noch feucht von der letzten Vollreinigung, es riecht noch nach Reinigungsmittel. Von innen verriegelt sich die Tür automatisch. Per Knopfdruck lässt sie sich wieder flexibel entriegeln. Auf der Innenseite der Eingangstür sind Bedienungsanleitung und Eckdaten angebracht, eben die Eckdaten, das Wichtigste, was Mann und Frau wissen müssen, bevor sie ungestört, fernab des Lärms der sie umgebenden Verkehrsströme, ihre Notdurft verrichten. 15 Minuten haben Benutzer maximal Zeit, dann entriegelt sich die Tür aus Sicherheitsgründen automatisch. Für behinderte Menschen mit einem sogenannten CBF-Schlüssel beträgt die maximale Benutzungszeit 30 Minuten. Eine Minute vor Ablauf der Benutzungszeit setzt das Warnsignal ein, dann wird die Tür entsperrt, der Ton verstummt.

Tägliche Reinigung

Wie die Reinigung funktioniert, erklärt Christian Schulze von der Öffentlichkeitsarbeit des Wirtschaftsbetriebs. Demnach wird die Klobrille aus grauem Hartplastik nach jedem WC-Gang automatisch reingefahren, in den dahinter liegenden Technikraum, und dort gesäubert. Auch der Boden des Toilettenraums reinigt sich automatisiert – nach jedem zehnten WC-Besuch wird er über Düsen von allen Seiten gespült. „Diesen Turnus haben wir nach unserem Erfahrungswert eingestellt“, erklärt Schulze. Mitarbeiter des Wirtschaftsbetriebs kommen zudem täglich zur Reinigung. Dann werden etwa der Wickeltisch abgewischt sowie Seife und Klopapier nachgefüllt. Eine Glasreinigungsfirma kümmert sich einmal in der Woche um die bunt-verspiegelten Außenplatten des öffentlichen Lokus am Münsterplatz.

Dieses Hightech-Sanitärkonzept stammt von der Firma Hering aus Burbach in Nordrhein-Westfalen und ist in Mainz derzeit einzigartig. Insgesamt gibt es derzeit 25 Standorte für dringende Geschäfte, die sich auf die Innenstadt aber auch weiter außerhalb gelegene Stadtteile verteilen. Das Toilettenhaus am Münsterplatz hat brutto 126.000 Euro gekostet. 90 Prozent dessen konnten über ein Städtebauförderprogramm finanziert werden.

Foto Sascha Kopp