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Mainzer Tampon Start-Up – Was Frauen Wolle

Sie sind klein, weiß, mehr als jede zweite Frau hat sie im Badezimmer stehen und jede dieser Frauen verwendet im Laufe ihres Lebens durchschnittlich 10.000 Stück davon. Ihren Status als Tabuthema haben sie trotzdem nie so richtig ablegen können. Ein typisches Drogeriemarkt-Produkt – so sah Julia Steigerwald das auch jahrelang. Bis sie anfing, sich mit diesem intimsten Produkt, das es für Frauen gibt, auseinanderzusetzen – und so von Mainz aus eine kleine Tampon-Revolution startete. „Ich habe einen Artikel gelesen über die Plastikverschmutzung im Meer“, berichtet sie. Auch Tampons seien dabei genannt worden. Sie nahm ihre eigenen Packungen unter die Lupe und stellte fest: „Auf der Verpackung ist mit keinem Wort angegeben, woraus die Tampons bestehen.“ Sie ärgerte sich, begann sogleich mit der Recherche – und stellte fest: „In den meisten handelsüblichen Tampons ist null Prozent Baumwolle drin. Tampons sind ein komplett chemisch hergestelltes Produkt.“ Viskose mit Plastikbeschichtung, so setzten sich die Tampons bekannter Marken zusammen. Weswegen diese weder atmungsaktiv noch biologisch abbaubar seien.

Öko-Tampons

Ihre Idee war geboren. Sie wollte einen eigenen Tampon schaffen, einen, den sie guten Gewissens verwenden möchte, einen, bei dem sie genau weiß, woraus er besteht. Sie machte sich an die Arbeit, erntete zwar in der Familie zunächst irritierte Blicke, die sich aber schnell in Unterstützung wandelten. Ganz allein wollte sie das Projekt allerdings nicht stemmen: Als sie im Freundeskreis von ihrem Vorhaben erzählte, war Kerstin Bonni Feuer und Flamme für das Unternehmen. Seitdem ist die 27-jährige Mediengestalterin und Medienmanagement-Studentin ihre Mitstreiterin. Beide haben zahlreiche Tampon-Fabriken in ganz Deutschland besucht, haben gesehen, wie herkömmliche Tampons hergestellt werden, haben sich mit Baumwollqualitäten beschäftigt. Schließlich sollte ihr Bio-Produkt genauso zuverlässig sein wie die Tampons bekannter Marken, den gleichen Komfort bieten, aber komplett aus hochwertiger Bio-Baumwolle bestehen. In einschlägigen Läden seien zwar Bio-Tampons bereits zu haben; aber ganz besonders lag den Mainzer Jungunternehmerinnen ein Aspekt am Herzen: „Unsere Bio-Baumwolle- Tampons sollten die ersten sein, die vor der Haustür, in Deutschland hergestellt werden.“

Unterschiedliche Bedürfnisse

Noch nicht einmal ein Jahr liegt zwischen der Idee und der Umsetzung. Julia hält stolz ihre eigenen Bio- Baumwolle-Tampons mit dem Namen „Juno & me“ in Händen. Auch andere Frauen sollen an dem neuen Produkt teilhaben können: junoandme.de gibt es online. Die Packungen beinhalten 18 Tampons, die sich die Frauen in unterschiedlichen Größen, je nach Bedarf, zusammenstellen können. „Wir haben vorab eine Umfrage unter Frauen gestartet, welche Bedürfnisse sie in Sachen Tampons haben“, erklärt Julia. Jede Frau kann sich ihr passendes Paket bauen. Und wer nicht immer schon Tage vor den Tagen an die Tage denken will, der kann eine Art Abo abschließen, bei dem regelmäßig Nachschub ins Haus geliefert wird. 18 Tampons gibt’s zum Preis von 6,95 Euro, der Versand ist inklusive. Natürlich sei das eher ein „Premium-Produkt“, sagt sie. Aber es diene schließlich dazu, dass Frauen ihre sonst eher unangenehmen Tage ab sofort mit einem positiven Gefühl verbänden.

Tampon-Tabu

Den ersten Auftritt hatte „Juno & me“ auf der Stijl-Messe in der Halle 45. Dort stellten Julia und Kerstin vor allem eines fest: Vor allem ältere Frauen sprächen höchstens hinter vorgehaltener Hand über ihre Hygieneprodukte, „einige Frauen haben sich noch nie mit anderen über ihre Tampongröße unterhalten“. Männer zeigten sich zwar oft interessiert, neigten aber auch dazu, Witze zu machen. „Dabei sind Tampons ein wichtiges Thema, über das dringend Aufklärung her muss.“ Daher gehe es bei vielen Gesprächen, die die beiden führen, zunächst darum, Frauen zu erklären, was es mit den üblichen Marken auf sich habe und was ihre Motivation sei. Die Periode soll nicht länger unter dem Mantel des Schweigens bleiben, Tampon-Packungen nicht mehr in den dunklen Tiefen des Badschranks versteckt werden. „Oh Happy Days“, lautet der Slogan, mit dem die beiden Frauen auf den Markt gehen. Die Schachtel ist dezent, stylish und dekotauglich gestaltet.

Wolle im Nebenjob

Zunächst starten sie ihr Unternehmen nebenberuflich: Julia, die Publizistik studiert hat, arbeitet beim Mainzer Online-Weinhandel „Vicampo“ im Marketing. Kerstin studiert weiterhin; in ihrer Freizeit aber wird Julias Wohnung in der Neustadt, in der sie mit ihrem Freund lebt, zur Unternehmenszentrale. Schon jetzt gibt es viele Ideen, mit der die beiden ihre Tampon- Revolution vorantreiben wollen. Eine Benefiz-Aktion ist bereits in jeder Packung enthalten: Jede Box hilft dabei, Mädchen in Ruanda mit Hygieneartikeln zu versorgen, sodass diese auch während ihrer Periode zur Schule gehen können. Getreu dem Motto der „Juno & me“-Aktivistinnen: „Happiness is an inside Job“, oder auf Deutsch: „Glück kommt von innen heraus.“

www.junoandme.de

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Artikel von Maike Hessedenz aus der Allgemeinen Zeitung

Fotos Jonas Werner