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Linke kritisiert Planung für Ludwigsstraße

Der baupolitische Sprecher der Linksfraktion im Stadtrat, Martin Malcherek, erklärt: „Der Planungsstand zur Ludwigsstraße offenbart vor allem eins: Dass den Verantwortlichen nicht mehr einfällt als „weiter so“. Dabei ist das Areal Ludwigsstraße / Weissliliengasse nach wie vor eine blutende Wunde im Herz der Altstadt. Dass dort trotz allseitig beklagtem Sterben des Einzelhandels und damit einhergehendem Leerstand auch in vormalig begehrten Lagen nach wie vor auf das „Einkaufserlebnis“ gesetzt wird, ist anachronistisch. Im Internetzeitalter ist anderen Stadtplaner*innen längst klar, dass eine Innenstadt nicht mehr funktioniert wie 1960. In Mainz wird stattdessen ein neuer Karstadt gebaut. Autofreie Innenstadt? Von wegen – Mainz bleibt Mainz.

Auch wenn der Investor betont, dass nun mehr Fläche für Kultur geschaffen wird: Bezahlen müssen andere. Der kleine Fastnachtsverein von nebenan wird sich die Saalmieten wohl nicht leisten können. Deshalb wäre es aus Investorensicht natürlich ideal, auch hier stadtnahe Gesellschaften als Ankermieter zu gewinnen, wie schon im ehemaligen Haus des Weins: So zahlen die Mainzer*innen nicht nur den Kaufpreis, der sich schließlich amortisierten muss, sondern auch die Rendite, auf die der Investor nicht verzichten kann.

Es wird Zeit, anstelle des angeblich alternativlosen Ausverkaufs der Innenstadt damit zu  beginnen, wofür eine öffentliche Verwaltung bezahlt wird: Die Interessen der Allgemeinheit mit den Mitteln des Bauplanungsrechts durchzusetzen. Im Bereich Ludwigstraße wäre ein mutiger Schritt nötig, den die Verantwortlichen aber nie in Betracht gezogen haben. Dort wird seit Jahren einzig und allein der Plan verfolgt, ein neues Kaufhaus zu errichten.

Entlarvend ist, dass auch die Pläne für ECE von der Verwaltung zunächst frenetisch bejubelt wurden, bevor sie unter den kritischen Blicken der Öffentlichkeit dahingeschmolzen sind. Dass der Protest zuletzt leiser geworden ist, heißt nicht, dass die Ideen besser geworden wären.

Dabei wäre bereits der Erhalt des Bestehenden ein Schritt nach vorne: Die Pavillons ermöglichen eine multifunktionale Nutzung und sind nicht auf großflächige Verkaufsräume festgelegt, sind aber trotzdem für den Handel nutzbar, wenn das nach Internet und Pandemie noch gebraucht wird.

Dass dabei mal wieder öffentlicher Grund und Boden privatisiert wird, zeigt einmal mehr, was der Ampel die rotgrünen Wahlversprechen wert sind: Gar nichts. Wenn es drauf ankommt, auch gegen den grünen Ortsvorsteher der Altstadt.

Zur Erinnerung: Mit dem Ausbau der Weissliliengasse wurde ein ganzes Altstadtquartier dem Autowahn geopfert: Die innerstädtischen Kaufhäuser sollten möglichst mit dem PKW angefahren werden. Dies wurde mit massiven Eingriffen ihn die wohl jahrtausendealte Bebauungsstruktur der Altstadt erkauft und gegen die protestierenden Anwohner*innen durchgesetzt. Heute wissen wir, dass das ein Fehler war. Man kann das Rad nicht zurückdrehen, aber aus Fehlern lernen. Dies würde mit einer an Klimawandel und geändertes Einkaufsverhalten angepassten Planung beginnen.“