von Michael Jacobs (Artikel aus der Allgemeinen Zeitung):
Aus den vorderen Kasematten der Bastion Germanikus auf der Zitadelle sollen künftig Kulturgewölbe erwachsen. Wo zu Kurfürstenzeiten Kanonenteile und Pulver gut geschützt lagerten, könnten schon bald regionale Künstler ihre Bilder präsentieren, Lesungen, Konzerte, Weinverkostungen oder auch private Feiern stattfinden. Zusammen mit der Initiative Zitadelle Mainz (IZM) und Mäzen Stefan Schmitz will die Stadt die seit langem leer stehenden wuchtigen Tunnelgemäuer aus dem 17. Jahrhundert wieder mit Leben erfüllen.
Seit der Deckenversiegelung vor sechs Jahren müssen die Kasematten regelmäßig belüftet und mittelfristig auch beheizt werden, sagte Bau- und Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD). Warum nicht gleich mit relativ geringem finanziellem Aufwand das Gewölbe-Ensemble kulturell bespielbar machen?
Dabei vermietet die IZM als Schaltstelle mit ihrem Vorsitzenden Uwe Schreiber die Räumlichkeiten – über einen zunächst auf drei Jahre befristen Überlassungsvertrag – an kulturelle Einrichtung, Initiativen, aber auch an Privatpersonen. Alle Einkünfte aus den von der IZM gemanagten Veranstaltungen kommen über die Gebäudewirtschat Mainz wieder Zitadelle zugute und können zur Substanzsicherung verwendet werden. Nicht nur für Grosse eine Win-Win-Situation. Auch Schreiber und Schmitz, der die Einrichtung einer Toilettenanlage im kleinsten Saal sponsert, versprechen sich von der Öffnung der alten Gewölbe für die Öffentlichkeit eine weitere, publikumsträchtige Aufwertung der Festungsanlage.
270 Quadratmeter Platz
Insgesamt beträgt die Fläche der drei ineinandergreifenden Rundgemäuer knapp 270 Quadratmeter. In die linke Höhlung kommt der Sanitärbereich, die mittlere Kasematte dient, versehen mit neuen Türen, als Eingangspforte samt Foyer und variabler Bestuhlung. Da größte Stein-Gemach zur Rechten soll zum zentralen Veranstaltungsraum mit 80 Sitzplätzen umgerüstet werden, wobei das erstaunlich saubere Mauerwerk in seinem Rohzustand erhalten bleibt.
Im Zuge der Bau- und Betriebskostenübernahme steuert die Stadt 40.000 Euro für Leitungen, Beleuchtung und Heizkörper bei. Schreiber visiert die Eröffnung der Kulturkasematten mit regionalem Schwerpunkt für den Sommer 2016 an. Bereits im Februar, so Schmitz, soll die ehemals stärkste Bundesfestung Deutschlands in das internationale Kulturrouten-Netzwerk „Forte Cultura aufgenommen werden.