Farbige Blitze erhellen dunkle Nacht in einem dicht bestellten Palmacker. Harte, elektronische Rhythmen in Endlosschleife durchschneiden die endlose Ruhe. Eine Palmölplantage erbebt von Licht und Klang geschüttelt. Das ist die Ausstellung An Invitation to Disappear des Schweizer Künstlers Julian Charrière. Sie erstreckt sich über die drei horizontalen Hallen der Kunsthalle Mainz und folgt einer Choreografie. Schritt für Schritt, Raum für Raum nähern sich die Besucher einem Rave. Sie folgen den Rhythmen und Klängen der elektronischen Musik, tauchen immer tiefer ein in eine von Nebelschwaden verschleierte Szenerie bis sie in das Herzstück der Ausstellung vordringen: Ein Film, der auf einer Palmölplantage in Fernost gedreht wurde. Ein Film, der einem durch Musik verursachten Rauschzustand den exzesshaften Raubbau an der Natur zur Seite stellt.
Ein warmes, brillantes Rot, das von Orangegelb bis Braunrot changiert, ist die Farbe von Palmöl. Palmöl wird aus dem Fruchtfleisch der Ölpalme gewonnen und bildet einen Rohstoff, der mittlerweile in fast jedem zweiten Supermarktprodukt steckt. Von Margarine bis Schokolade, von Lippenstift bis Hautcreme, von Kerzen bis Waschpulver liefern die Früchte der Ölpalme die Basis dieser Güter. Obwohl dieser Stoff nahezu überall Verwendung findet, ist weit weniger bekannt, wie und wo er gewonnen wird, welche Folgen mit seinem Abbau verbunden sind. Der Anbau in Monokultur, die Vergiftung des Bodens aufgrund von Schädlingsmitteln und die Rodung der Regenwälder zur Vergrößerung der Anbauflächen gehen mit dem Wachsen von Palmölplantagen einher. Ganze Landstriche – vorrangig in Malaysia und Indonesien – wechseln ihr Erscheinungsbild: Durch das starre Raster, in dem die Palmen gepflanzt werden, entsteht eine ganz eigene visuelle Rhythmik. Aus der Luft gleitet der Blick über ein schier endloses Liniengeflecht hinweg, das aus den gezähmten, dicht an dicht gesetzten sternförmigen Kronen der Palmen besteht. Wege durchkreuzen und verbinden die Flächen.
Die Ausstellung läuft bis zum 8. Juli.