aus der Allgemeinen Zeitung von Nicholas Matthias Steinberg:
Fahad Alnabi, Inhaber des Nelly’s, ist neuer Eigentümer der Bagatelle in Mainz. Voraussichtlich ab Januar kommenden Jahres soll sich die Traditionsgaststätte „Bagatelle“ am Gartenfeldplatz wieder mit Leben füllen. Geplant ist dort eine Bierbar. Der neue Inhaber der Eckkneipe ist in der Mainzer Gastronomieszene und auch in der Neustadt selbst kein Unbekannter. Er betreibt seit knapp zweieinhalb Jahren das Café „Nellys“ in der Josefsstraße. Seit 1. Oktober ist er auch neuer Mieter der Eckkneipe am Gartenfeldplatz. „Nach dem Nellys wird die Bagatelle das zweite Familienprojekt, das wir angehen“, bestätigt Johanna Kaack, die mit Alnabi verheiratet ist und wie schon beim Nellys am gastronomischen Konzept mitarbeitet.
Geplant ist konkret eine Bierbar, berichtet Kaack. Insofern wird sich die Grundausrichtung der Bagatelle verändern. Die alte Inhaberin Michaela Kern setzte vor allem auf das Ganztagsgeschäft mit Café-Bar-Restaurant-Konzept, bei dem auch das Frühstücksgeschäft eine große Rolle spielte. Der neue Betreiber dagegen setzt eher auf den klassischen Barbetrieb mit bierbegleitenden Speisen. Nicht elitär, nicht abgehoben, der Klientel und dem Publikum in der Neustadt entsprechend, erklärt Kaack, die sich gemeinsam mit ihrem Mann auf das Projekt in den traditionsreichen Räumen freut. „Ein Mega-Objekt“, unterstreicht Kaack. Die Lage der alteingesessenen Gaststätte direkt am Gartenfeldplatz, mitten in der „gelebten Szene“ der Mainzer Neustadt, sei perfekt. Das Objekt selbst jedoch befinde sich aktuell in einem miserablen Zustand, müsse daher in den kommenden Wochen und Monaten zunächst einmal komplett saniert werden.
Ein ausgereiftes und realistisch kalkuliertes Konzept überzeugte den Verpächter, die Radeberger-Gruppe. „Wie viele andere haben wir unseren Hut in den Ring geworfen“, so Kaack. „Wir hätten auch nicht gedacht, dass unsere Chancen gut stehen.“ Aber letztlich konnte das Vorhaben überzeugen, sodass Alnabi den großen Run auf die Bagatelle für sich entschied. Kaack spricht von „einer ganz knappen Geschichte“. Doch jetzt geht der Blick nach vorn: Man müsse natürlich immer darauf achten, dass man eine gute Mischung findet. „Wir würden das aber nicht machen, wenn wir nicht an das Konzept und die Lage glauben würden.“ Die Bar soll sich künftig als weitere Ausgehmöglichkeit in der Neustadt etablieren. Dann allerdings nicht mehr unter dem bekannten Namen Bagatelle. Wie das Lokal künftig heißen wird, möchte der neue Betreiber aber noch geheimhalten.
Erste Bagatelle 1989
Seit jeher war die Bagatelle ein angesagter Treffpunkt von Studenten und anderen Bewohnern der Neustadt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war in dem denkmalgeschützten Gebäude in der Gartenfeldstraße 22 lange Zeit die Kneipe „Gartenfeldeck“ mit Bier-Straßenverkauf ein Treffpunkt der Arbeiter des Stadtteils. Im Februar 1989 eröffnete Helmut Wagenbach in dem Objekt an der Ecke Frauenlobstraße/Gartenfeldstraße die Bagatelle als Szene- und Studentenkneipe. Im Jahr 2008 übernahm Michaela Kern, legte den Fokus auf das Ganztagsgeschäft. Seit Ende Juni dieses Jahres war die Eckkneipe dann plötzlich geschlossen. An der Tür hing lediglich ein Zettel: Man sei ab dem 25. Juni für zwei Wochen in Urlaub. Die Wochen vergingen. Nach und nach verdichteten sich die Anzeichen, dass das Lokal nicht nur vorübergehend geschlossen bleiben werde.
Im Juli schließlich bestätigte Rechtsanwalt Dr. Robert Schiebe der AZ als vorläufiger Insolvenzverwalter des Lokals, dass Kern die Bagatelle nicht weiterführen werde. Es sei aber sehr wahrscheinlich, dass ein Nachmieter weiter Gastronomie anbieten werde, so Schiebe damals. Lange dauerte es nicht, bis sich mehrere Interessenten fanden. Nun hat Alnabi das Rennen gemacht.
VRM Archivfoto: Nadine Schwarz