Direkt zum Inhalt wechseln
|

Neue Ausstellung in der Kunsthalle: Michael Kalmbach mit „Christopheruspuppe“ ab dem 11. Mai


Im Rahmen des diesjährigen Kultursommers Rheinland-Pfalz zeigt die Kunsthalle Mainz eine große Einzelausstellung des in Landau geborenen Künstlers Michae­l Kalmbach (*1962, lebt in Berlin). Neben einer umfangreichen Auswahl seiner groß- und kleinformatigen Aquarelle wird auch das bildhauerische Werk umfassend gezeigt. Den Ausgangspunkt der Ausstellung in Mainz bildet die vom Künstler geschaffene Bildergeschichte Der große und der kleine Paul, die aus 50 mit Texten versehenen Aquarellen besteht. Der märchenhafte Plot, der geradezu alttestamentarisch daherkommt, erzählt eine Art Schöpfungsgeschichte, in der Zustände von Gewalt und Unter­drückung durch einen ungewöhnlichen Befreiungsakt des „kleinen Paul“ überwunden werden.

Im Zentrum von Michael Kalmbachs figurativem erzählerischem Werk stehen wiederkehrende Themenpaare wie Macht und Ohnmacht, Schöpfung und Zerstörung, Lust und Schmerz, Familie und Kindheit. Diese in den Bildern zum Teil ineinander verwo­­be­nen Themenkomplexe tauchen zumeist als gegensätzliche und zugleich einander bedingende Kräfte oder Prinzipien auf. In einem starken Kontrast zu den oft schonungslos offenen Darstellungen von Sexualität und Gewalt steht die zunächst zart und bisweilen ephemer erscheinende Figuren- und Formensprache des Künstlers. Oft entwickelt er die motivischen Elemente aus Farbklecksen und -spritzern, mit deren Zufälligkeit er weiterarbeitet. Die anfangs gegenstandslosen Formen fungieren gewissermaßen als Katalysatoren für die Bildwerdung. Die meisten seiner Aquarelle lassen­ zunächst an idyllische Szenen aus familiären und kind­lichen Zusammenhängen denken, sie erinnern bisweilen auch an Abbildungen aus Märchen- und Kinderbüchern. Das Dargestellte entpuppt sich jedoch als mitunter drastisch-schonungs­­­l­ose Offenbarung von existenziellen, darunter auch gewalttäti­gen Bedingungen, was umso verstörender in seiner Wirkung sein kann, weil die Hingabe an die fließende, zarte Materialität des Aquarells vom Künstler gleichermaßen unterstrichen wird. Nicht nur in seinen Bildern, auch im skulpturalen Bereich hat Michael Kalmbach, der an der Frankfurter Städelschule bei Michael Croissant­ Bildhauerei stu­dier­­te, einen eigenen Formen- und Figurenkosmos geschaffen, den er in der Vergangenheit in fließenden Übergängen verän­dert und erneuert hat. In den 1990er Jahren entstand eine indivi­du­elle, in sich geschlossen wirkende Welt aus Gipsskulpturen, die der Künst­ler größtenteils aus Abgüssen von Puppengliedmaßen entwickelte. Auch hier zeigt sich den Betrachtern ein zunächst verspielt anmutender Kosmos, der jedoch mittels der Figuren und ihrer angedeuteten Handlungskonstellationen auf allgemeine, positive wie negative Bedingungen der Existenz verweist. Seit einigen Jahren entstehen aus Pappmaschee geformte Skulpturen, die in zumeist raumgreifenden Formationen als marionettenhafte Figuren oder Mobiles von der Decke hängen. Auch sie bilden eine eigene Welt, die trotz der fragiler gewordenen Formensprache weiterhin um Themen wie Leben und Tod, Schöpfung und Zerstörung kreist.

Die Ausstellung, die großzügig vom Kultursommer Rheinland-Pfalz unterstützt wird, fasst Arbeiten aus den letzten 20 Jahren zusammen bis hin zu ganz neuen, für die Ausstellung entwickelten Werken und Installationen. Es erscheint dazu eine Publikation.