Aus der Allgemeinen Zeitung von Markus Lachmann und Nicholas Matthias Steinberg
Der mutmaßliche Täter von Straßburg, Chérif C., hielt sich zwischenzeitlich auch in Mainz auf. Dies erfuhr unsere Zeitung am Mittwoch in Berliner Sicherheitskreisen. Unterdessen ordnete der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) an, die Präsenz der Polizei auf den großen Weihnachtsmärkten in Rheinland-Pfalz zu erhöhen.
Wie es in Berliner Sicherheitskreisen hieß, soll der 29-jährige Chérif C. in Mainz seinerzeit bei einer Polizeikontrolle aufgegriffen worden sein. Zum genauen Zeitpunkt und den Umständen der Kontrolle waren zunächst keine weiteren Details bekannt. Das Amtsgericht Singen soll den Mann laut der Nachrichtenagentur dpa Mitte 2016 zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und drei Monaten verurteilt haben, weil er in eine Zahnarztpraxis in Mainz sowie eine Apotheke in Engen bei Konstanz eingebrochen war. Bei dem Einbruch in die Mainzer Zahnarztpraxis hatte Chérif C. einen Tresor mit zwei Geldkassetten aufgebrochen, die er mitnahm. Darin befanden sich laut Gericht unter anderem Zahngold im Wert von 6572 Euro und Bargeld im Wert von 1467 Euro.
Mit dem Bruder auf der Flucht
Im Anschluss an die Haftstrafe sei Chérif C. 2017 nach Frankreich abgeschoben worden. Aus dem damaligen Urteil soll auch hervorgehen, dass der Mann unter anderem schon 2008 in Frankreich und 2013 in der Schweiz wegen mehrerer Einbrüche zu Haftstrafen verurteilt wurde. Er soll insgesamt vier Jahre in Haft verbracht haben. Er soll zudem alle Taten gestanden haben. Chérif C. ist französischer Staatsbürger mit nordafrikanischen Wurzeln. Er soll zusammen mit seinen Eltern und sechs Geschwistern in Straßburg aufgewachsen sein, habe einen mit dem Hauptschulabschluss vergleichbaren Abschluss, aber keine Ausbildung. Seit 2011 soll er arbeitslos gewesen sein. Die Sicherheitsbehörden gehen nach dpa-Informationen davon aus, dass er zusammen mit seinem 34 Jahre alten Bruder Sami C. auf der Flucht ist. Beide gelten als islamistisch radikalisiert.
Innenminister Lewentz sagte am Mittwoch im Landtag, es sei nicht auszuschließen, dass Chérif C. aktuell auch nach Rheinland-Pfalz gelange oder gelangt sei. Die Polizei werde insbesondere an den Eingängen von Weihnachtsmärkten stärkere Präsenz, auch mit deutlich sichtbaren Maschinenpistolen, zeigen. Aktuell stimme die Polizeiabteilung des Innenministeriums die Maßnahmen mit den Polizeipräsidien und Veranstaltern ab, so Lewentz. Die Fahndungsmaßnahmen der Bundespolizei an den Grenzen zu Rheinland-Pfalz unterstütze man zudem durch eigene Fahndungsmaßnahmen. Auch in diesem Bereich werde die Präsenz entsprechend erhöht. Auch Spezialeinheiten seien in Alarmbereitschaft versetzt worden. An den Sicherheitsmaßnahmen auf Hessens größtem Weihnachtsmarkt in Frankfurt wird sich nichts ändern. „Unsere Sicherheitsvorkehrungen sind sehr hoch und bleiben auf dem Level“, sagte eine Polizeisprecherin, ohne Details nennen zu wollen.