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MCV-Motivwagen mit satirischen Seitenhieben

Es ist der 119. Rosenmontagszug seit Gründung des Mainzer Carneval-Vereins 1838 e.V., der am 20. Februar 2023 durch die Straßen der Stadt ziehen wird. In der Boppstraße macht sich der vierfarbbunte Lindwurm traditionell um 11:11 Uhr auf seine rund sieben Kilometer lange Strecke. Über 9.000 Närrinnen und Narrhallesen werden bei dem Umzug mitmarschieren. Für Rollstuhlfahrer wurde diesmal ein spezieller Bereich am Höfchen eingerichtet.
Einer der Höhepunkte und Markenzeichen des Mainzer Rosenmontagszugs sind die politischen Motivwagen, die alljährlich humorvoll mit satirischen Seitenhieben gespickt Ereignisse und Persönlichkeiten auf die närrische Schippe nehmen. In diesem Jahr ziehen zehn Motivwagen ihre überlebensgroß karikierten Kunstwerke durch die Gassen.

Gebaut werden sie seit über 55 Jahren vom MCV-Wagenbauer Dieter Wenger und seinem Team. Die Motivwagen glossieren sowohl innerstädtische oder regionale wie auch bundes- oder weltpolitische Themen. Mit der Planung und dem Bau der Motivwagen wird bereits im Herbst des jeweiligen Vorjahres angefangen. Alle Motivwagen werden am Fastnachtssonntag in der Innenstadt auf der Ludwigsstraße im Rahmen der Veranstaltung „Tanz auf der Lu“ aufgestellt und der Öffentlichkeit präsentiert.

Über die Motivwagen im Rosenmontagszug entscheidet die Zugleitung des MCV. Jedes Jahr stimmt sie in einer Sitzung über die Ideen und Entwürfe ab, mit denen die aktuelle Politik karikiert werden soll. Zeichnerisch umgesetzt hat sie Michael Apitz. Ist die endgültige Entscheidung gefallen, werden die karikierten Kunstwerke in der Wagenhalle des MCV in Mombach gebaut und die passenden Verse geschmiedet. Veranstalter der Mainzer Straßenfastnacht ist der Mainzer Carneval-Verein 1838 e.V. (MCV).

Zugnummer 8 – finanziert von der Mainzer Ranzengarde

„Kalter Entzug“

 

Deutschlands Wirtschaft, weltweit Spitze,

war abhängig von Putins Spritze!

Das Billiggas hat reingeknallt –

doch der Entzug war eisekalt!

 

Jahrzehnte lang wurde das deutsche Export- und Wirtschaftswunder bestaunt. Und Jahrzehnte lang durfte Deutschland neben Maschinen auch Moral exportieren. Doch mit Putins Krieg in der Ukraine brach der deutsche Mythos zusammen: Wir waren ein gewissenloser Junkie, angefixt von billigem Gas – und das auch schon in Zeiten, als man wusste, wozu Putins Russland mit seinen Geheimdiensten und Feldzügen in Osteuropa im Stande war. Doch aufgewacht aus dem Rausch des billigen Gases und der eigenen moralischen Hybris sind wir erst, als die Preise für die normalen Leute in den Himmel stiegen und uns das hohl gewordene Schlagwort vom „Wandel durch Handel“ um die Ohren flog. Entsprechend liegt nun der deutsche Michel jämmerlich in einem Bett und die Nordstream-Tropfbeutel mit seinem „Stoff“, den er für sein Wohlbefinden braucht, sind durch Klemmen, die Russland symbolisieren, blockiert. Jetzt sind wir auf kaltem Entzug, mitten im ersten Winter des Krieges und das Selbstmitleid ist groß…

 

 

Zugnummer 20 – finanziert vom Mainzer Carneval Club (MCC)

„Wind of Change“

 

Auch wenn der Weg ist hart und schwer,

es kommt dereinst die Wende,

das Unterdrücken klappt nicht mehr,

die Mullahs sind am Ende.

 

Mit Unterdrückung ist nicht auf Ewig Staat zu machen, erst recht nicht, wenn man die Hälfte der Menschen mit religiösem Eifer knechtet: Doch die Frauen im Iran und viele ihrer Angehörigen und Sympathisanten haben genug von Jahrzehnten der Gängelung. Sie rufen „Frau, Freiheit, Leben!“ und riskieren auf den Straßen unter den Knüppeln und Geschossen der Staatsmacht letzteres. Hier hält die Frau einen Spiegel in ihrer Hand, auf dem das Symbol für „weiblich“ prangt und auf dem steht, was auf der Straße gerufen wird. In der anderen Hand hält sie einen Föhn, der in ihr offenes Haar weht, durch das der „Wind of Change“ bläst, der zugleich den Mullah hinter ihr fast wegpustet. Noch sind die greisen Fanatiker im religiösen Ornat nicht gestürzt. Aber schon jetzt ist klar: Der Wind des Wandels hat das Land erfasst…

 

 

Zugnummer 33 – finanziert vom Mainzer Carneval-Verein (MCV)

„F… you, Putin!“

 

Es rollten die Panzer, im Frühjahr ging´s los,

der 3-Tage-Feldzug ging schnell in die Hos´.

Die mordenden Horden, sie waren nichts nütze,

denn Freiheit ist stärker als alle Geschütze!

 

Putins Überfall auf die Ukraine lief nicht nach Plan: Erst wollte man das Land in drei Tagen erobern, dann musste man sich über Monate an allen Fronten zurückziehen. Ein Desaster reihte sich an das nächste: Kriegsverbrechen wurden bekannt und die Verbündeten der Ukraine ließen sich nicht von ihrer Unterstützung abschrecken. Noch ist der Krieg nicht vorbei, doch nach einem Jahr ist eines klar: Die Menschen in der Ukraine wollen ihre junge Demokratie und ihre blutig verteidigte Freiheit unter keinem Druck der Welt aufgeben. Die Sonnenblume ist die ukrainische Nationalblume und symbolisiert das Land. Sie trotzt dem Angriff und ist nur scheinbar schwach. An ihr zerschellt Putins Panzer.

 

Zugnummer 42 – finanziert vom Karneval-Club-Kastel (KCK)

„Energiewende – Mainzer Modell“

 

Frohsinn mit Genuss gepaart –

das ist die Meenzer Lebensart!

En Meenzer macht so ganz geschwind,

mit seine Bumbesjer viel Wind,

wenn brausend dann die Winde toben,

zeigt Gretas Daumen gern nach oben!

 

Die Energiewende muss her und zwar schnell, sonst ist der Klimawandel nicht mehr zu bremsen! Biogas ist eine geeignete Methode der Energiegewinnung. Experten fanden kürzlich in der Mainzer Region ein gigantisches Reservoir an natürlichem Methan, das möglicherweise ganz Rheinland-Pfalz mit Strom und Wärme versorgen könnte. Bei gleichbleibendem oder gar steigendem Handkäs-Konsum könnte jede Mainzerin und jeder Mainzer pro Kopf möglicherweise gar ein Windrad ersetzen. Jetzt wird intensiv an einer körpernahen Entgasungstechnologie gearbeitet, die man direkt in den Unterhosen montieren kann. Greta findet: Das ist eine großartige Sache!

 

Zugnummer 52 – finanziert vom Mainzer Carneval-Verein (MCV)

„Scharfer Ostwind“

 

Ein scharfer Ostwind bläst durchs Land,

doch die EU hält bisher stand.

Zu hoffen ist, dass es so bleibt

und sie nicht auseinandertreibt.

 

Wider Erwarten hat der Angriff Putins auf die Nachkriegsordnung seit 1945 die Europäer bisher nicht gespalten: Sie haben gemeinsam Sanktionen beschlossen und liefern beständig Waffen. Das dürfte Putin überrascht haben. Doch seine Kalkulation kann noch immer aufgehen, dafür sind die Kompromisse in Brüssel zu fragil – die streitsüchtigen Europäer konnten nur mühsam geeint werden. Die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, spannt den Europa-Schirm und stemmt sich dem scharfen Wind aus Osten, der die Gesichtszüge Putins trägt, entgegen.

Auch für das Jahr 2023 bleibt die Frage offen, ob Europa dem scharfen Ostwind standhält oder um der vielen Eigeninteressen und der guten Geschäfte Willen vor Putins Aggression einknickt.

 

 

Zugnummer 61 – finanziert vom Mainzer Carneval-Verein (MCV)

„Scholzomat“

 

Das Phrasenschwein, das jeder kennt,

sich „Scholzomat“ seit neustem nennt.

Gähnen, Ohnmacht, Langeweile –

er schläfert ein mit jeder Zeile.

Der Scholz hat wohl, so sagt man gern,

den Doppel-Wumms nur in sei´m Hern!

 

Eigentlich war seit Jahrzehnten bekannt, dass Olaf Scholz eine Menge Stärken hat, zu denen das Reden explizit nicht gehört. Schon in seiner Zeit als Generalsekretär der SPD unter Gas-Gerd Schröder war er als hölzerner Sprechroboter mit dem Titel „Scholzomat“ bekannt. Doch da haben noch nicht so viele Leute zugehört – oder mussten noch nicht zuhören. Doch jetzt sind seine Reden allgegenwärtig und kaum zu ertragen. Kann dem Mann nicht irgendwie geholfen werden? Sogar englische Könige hatten Sprechtrainer und Redelehrer… Das wäre so erfrischend!

 

 

 

 

Zugnummer 72 – finanziert vom Mainzer Carneval-Verein (MCV)

„The Walking Dead“

 

Man hoffte sehr, die Gruft bleibt zu

und Donald gibt für immer Ruh´.

Der Modergreis ist wieder da –

zum Wahlkampf in den USA!

 

Was war das ein Kampf, bis Donald Trump endlich an der Wahlurne von Jo Biden besiegt war. Dutzende Gerichte entschieden, dass die Wahl rechtens war und Biden der rechtmäßige Präsident. Doch möglicherweise leben auch in den USA Totgeglaubte länger: Der blondierte und fein geföhnte Expräsident ließ seither zwischen Gerichtsverfahren und Golfpartien verlauten, er wolle nochmal antreten. Wie nennt man jemanden, den man politisch bereits unter der Erde wähnte und der seine rastlosen Hände aus dem politischen Grab in Florida noch Jahre später nach der Macht streckt? Einen politischen Untoten? Einen Wiedergänger? Oder einfach: „The Walking Dead“?

 

 

Zugnummer 93 – unterstützt von GCV, MCV, Schwarze Husaren und Eiskalte Brüder

„Rausgeflogen“

 

Vom 5. Stern wurd´ schwadroniert,

doch hat man sich erneut blamiert,

flog in der Vorrunde schon raus,

mit Katar-Stimmung ging´s nach Haus.

Wir warten alle schon gespannt,

was zur EM geht hier im Land?

 

Über Jahrzehnte galt das Wort von Gary Linecker: Fußball ist ein Spiel mit 11 Leuten, die einem Ball hinterherrennen und am Ende gewinnen die Deutschen. Dass das DFB-Team in einer WM-Vorrunde ausscheiden könnte – undenkbar. Doch seit 2018 ist alles anders: Der Nimbus ist passé, Deutschland ist ein „gewöhnlicher“ Gegner geworden, der sich selbst mitunter mehr im Wege steht als der Gegner.

Der Fan der deutschen Nationalmannschaft sitzt eben noch voller Hoffnung vor dem Fernseher, doch dann wird er so hart getroffen, dass es ihn umhaut. Der Ball kommt aus der Mattscheibe, samt „One-Love-Binde“ „rausgeflogen“ – wir sind „rausgeflogen“. Vorbei die Freude am Fußballfest, der Schmerz ist groß! Nach zweimaligem schmachvollen Vorrunden-Scheitern schaut die Fußballwelt nun gebannt auf die Europameisterschaft im eigenen Land im nächsten Jahr: Kommt das Team bis dahin auf die Beine oder müssen wir uns an die internationale Zweitklassigkeit gewöhnen?

 

 

Zugnummer 115 – finanziert vom Mainzer Carneval-Verein (MCV)

„Ein ganz Feiner!“

 

Ganz brav Scholz Cosco apportiert,

macht freudig Männchen, wurd´ dressiert,

von Xi Jinping, von seinem Herrn

und der hat ihn zum Fressen gern.

 

Der deutsche Schäferhund präsentiert Cosco als Teil des Hamburger Hafens dem chinesischen Machthaber und ahnt nicht, dass dieser etwas „ganz Bestimmtes“ mit ihm vorhat. Denn der chinesische Herrscher Xi hat einen riesigen Appetit auf Macht und Einfluss in der ganzen Welt. Doch in Berlin ist das anscheinend noch nicht überall angekommen: Trotz der Warnungen vieler Experten und der Einsprüche von Ministerien entschied Kanzler Scholz, Teile des Hamburger Hafens und andere kritische Infrastruktur Deutschlands an China zu verkaufen. Wenn das mal nicht nach hinten losgeht…

 

 

Zugnummer 125 – finanziert von der Mainzer Prinzengarde und Füsilier-Garde

„Schorle-Michis Karriereleiter“

 

Erst Ortsvorsteher, dann OB,

Minister jetzt – unn wär´s nit schee,

wenn er nach Papst noch würd´ am End,

vom MCV de Präsident?

 

Schorle-Michi ist in den letzten Jahrzehnten im Dreieck gelaufen! Es war ein langer Weg von Mombach über den Jockel-Fuchs-Platz an den Schillerplatz. Und jedes Mal ging´s auf der Karriereleiter einige Sprossen nach oben. Wie kann man so eine steile Mainzer Innenstadt-Karriere krönen? Ganz klar: Im MCV-Haus in der Emmeransstraße. Dann ist der Weg in den Mombacher Ruhestand auch nicht mehr so weit…