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Mainzer „Lu“: Bürgerinitiative will Shopping-Center begleiten


Von Michael Heinze (Allgemeine Zeitung, Mainz)

Großer Andrang herrschte am Montagabend bei der Gründung der Bürgerinitiative (BI) zur Neugestaltung an der Ludwigsstraße unter dem Motto „Keine Shopping-Giganten – für eine vernünftige Einzelhandelsentwicklung in Mainz“. Fast 150 Menschen waren im engen Hörsaal im Rathaus-Untergeschoss dabei. 114 davon erklärten sich am Ende bereit, bei der BI mitzuarbeiten, darunter auch der ehemalige Leiter der städtischen Denkmalschutzbehörde Hartmut Fischer, sowie – „als Privatperson“ – Martin Lepold, Vorsitzender der Werbegemeinschaft des Mainzer Einzelhandels. (Foto: Andreas Coerper)

Zu den vorläufigen Sprechern der BI wurden die stellvertretende Vorsitzender der Altstadt-SPD Christiane Leonhardt (Altstadt), Inke Ried-Neumann (Hamü), Alexej Ameling (Kostheim) und Hartwig Daniels (Oberstadt) gekürt. Sie sollen den Prozess bis zur offiziellen Gründungsversammlung, die am 22. August, wahrscheinlich um 18 Uhr wieder im Rathaus erfolgen soll, vorantreiben.

„Alle Alternativen müssen auf den Tisch“

Ziel der BI ist es laut dem im Saal verteilten Positionspapier, sich zu einem unabhängigen, engagierten, kritischen und konstruktiven Forum zu entwickeln, zu einem Sprachrohr der Bürgerschaft gegenüber Investoren, Politik und Verwaltung. „Alle Alternativen müssen auf den Tisch“, unterstrich Daniels, 61 Jahre alter Soziologe und Unternehmensberater und einer der Initiatoren des Treffens, das von Dr. Brigitte Bertelmann vom Zentrum für Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau moderiert wurde. „Wir sind keine Verhinderer – im Gegenteil: Wir wollen nur die beste Lösung.“ Die eigentliche Fragestellung sei nicht, ob das geplante Shopping-Center groß oder klein oder rosa oder hellblau werden solle, sondern: „Was ist die optimale Lösung für die Lu?“

Zu den zwei Dutzend Menschen aller Altersgruppen und verschiedenster Berufe, die die Bewegung angestoßen haben, zählen auch Dr. Gerhard Heck und Gernot Klöckner. „Eigentlich haben wir Glück, denn es ist noch nichts entschieden“, befand Heck. „Aber es geht um viele Interessen, die die sich durchsetzen wollen, weil es um viel Geld geht – und um die Lebensqualität der Mainzer in unserer Innenstadt.“ Investor ECE wolle über Immobilienfonds möglichst viel Geld verdienen, sagte Klöckner. „Je größer das Center ist, desto besser kann man es in Anteile verkleinern und an Investitionsfonds verkaufen.“ Doch die Stadt sei Herr des Verfahrens. „Sie kann bestimmen, wie die Mall aussehen wird und entscheiden, ob sie gebaut wird oder nicht in dieser Größe“, so Heck. „Die Stadt hat die Macht und wer die Macht hat, hat auch die Verantwortung. Man kann hinterher nicht sagen, es ist leider alles so gelaufen…“

„Auch Baudezernentin Marianne Grosse geht davon aus, dass ECE zu Zugeständnissen noch bereit ist, aber die sind mit dem Geschäftsmodell von ECE nicht vereinbar“, urteilte Daniels. Jetzt soll eine Satzung formuliert und über eine Rechtsform beraten werden.