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Mainz erhält 1,6 Mio Euro zur Digitalisierung des Radverkehrs

Bike-Flash ist ein Verkehrswarnsystem zur Vermeidung von Abbiegeunfällen zwischen Kraftfahrzeugen und Radfahrern. Die gelben Warnleuchten des Systems blinken, sobald sich ein Radfahrer einer Kreuzung nähert

Für innovative Maßnahmen im Bereich Digitalisierung des Radverkehrs erhält Mainz 1,6  Mio Euro aus Fördermitteln des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI). Das entspricht 70% der Gesamtkosten von 2,3 Mio. Euroletten. „Im Fokus steht dabei der konsequente Abbau von Konfliktpunkten und Unfallstellen“ so Verkehrsdezernentin Katrin Eder. „Dazu zählt auch eine angepasste Beleuchtung auf den bestehenden Radachsen und ein hochwertiges Angebot leicht zugänglicher Radboxen.“ Auch „Bike-Flash“ und „smarte Beleuchtung“ sowie Radzählschleifen werden ausgebaut. Die Maßnahmen im Einzelnen:

Fahrradboxen

Mithilfe eines flächendeckenden Angebots von digital gesteuerten, einfach zu bedienenden, abschließbaren Fahrradboxen erhalten die Radfahrenden ein Angebot, die auf der Suche nach einem geschützten Abstellort für ihr Fahrrad, Pedelec oder E-Bike sind.  Das ist für Pendlerinnen und Pendler ebenso attraktiv wie für Bewohnerinnen und Bewohner in verdichteten Kernbereichen, die keine oder nur unzureichende Möglichkeiten des privaten Abstellens haben. Die Radboxen sollen entsprechend hauptsächlich an ÖPNV-Knotenpunkten und in Wohnvierteln installiert werden.

„Bike Flashs“

Ein weiterer Förderansatz bezieht sich auf die Behebung bisheriger Konfliktstellen und Unfallschwerpunkte. Besonders kritisch gestalten sich dabei Zweirichtungsradwege. Zur Entschärfung dieser Bereiche reichen teilweise die klassischen Maßnahmen durch Markierung und Beschilderung nicht aus. Hier sind Lösungsansätze erforderlich, die den von den Grundstücken ausfahrenden Kfz-Verkehr noch vor dem Queren der Radwege darauf aufmerksam macht, dass sich Radfahrende nähern.

Dies soll künftig durch sogenannte „Bike-Flashs“ gewährleistet werden. Diese erkennen herannahende Radfahrende mittels Wärmesensorik und lösen das Blinken von vier gelben LED-Warnleuchten in unterschiedlichen Höhen an einem Mast aus. Mit dem intelligenten Warnsystem können Autofahrende vor dem Zusammenstoß mit Radfahrenden gewarnt und so die schwächeren Verkehrsteilnehmenden besser geschützt werden.

„Smarte“ Beleuchtung von Radwegen

Um das Angebot für die Radlerinnen und Radler in den späteren Abendstunden zu optimieren, wird zudem die Installation „smarter Beleuchtung“ gefördert. Bei der Nutzung von Radrouten wünschen sich viele Radfahrende zur dunkleren Jahreszeit eine Steigerung des Sicherheitsgefühls durch mehr Beleuchtung.

Allerdings steht diesem Interesse der Radfahrenden auf manchen Wegstrecken, insbesondere zwischen den Stadtteilen und in Grün-Bereichen ebenso berechtigte Aspekte des Umweltschutzes entgegen. In Zeiten des dramatischen Insektensterbens sind daher Beleuchtungen in grünen Bereichen äußerst sensibel.  Zudem war bislang die Anbindung der Beleuchtung an das öffentliche Stromnetz in solchen Bereichen nicht wirtschaftlich darstellbar. Durch die Ausstattung solcher Achsen mit solarbetriebenen LED-Leuchten kann jedoch Abhilfe geschaffen werden. Die Leuchten dieses autarken Systems sind mit einer intelligenten und vernetzten Lichtsteuerung ausgestattet, die es erlaubt, die Leuchtdauer und Intensität flexibel zu bestimmen und die Sonnenenergie in den lichtarmen Wintermonaten optimal zu nutzen. Mit Unterstützung der voreilenden Beleuchtung, können per Wärmesensorik erfasste Radfahrende an einer Lampe vorbeifahren und anschließend werden automatisch jeweils die nächsten drei Lampen ebenfalls erleuchtet. Das entsprechend konstruierte Lichtmanagement ist flexibel und kann jederzeit an wechselnde Anforderungen angepasst werden. Zusätzlich zu den Kostenvorteilen bietet diese neuartige Beleuchtung deutliche Vorteile im Sinne des Artenschutzes. Im Vergleich zu  herkömmlicher Straßenbeleuchtung sind zudem Einsparungen von ~2.500 kg CO²-Emmisionen pro Leuchte möglich.

Radzählschleifen

Begleitend zu diesen Maßnahmen werden an geeigneten Stellen Radzählschleifen in den Untergrund eingebaut. Die Zählungen der Induktionsschleifen geben ein zeitgenaues direktes Feedback über das Radverkehrsaufkommen auf den gewählten Strecken. Mit den so erhobenen Daten lassen sich Entwicklungen und Trends mitverfolgen und eine bedarfsgerechte Förderung des Radverkehrs planen.

Ausbau der „Rad-Taster“

Bisher sind einige der Ampelschaltungen in der Stadt Mainz auf eine Grüne Welle für den Autoverkehr ausgerichtet. Um auch für Radfahrende eine attraktive Alternative zu schaffen, setzt die Stadt bereits seit einiger Zeit auf den sogenannten „Rad-Taster“. Dieser ist in Fahrtrichtung etwa drei bis fünf Meter von der zu querenden Straße abgesetzt, damit man ihn bequem in der Bewegung betätigen kann. Nach dem Drücken erhält der Radverkehr innerhalb von etwa drei Sekunden grün, sodass es nicht nötig ist, anzuhalten und abzusteigen um die Straße zu queren. Etablieren konnten sich die Rad-Taster beispielsweise schon in der Fahrradstraße Elisabeth-Selbert-Straße/Emy-Roeder-Straße sowie in der Neumannstraße/An der Goldgrube sowie Im Leimen/Heiligkreuzweg.

Intelligente Ampelsteuerungen

Neben dem weiteren Ausbau der Rad-Taster plant die Stadt auch ein breiteres Angebot intelligenter Ampelsteuerungen. In einem Pilotversuch konnte diese schon an der Kreuzung Rheingauwall/Hattenbergstraße erfolgreich getestet werden. Hier werden Radfahrende, die den Radweg entlang der Hattenbergstraße stadteinwärts befahren, auf Höhe der Straße Rheingauwall von einem Wärmebildgerät erkannt. Daraufhin wird ein Signal an die dem Fahrtverlauf folgenden Ampeln gesendet und diese auf Grün gestellt. So kann der Radverkehr die Fahrt bequem fortsetzen und die Straße queren, ohne extra anhalten und selbst den Anforderungstaster betätigen zu müssen. Künftig ist die weitere Installation solcher intelligenten Steuerungselemente vorgesehen, etwa im Drususwall zur Querung der Windmühlenstraße.

Auch die Ampelanlage in der Saarstraße / Ecke Dr.-Martin-Luther-King-Weg wurde im Sinne des Radverkehrs optimiert. Hier befindet sich eine vergrößerte Aufstellfläche für Radfahrende, die diesen Weg insbesondere zum Erreichen der Universität nutzen. Seit dem Umbau der Kreuzung für die Mainzelbahn – die nun auch viele Studierende auf der Schiene zu ihren Vorlesungen bringt – war an dieser Stelle nicht mehr erkennbar, wie lange man noch problemlos auf die Aufstellfläche fahren kann, ohne mit dem anfahrenden Autoverkehr in Konflikt zu geraten.

Daher wurden hier eigene Radsignale ergänzt, die dieser Anzeige dienen. Auch wurde die Grünphase entsprechend angepasst, damit die Radfahrenden vor dem Autoverkehr in die Pedale treten können. Darüber hinaus wurde auch die Ampelschaltung am Univorplatz angepasst und mehr Zeit für den Radverkehr eingeplant.

Radfahrende von der Uni in Richtung Saarstraße haben nun längere Grünphasen, um die Albert-Schweitzer-Straße zu queren, bevor der rechts abbiegende Autoverkehr in der Straße An der Allee abfährt. Am Ende der Saarstraße wurden an der Kreuzung vor der Agentur für Arbeit zudem sogenannte Sichtzeichen ergänzt, um Radfahrende und Fußverkehr noch besser vor verbotswidrig rechtsabbiegenden Kfz zu schützen.

Um den Radverkehr auf der für die Erreichbarkeit der Universität wichtigen Achse sichtbarer zu machen, erhalten die Albert-Schweitzer-Straße und der Dr.-Martin-Luther-King-Weg demnächst zudem eine Piktogrammkette.

Zudem setzt die Stadt Mainz auf die Förderung der Radinfrastruktur. Neben dem Ausbau der Radabstellanlagen werden nun auch weitere Radrouten umgesetzt. Die Ergebnisse der Mobilitätsbefragung Ende 2019 zeigen, dass die Fahrradnutzung im Stadtgebiet stetig ansteigt. So erhöhte sich der Radverkehrsanteil in der Verkehrsmittelwahl der Mainzer Bürgerinnen und Bürger von 20 % in 2016 auf 25 % in 2019. Somit wird mittlerweile ein Viertel der Wege in Mainz mit dem Rad zurückgelegt.

Vor allem auch der weitere Zuwachs des Pedelec-Besitzes der Mainzer Haushalte (von 7 % auf 12 %) belegt, dass sich das Fahrrad als alltagstaugliches Verkehrsmittel für den Stadtverkehr etabliert hat. „Angesichts des rasanten Wachstums und der Verschiebungen von anderen Verkehrsmitteln hin zur Fahrradnutzung, ist es wichtig zentrale Radrouten weiter zu stärken sowie sicher und komfortabel zu gestalten“, so Katrin Eder, Verkehrsdezernentin der Stadt Mainz.

Dabei sind die Planungsspielräume der Radverkehrsführung in den  Kommunen grundsätzlich an die Straßenverkehrsordnung (StVO) gebunden – und naturgemäß auch an die Platzverhältnisse, die von „Hauswand zu Hauswand“ vorgegeben sind. Diese Voraussetzungen stellt die Realisierung der Radinfrastruktur in innerstädtischen Räumen wie denen der Stadt Mainz vor besondere Herausforderungen. Die engen Straßen ermöglichen nur selten die Ausweisung von gesondert angelegten Radwegen, jedoch bietet die Anlage von Radfahrstreifen und Schutzstreifen eine gute Alternative.

Um ein entsprechendes Angebot zu schaffen, werden in den kommenden Tagen weitere Radachsen ausgewiesen und markiert.

Lückenschluss in Gärtnergasse

„Im Hinblick auf die Förderung der verschiedenen Wegeketten spielt die Erreichbarkeit des Hauptbahnhofs eine entscheidende Rolle. Von einer Optimierung der Streckenführung profitieren nicht nur Innenstadtbewohnerinnen und -bewohner, sondern ebenso Pendler/innen, denen die Nutzung des Fahrrads für ihre Arbeitswege erleichtert wird“, sagt Eder. Daher wird als eine der ersten Maßnahmen der Lückenschluss in der Gärtnergasse als Alternativtrasse zur Bahnhofstraße umgesetzt. Durch das Aufbringen von beidseitigen Schutzstreifen erhalten Radfahrende hier eine direkte und eindeutige Wegeführung. Der so neu aufgeteilte Fahrbahnraum ist übersichtlicher und damit sicherer für alle Verkehrsteilnehmer/innen. Parken ist dort künftig nicht mehr möglich.

Schutzstreifen entlang der Hechtsheimer Straße Zudem wird parallel zum nicht mehr benutzungspflichtigen Radweg entlang der Hechtsheimer Straße zwischen An der Goldgrube und Martin-Luther-Straße ein Schutzstreifen markiert, der auch hier das schnelle Radeln auf der Straße ermöglicht. Hier herrscht künftig Wahlfreiheit, ob der alte Radweg oder der neue Schutzstreifen genutzt wird.

Radfahrstreifen Am Linsenberg, beidseitig in Windmühlenstraße Darüber hinaus wird die Straße Am Linsenberg mit einem breiten Radfahrstreifen ausgestattet. Künftig wird so die Streckenführung zur Unimedizin optimiert und auch der schmale Gehweg in diesem Bereich vom Radverkehr entlastet.

Auch die Windmühlenstraße wird nach Ostern einen breiten Radfahrstreifen bergauf und einen Schutzstreifen bergab erhalten. So können demnächst Radfahrerinnen und Radfahrer zwischen der Oberstadt und der Altstadt bequem auf der Fahrbahn mitradeln. Die weiteren Planungen sehen hier außerdem vor, die Querungen über die Windmühlenstraße zu optimieren. Zukünftig wird die Ampel zwischen der Wegeführung am Drususwall rad- und fußverkehrsfreundlich gestaltet. Darüber hinaus entstehen derzeit erste Entwürfe für eine verbesserte Verbindung zwischen Zitadellenweg und „Eisgrub-Serpentine“.

Demnächst wird auch die Bauhofstraße einen breiteren Radfahrstreifen erhalten und die Elbestraße durch Verschieben der Parkplätze an den Bordsteinrand einen Schutzstreifen.