Wie wollen wir leben? Mit der Bewerbung für die Landesgartenschau im Jahr 2026 will sich Mainz den entscheidenden Fragen der Stadtentwicklung stellen. Aus Werkstattgespräch und Bürgerbeteiligung zu Beginn des Jahres wurden neue Erkenntnisse gewonnen, die derzeit in die Planungen einfließen. Vor allem das Rheinufer soll stärker einbezogen werden.
„Die Dinge sind noch abstrakt“, so Michael Ebling (SPD). Gemeinsam mit Baudezernentin Marianne Grosse (SPD) und Umweltdezernentin Katrin Eder (Grüne) präsentierte der Oberbürgermeister am Donnerstag einen Zwischenstand. Derzeit befinde man sich noch „mittendrin“ und sei von einem fertigen Konzept weit entfernt. Dennoch bestimmen die Ergebnisse aus den Bürgerbeteiligungen die weitere Fahrtrichtung im Planungsprozess. Wünsche nach mehr Grünflächen, der Einbindung des Rheinufers und Barrierefreiheit wurden dabei geäußert. Daraus wurden vier Szenarien skizziert, die sich nach der Frage richten, wie Leitideen einer lebenswerten Stadt realisiert werden können. „Was ist für die Stadtentwicklung wichtig? Daraus leiten wir die Konzepte für die Landesgartenschau ab“, so Axel Strobach, Leiter des Stadtplanungsamts, der in den Bürgerbeteiligungen beobachtet habe, dass es überwiegend nicht um das „Ob“, sondern um das „Wie“ einer Landesgartenschau in Mainz gegangen sei.
Die Stadt – wie durch die Bürgerbeteiligung gefordert – „neu zu inszenieren“, ist mit Ideen verbunden, mehr Grünflächen zu schaffen und das Rheinufer stärker in Szene zu setzen. „Die umliegenden Quartiere sollen profitieren. Die Landesgartenschau soll auf die gesamte Innenstadt ausstrahlen“, so Strobach. Die Herausforderung stellt sich dabei in einer so dicht besiedelten Stadt wie Mainz, geeignete Flächen zu finden. „Es ist keine klassische Bewerbung“, so Michael Ebling. „Wir sind nicht die Stadt, die eine große freie Fläche hat und darauf etwas Neues plant. Das wäre der Klassiker. Wir sind in einem Gebiet, das bewohnt, bebaut, benutzt wird und in seinen Flächen schon Funktionen erfüllt“, erklärte der Oberbürgermeister.
Die Szenarien für eine Landesgartenschau bewegen sich zum einen um die Wallanlagen, Zitadelle sowie Volks- und Stadtpark. Wesentlich wahrscheinlicher ist nach derzeitigem Stand jedoch das Szenario, das die Bereiche Volks- und Stadtpark, Zitadelle samt Rheinufer umfasst, also von Ober- über Alt- bis Neustadt. Diese Pläne sollen Basis der Machbarkeitsstudie sein, an der Stadt und das Büro „HNW Landschaftsarchitektur“ arbeiten. Neben der Umsetzung von „Mikroprojekten“ zielt das Konzept auf eine nachhaltige Aufwertung der Zitadelle und des Römischen Theaters. Außerdem soll das Rheinufer im Zuge des Projekts „Mainz 2030“ umgestaltet werden. Auch das Thema Barrierefreiheit spielt dabei eine bedeutende Rolle. So soll eine neue Brücke geschaffen werden, die den Volks- und Stadtpark mit Winterhafen/Rheinufer behindertengerecht verbindet. Begrünungen der Innenstadt, die in Form von „Mikroprojekten“ umgesetzt werden könnten, sollen dem Klimawandel angepasst werden. „Es ist eine große Chance, die vor uns liegt“, sagte Umweltdezernentin Katrin Eder. Aus den Beteiligungsrunden habe sie ein einheitliches Stimmungsbild gewonnen: „Die Chance besteht darin, dass wir einen Zugewinn an Grünflächen bekommen und das eine oder andere Projekt der nachhaltigen Mobilität.“ Letzteres betrifft vor allem den Aufgang von Winterhafen zum Stadtpark und die Übergänge von der Zitadelle in die Innenstadt. „Zitadelle und römisches Theater sollen nachhaltig aufgewertet werden. Dafür wollen wir ein Gesamtkonzept erstellen, das mit den Initiativen besprochen wurde“, so Marianne Grosse. Der Enthusiasmus sei dabei groß, so die Baudezernentin. Konkrete Vorschläge sollen bei einem runden, digitalen Tisch nach Ostern mit den Initiativen gesammelt werden.
Am 4. Mai folgt ein weiteres Werkstattgespräch und am 19. Mai eine Bürgerinformation. Im Juni soll dem Stadtrat eine Entscheidungsgrundlage vorgelegt werden. Geht alles klar, können zum 15. Oktober die Bewerbungsunterlagen für die Landesgartenschau eingereicht werden.