Am Dienstag 19. September kamen verschiedene Gremien im Zuge der Planungen zu Neubau und Sanierung des Gutenberg-Museums zu einer gemeinsamen Sitzung zusammen: der Bau- und Sanierungsausschusses, der Werkausschuss der Gebäudewirtschaft Mainz (GWM), der Kulturausschusses sowie der Ortsbeirat Altstadt.
Es ging um die Kenntnisnahme des aktuellen Planungsstandes sowie des Kommunikationskonzeptes, als auch um die weitere Beauftragung der Stadtverwaltung, auf Grundlage des aktuellen Standes die weiteren Planungen zu „Neubau und Modernisierung Gutenberg-Museum“ fortzuführen (wir berichteten).
Im Rahmen der Sitzung wurden diese Bilder von der „h4a Gessert + Randecker Architekten GmbH“ präsentiert. Zudem findet eine Bürgerinfo am 27. September im Gutenberg-Museum statt und das Ding geht am 11. Oktober in der Stadtrat.
Nach vielen Jahren seines Bestehens muss das Gutenberg-Museum sowohl baulich als auch inhaltlich modernisiert werden, um konkurrenzfähig zu sein. Die Ausstellung seiner Schätze ist zum Teil auf dem Stand von 1962, ebenso die Ausstattung vieler Räume. Gleichzeitig zeigt ein Brandschutzgutachten erhebliche Mängel des Museumsgebäudes auf.
Um eine Teilschließung oder gar eine gänzliche Schließung des Museums zu verhindern, sei laut Stadt ein erhebliches bauliches Eingreifen unabdingbar. Ein Neubau biete die Chance, das Haus insgesamt zu verändern und nachhaltig zu verbessern, damit es seinen Platz in der internationalen Museumslandschaft behaupten und ausbauen kann.
In einem breit angelegten Beteiligungsverfahren, auch unter Einschaltung der Öffentlichkeit, wurden für einen Neubau mögliche Standorte und Varianten erarbeitet, geprüft und abgewogen. Als Ergebnis soll ein Neubau am bestehenden Standort entstehen. Die historischen Gebäude „Römischer Kaiser“ und „Hotel Schwan“ sowie der „Anbau Seilergasse“ aus dem Jahr 2000 bleiben erhalten und werden in den Neubau funktional integriert.
Auf Grundlage einer Standortstudie und einer vertiefenden Machbarkeitsstudie wurde im Jahr 2022 ein Architektenwettbewerb ausgelobt. Als Sieger ging im Oktober 2022 das Architekturbüro „h4a Gessert + Randecker Generalplaner GmbH“ hervor.
Die Planungen zur Neugestaltung für den Gesamtkomplex Gutenberg-Museum Mainz, sehen durch diese einen Rückbau sowie einen Ersatzneubau für den aktuellen sogenannten Schellbau vor. Ferner ist eine Kernsanierung und ein Umbau des Erweiterungsbaus entlang der Seilergasse, sowie die Sanierung der beiden denkmalgeschützten Gebäude „Römischer Kaiser“ und „Hotel Schwan“ geplant.
Aktueller Planungsstand Neubau Liebfrauenplatz
Aktuell befindet sich das Projekt in der Leistungsphase 2 (Vorplanung). Es fanden zahlreiche Ortsbesichtigungen der einzelnen Gebäude des zukünftigen Gesamtensembles statt, um allen am Projekt Beteiligten die Bedeutung, aber auch die Brisanz der innerstädtischen Lage zu verdeutlichen. Auch sogenannte Nutzerworkshops fanden statt und sollen neben den kontinuierlich fortlaufenden Abstimmungen und Planungen zwischen internen und externen Beteiligten und beteiligten Ämtern und Ausschüssen weiterhin regelmäßig stattfinden.
Das sogenannte „innere Planungsteam“ setzt sich wie folgt zusammen:
Objektplanung: h4a Gessert + Randecker Architekten – Stuttgart
Projektsteuerung: Drees & Sommer – Mainz
Fachplanung Tragwerksplanung: Mathes Beratende Ingenieure GmbH – Chemnitz
Fachplanung Technische Gebäudeausrichtung: ingplan GmbH – Marburg
Fachplanung Brandschutz: IBC Ingenieurbau-Consult GmbH – Mainz
Niederlegung des sogenannten Schellbaus
Die ersten Planungsphasen eines Projektes bedeuten auch immer, dass alle internen und externen Beteiligten, alle Entscheidungsträger sowie alle Betroffenen angesprochen und gehört werden. Das Ziel dieser Abstimmungen ist es, Schnittstellen zu definieren und abschließend einen gemeinsamen Konsens zu finden.
Dem tatsächlichen Baustart soll das Freimachen des Baufeldes durch Niederlegung des sogenannten Schellbaus vorausgehen. Die Planungen zum Rückbau des Schellbaus sowie des Baugrubenverbaus mit Unterfangungen und einer notwendigen Wasserhaltung laufen parallel zu den aktuellen Planungen des Neubauprojektes. Die Abbrucharbeiten sollen in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 starten. Da im Baufeld mit archäologischen Funden zu rechnen ist, wurden bereits erste Gespräche mit dem Archäologischen Landesamt geführt. Wegen der engen Bebauung im Umfeld der Baumaßnahme sind im Vorfeld der Bauaktivitäten private Beweissicherungsverfahren an den überliegenden Gebäuden geplant.
Im Rahmen der weiteren Planung müssen auch Antworten zu Themenkomplexen gefunden werden, die Veranstaltungen betreffen, die bisher im direkten Umfeld der geplanten Baumaßnahme stattfinden (z. B. Marktfrühstück und Weihnachtsmarkt).
Des Weiteren steht auch der Nachhaltigkeitsgedanke im Fokus der Überlegungen. Aus diesem Grund befassen sich die Projektbeteiligten in diesem Schritt auch mit der Umsetzung einer Zertifizierung nach den Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB).
Die aktuelle Terminschiene zeigt nach Baufeldfreimachung im Anschluss an den Auszug des Gutenberg-Museums in seine Interimsunterkunft im Jahr 2024 einen Baubeginn des Projektes „Neubau“ ab 2025. Es wird zum aktuellen Zeitpunkt von einer reinen Bauzeit von rund 36 Monaten ab Freigabe der Baugrube durch die Archäologie ausgegangen.
Die Kostenplanung zum aktuellen Stand innerhalb der Leistungsphase 2 beruht auf der Machbarkeitsstudie aus 2020 und wurde als Grobkostenschätzung im Vorfeld der Zuschussantragsstellung in das Jahr 2023 indexiert. Die Grobkostenschätzung sieht reine Baukosten in Höhe von 81,6 Mio. EUR brutto vor. Diese Kosten wurden auf Grund von Flächenkennwerten ermittelt und beinhalten keine nutzerspezifischen Kosten wie u. a. die Ausstattung. Eine detaillierte und konkretere Kostenberechnung könne erst nach Abschluss der Entwurfsplanung erstellt werden.
Aktueller Planungsstand Interim im Naturhistorischen Museum
Um den beschriebenen Neubau am Liebfrauenplatz durchführen zu können, ist es notwendig, dass das Gutenberg-Museum aus seinen angestammten Gebäude zeitweise auszieht. Es besteht die Möglichkeit, dass das Museum interimsmäßig Teile des Naturhistorischen Museums nutzen kann. Hierfür sind ebenfalls Umbau- und Sanierungsmaßnahmen notwendig, sodass interimsmäßig beide Museen in den Räumlichkeiten in der Reichklarastraße ihre Sammlungen präsentieren können.
Vom Büro Kirstein und Rischmann aus Mainz, welches die Stadtverwaltung bei der Interimsplanung unterstützt, sowie von den Fachplanern wurden inzwischen alle Ausführungsplanungen erstellt. Die Gewerke Haustechnik, Trockenbau, Stahlbau und Hublift wurden beauftragt. Die Ausschreibungen für die weiteren Gewerke werden derzeit erstellt. Gleiches gilt für die Feinplanungen und Ausschreibungen für die Ausstellungsplanung sowie für die Lichtplanung und die Medienplanung.
Ziel ist es, ein nachhaltiges Konzept zu entwickeln. Daher wird das Gutenberg-Museum-Interim so vorbereitet, dass Synergien mit der Nachnutzung des Naturhistorischen Museums entstehen. Dies bedarf der Synchronisierung der Bedürfnisse beider Museen.
Aufgrund der historischen Bedeutung und den damit verbundenen Aspekten stellt die Abstimmung der sicherheitstechnischen Anlagen mit den übrigen Gewerken und mit der Versicherung sowie mit der Denkmalpflege eine komplexe Aufgabe dar. Alle Schritte in der Planung und der Ausführung werden mit der Denkmalpflege unter Einbeziehung der Bauforschung abgestimmt.
Die Rückbauarbeiten im Reichklarakloster sind weitgehend abgeschlossen. Vorgezogen werden musste eine Schadstoffsanierung, die im März abgeschlossen wurde. Derzeit werden die Rohbauarbeiten ausgeführt.
Im dritten Zwischengeschoss, in dem zukünftig der Druckladen untergebracht sein wird, sind die Vorarbeiten zum Einbau eines Hublifts abgeschlossen. Ein Teilbereich der Decke wurde dafür entfernt und die Treppe versetzt. Der Raum wird nach Fertigstellung des Hublifts barrierefrei, was auch der Nachnutzung durch das NHM zu Gute kommt.
Kommunikationskonzept
Das Kommunikationskonzept für den Neubau des Gutenberg-Museums zielt darauf ab, der Öffentlichkeit und allen relevanten Interessengruppen den Transformationsprozess des Gutenberg-Museums zu einem „Museum der Zukunft“ näher zu bringen sowie eine transparente und bürgernahe Kommunikationslinie zum gesamten Neubauprozess zu führen.
Das damit beauftragte Kommunikationsteam setzt sich zusammen aus Mitarbeitenden der Verwaltung, darunter die Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit der Landeshauptstadt Mainz und das Gutenberg-Museum (Direktion und Projektleitung Kommunikation). Außerdem wurde als externe Agentur die Bartenbach AG beauftragt.
Die Kommunikation begleitet den gesamten Prozess des Neubaus am Standort Liebfrauenplatz. Dabei werden grafische Elemente, wie die Gestaltung eines Key-Visuals mit Claim und der Möglichkeit eines QR-Codes in Form eines Gutenberg-Signets, verwendet. Dies wird in den zuständigen Gremien und in einer Bürgerinformation vorgestellt.
Die Farbigkeit des Designs spiegelt die Druckfarben wider – schwarze Schrift auf den Hintergründen: Cyan, Gelb und Magenta. Das Piktogramm im Logo des Gutenberg-Museums wird aufgebrochen, d.h. es entstehen neue visuelle Icons, die den Neubauprozess grafisch erklären sollen. Das Gutenberg-Signet soll auch als QR-Code funktionieren, der die Öffentlichkeit über neueste Prozesse informiert. Der QR-Code soll nach derzeitigem Stand mit der Homepage des Museums gekoppelt sein.
Zudem erarbeitet Bartenbach ein Konzept, um die Kommunikationslinie auch im Mainzer Stadtraum erlebbar zu machen und den Weg zwischen Baustelle am Liebfrauenplatz und Interims-Museum im Naturhistorischen Museum zu gestalten. Für die Durchführung der Kommunikationsstrategie steht für das Haushaltsjahr 2023 eine Summe von 47.000 Euro zur Verfügung.
Es ist zudem eine öffentliche Informationsveranstaltung am 27. September geplant, die von der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit, dem Gutenberg-Museum sowie der externen Kommunikationsagentur vorbereitet wird. Dies ist die erste öffentliche Veranstaltung, bei der Bürger Fragen stellen können, die sich mit dem Neubauprozess beschäftigen.
Finanzierung
Für die Maßnahme „Neubau“ stehen für das Haushaltsjahr 2023 / 2024 exakt 4,5 Mio. Euro zur Verfügung. Für die weitere Finanzierung müssen in den Folgejahren weitere Finanzmittel im Haushalt eingestellt werden.
Im Juni 2023 hat sich die Stadt zudem beim Förderprogramm „KulturInvest 2023“, einem Programm mit dem der Bund investive Maßnahmen bei kulturellen Einrichtungen, Objekten und Kulturdenkmälern von gesamtstaatlicher Relevanz fördert, um einen Zuschuss beworben. Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages wird voraussichtlich Ende September 2023 über die Auswahl der für eine Förderung in Betracht kommenden Projekte entscheiden.