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Landesmuseum und Stadt Mainz geben Werke aus NS-Zeit zurück

„Herkunft [un]geklärt“ heißt die aktuelle Ausstellung im Landesmuseum, die sich den Geschichten der Kunstwerke widmet, die das Altertumsmuseum und die Gemäldegalerie der Stadt Mainz in den Jahren der NS-Zeit 1933 bis 1945 erwarben. Bei zwei dieser Kunstwerke heißt es nun: „Herkunft geklärt“. Im Beisein von Innenminister Ebling und OB Haase wurden sie den Nachfahren des ursprünglichen Besitzers Siegmund Levi, einem jüdischen Kunstsammler aus Mainz, formal zurückgegeben. Levi hatte seine Werke unter dem Druck der Nationalsozialisten abgeben müssen, bevor er letztlich ins KZ Theresienstadt deportiert wurde und dort starb.

„Raubkunst aus der NS-Zeit in unseren Museen ausfindig zu machen und nach Möglichkeit den rechtmäßigen Eigentümern oder deren Nachfahren zurückzugeben, ist unsere kulturpolitische Verpflichtung und Verantwortung. Ich bin stolz, dass dieser Verantwortung im Landesmuseum Mainz seit vielen Jahren nachgekommen wird. Das Schicksal des Kunstsammlers Siegmund Levi führt uns das geschehene Unrecht eindrücklich vor Augen“, sagte der für das kulturelle Erbe zuständige Innenminister Michael Ebling. „Umso mehr freut es mich, dass wir die Erben Levis heute in Mainz empfangen durften, um zwei Kunstwerke offiziell zurückzugeben.“

„Die betreffenden Kunstwerke mussten 1937 von Siegmund Levi veräußert werden. Vor dem Hintergrund seiner unmenschlichen Verfolgung freut es mich sehr, dass der Stadtrat am 15. Mai einstimmig die Rückgabe der Werke an die Erben von Siegmund Levi beschlossen hat“, so OB Haase.

Das Landesmuseum erforscht seit 2019 in einem vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Provenienzforschungsprojekt die Herkunft aller zwischen 1933 und 1945 erworbenen Objekte in seiner Sammlung. Bei den beiden nun zurückgegebenen Werken handelt es sich um ein anonymes Gemälde aus dem 18. Jahrhundert mit einer rechtsrheinischen Ansicht der Stadt Mainz sowie eine auf das Jahr 1753 datierte Handzeichnung des Mainzer Doms des Künstlers Jan de Beyer.

„Dank unserer Recherchen konnten wir zwei Kunstwerke identifizieren, die der Sammlung Siegmund Levi zuzuordnen sind. Beide Gemälde wurden nun den Erben des Mainzer Justizrats Siegmund Levi formell überreicht. Sie bleiben aber noch bis zum Ende der aktuellen Ausstellung im Landesmuseum zu sehen“, so die Direktorin des Landesmuseums Mainz, Dr. Birgit Heide.

Dr. Siegmund Levi wurde 1864 in Mainz geboren. Er war ein erfolgreicher Anwalt und interessierter Kunstsammler, der als Jude ab 1933 durch die Nationalsozialisten verfolgt wurde. 1938 musste er seine Zulassung als Rechtsanwalt aufgeben und sein Elternhaus sowie den Großteil seiner Kunstsammlung und Bibliothek veräußern. Levi zog 1938 nach Frankfurt, wo er bis zu seiner Deportation am 18. August 1942 lebte. Am 2. Februar 1943 verstarb er im KZ Theresienstadt. Sein Schicksal ist Teil der aktuellen Sonderausstellung „Herkunft [un]geklärt. Die Erwerbungen des Altertumsmuseums und der Gemäldegalerie der Stadt Mainz 1933-1945“, die noch bis zum 15. September 2024 im Landesmuseum Mainz zu sehen ist.

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