Spätestens im September wird die Mainzer Mobilität ihre ersten vier Elektrobusse in Betrieb nehmen und diese im Linienbetrieb einsetzen. Ebenfalls bis Herbst sollen vier mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzellenbusse erstmals im Liniennetz eingesetzt werden. Mit beiden umweltfreundlichen und innovativen Antriebsarten will die MVG erste praktische Erfahrungen im Linienbetrieb sammeln.
Parallel dazu gehen die Mainzer Mobilität, die Stadtwerke und die Stadt den nächsten Schritt auf dem Weg hin zum schrittweisen Umstieg auf eine abgasfreie Busflotte: Im Laufe des Jahres 2021 sollen 23 batteriebetriebene Elektrobusse angeschafft werden – vorausgesetzt, der Bund steigt in die Förderung ein.
Angesichts eines Investitionsvolumens von mehr als 20 Millionen Euro für die 23 neuen Fahrzeuge und die notwendige Ladeinfrastruktur ist dieser Umstieg ohne Förderung durch den Bund für die Mainzer Stadtwerke alleine finanziell nicht zu stemmen. Die MVG-Geschäftsführer Jochen Erlhof und Eva Kreienkamp, Oberbürgermeister Michael Ebling, die Mainzer Verkehrsdezernentin Katrin Eder und der Stadtwerke-Vorstandsvorsitzende Daniel Gahr informierten heute über die mittel- und langfristige Fahrzeugstrategie der Mainzer Mobilität. Und sie unterzeichneten einen Förderantrag, damit sich der Bund an den Kosten der Umstellung beteiligt.
„Die Landeshauptstadt Mainz hat in den vergangenen Jahren massive Anstrengungen unternommen, um die Verkehrswende voranzutreiben und die Luftqualität in Mainz zu verbessern. Dem ÖPNV kommt dabei eine besondere Rolle zu. Die neuen Busse werden einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten und die Stadt und Region lebenswert, attraktiv und innovativ halten“, ist der Mainzer Oberbürgermeister und Stadtwerke-Aufsichtsratsvorsitzende Ebling überzeugt. Elektrobusse könnten dabei helfen, Luftschadstoffe und Lärmemissionen im Stadtgebiet deutlich zu reduzieren. Batteriebusse weisen gegenüber konventionellen Dieselbussen eine Lärmminderung von rund 65 Prozent auf. Ebling: „Diese Lärmminderungen werden sich direkt positiv auf viele Bürgerinnen und Bürger auswirken. Der Einsatz von leisen Batteriebussen unterstützt unmittelbar den Lärmaktionsplan der Stadt Mainz und wird einen wichtigen Beitrag zur Einhaltung der EU-Umgebungslärmrichtlinie leisten.“
Ebling bedauert, dass in der Vergangenheit ein entsprechender Antrag der MVG zur Förderung von Elektrobussen durch den Bund abgelehnt worden ist. Rheinland-Pfalz erhielt 2018 keine Fördergelder. „Ich hoffe, dass sich das jetzt ändert. Wir dürfen der Entwicklung hin zu alternativen Antrieben nicht hinterherhinken.“
Verkehrsdezernentin Katrin Eder weist darauf hin, dass die Stadt Mainz 2018 den Masterplan „Green City Mainz“ entwickelt hat und fleißig dabei ist, diesen umzusetzen. „Dabei macht die Elektrifizierung des Verkehrs einen großen Teil des Planes aus.“ Mit der Beschaffung der 23 Elektrobusse und dem bereits bestehenden Straßenbahnnetz würde die Stadt Ende 2021 knapp die Hälfte elektrischen ÖPNV anbieten und wäre so ein Vorreiter in Sachen Elektromobilität in der Region. Eder lobt den technologieoffenen Ansatz der Mainzer Mobilität und der Mainzer Stadtwerke bei der Entwicklung der künftigen Fahrzeugflotte: „Es ist sinnvoll, zunächst saubere beziehungsweise emissionsarme Technologien wie Batterie- oder Brennstoffzellenbusse im Realbetrieb eine längere Zeit zu testen und dann zu entscheiden, welchen Weg man genau einschlagen will.“
Der Stadtwerke-Vorstandsvorsitzende Daniel Gahr ist überzeugt davon, dass die Fahrgastzahlen im ÖPNV weiter steigen werden. Aktuell befördert die Mainzer Mobilität etwa 56 Millionen Fahrgäste im Jahr. „Gleichzeitig nimmt das Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger für klimafreundliche Verkehrsmittel stetig zu.“ Die Gesamtsumme des Projektes inklusive Ladeinfrastruktur und Werkstattausrüstung beläuft sich auf rund 22 Millionen Euro, von denen etwa 9,4 Millionen Euro vom Bund gefördert werden würden. Falls Mainz den Zuschlag für die Förderung durch das Bundesumweltministerium erhält, würde der Bund dabei 80 Prozent der Mehrkosten eines Batteriebusses im Vergleich zu einem herkömmlichen Dieselbus übernehmen. Bei der Ladeinfrastruktur würde der Bund etwa 40 Prozent der anfallenden Kosten zahlen.
Gahr: „Wenn wir lediglich 23 neue Dieselbusse beschaffen würden, läge der Aufwand für die Mainzer Mobilität bei rund 8,3 Millionen Euro. Auch wenn der Bund uns hoffentlich unterstützt, bleibt trotz der Bundesförderung der E-Busse der Eigenanteil der Mainzer Mobilität für das Gesamtprojekt bei rund 12,6 Millionen Euro.“ Die Mainzer Stadtwerke müssen also auf jeden Fall für den ersten großen Schritt der Elektrifizierung ihrer Busflotte mit Mehrkosten von mindestens 4,7 Millionen Euro rechnen. Hinzu kommt das Risiko, dass bei möglicherweise steigenden Kosten der E-Busbeschaffung, die Mainzer Mobilität diese Kosten tragen muss. „Die Stadtwerke sind als öffentliches Unternehmen an einen engen finanziellen Rahmen gebunden. Wir können die erheblichen Mehrinvestitionen in diese neuen Technologien und Systemumstellungen nicht alleine tragen.“
Die MVG-Geschäftsführer Jochen Erlhof und Eva Kreienkamp erläuterten die langfristige Strategie der Mainzer Mobilität bei den Fahrzeugen. „Die Mainzer Verkehrsgesellschaft verfolgt die Vision eines nachhaltigen emissionsfreien ÖPNV in Mainz und hat hierzu einen Zehn-Jahresplan erarbeitet, der die Beschaffung von insgesamt 100 elektrisch betriebenen Bussen (Batterie- und/oder Brennstoffzellenbusse) in den nächsten zehn Jahren vorsieht.
Die MVG habe bereits viele Anstrengungen unternommen, um die Emissionen in Mainz zu reduzieren. Die Anfang 2019 umgesetzte Umrüstung der Dieselflotte und die jetzt auf den Weg gebrachte Anschaffung von 23 neuen Euro-6 Bussen zählen zu den ersten Schritten in diese Richtung. „Wir möchten in Zukunft die Elektromobilität, die bereits durch die Straßenbahn seit über 100 Jahren Tradition in Mainz hat, ausbauen. Es ist vorgesehen, künftig ausschließlich Fahrzeuge mit alternativen Antrieben zu beschaffen.“ Mit den 23 zusätzlichen Elektrobussen möchte die Verkehrsgesellschaft neben dem Umweltaspekt weitere Erfahrungen in diesem alternativer Antriebe sammeln und die Technologie auf Herz und Nieren prüfen und optimieren.
Mit den 23 neuen Fahrzeugen könnten Altfahrzeuge ersetzt werden. Bezogen auf die Gesamtflotte der MVG mit ca. 140 Bussen werden durch 23 Batteriebusse 16,5 Prozent des Busfuhrparks elektrifiziert. Zusammen mit den bereits beauftragten vier Batterie- und vier Brennstoffzellenbussen könnten Ende 2021 insgesamt 22 Prozent des Bus-Fuhrparks auf emissionsfreie Antriebe umgestellt sein. Hinzu kommt die Mainzer Straßenbahn, die ebenfalls emissionsfrei unterwegs ist und in Mainz mehr als ein Drittel der Fahrleistung des ÖPNV erbringt.
Der mittelfristige Zeitplan – immer unter Voraussetzung der Förderung – sieht vor, dass die Mainzer Mobilität in fünf Jahren 35 E-Busse sowie 35 Brennstoffzellenbusse im Betrieb hat. Das Umlaufprofil der MM wurde daraufhin analysiert und der Einsatz der Fahrzeuge im Liniennetz identifiziert. Batteriebusse lassen sich auf ca. 56 Prozent aller Kurse einsetzen, Brennstoffzellenbusse auf den verbleibenden 44 Prozent. „Um den Fuhrpark aber nachhaltig zu verjüngen, ist neben der einmaligen Förderung eine dauerhafte und dynamisierte Fahrzeugförderung durch das Land nötig. Hier müssen Finanzmittel für die Verkehrsträger langfristig bereitgestellt werden“, sind sich Eva Kreienkamp und Jochen Erlhof einig.
Foto: Sascha Kopp