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Interview mit Silke Philipps-Deters (Designforum RheinlandPfalz)

Du bist seit März Projektleiterin des Designforums RheinlandPfalz. Wozu ist das gut?

Wir wollen die Kultur- und Kreativwirtschaft als Wirtschaftsfaktor sichtbar machen und Unternehmen zeigen, dass Design für sie eine Relevanz hat. Zur Branche gehören zum Beispiel die Software- und Gamesindustrie, der Architekturmarkt, der Buchmarkt, aber auch Film und Medien. Rund 27.000 Menschen sind in Rheinland-Pfalz in diesem Wirtschaftszweig beschäftigt, viele Freiberufler oder Ein- bis Zweimannbetriebe, was es schwer macht, wahrgenommen zu werden.

Was macht ihr für mehr Wahrnehmung?

Es gibt schon sehr lange zwei große Aktionen: zum einen der Designpreis Rheinland-Pfalz, zum anderen die Mainzer Designgespräche. Ich möchte hier noch mehr ein Netzwerk aufbauen. Dafür haben wir zum Beispiel gerade das Heimspiel erfunden – Zu Gast bei Kreativen in Rheinland-Pfalz. Es findet alle zwei Monate statt. Kreative öffnen ihre Türen und geben Einblicke hinter die Kulissen. Das nächste Heimspiel in Mainz ist im Dezember, wahrscheinlich in der Neustadt. Darüber hinaus sind wir aber auch ein ansprechbares Büro, wenn zum Beispiel ein Betrieb ein neues Design machen möchte und nicht weiß, wie man da vorgeht, oder ein Kreativer wissen möchte, welche Fördermöglichkeiten, Wettbewerbe usw. es so gibt.

Du bist zusammen mit deinem Mann auch Inhaber vom Inside Möbelladen in der Klarastraße und hast eigentlich Kommunikationsdesigndesign studiert. Hast du noch mehr Jobs?

Ich mache sonst nur noch für zwei Lieblingskunden etwas Design. descom ist schon ein Vollzeitjob, deshalb bin ich operativ auch nicht mehr im Inside tätig. Dort konzentrieren wir uns aber ansonsten auf die Planung vom privaten Wohnen bis zu Objekteinrichtungen. Die größte Rolle spielt hier nach wie vor die persönliche Ansprache und individuelle Beratung.

Du bist auch bei Business Moms aktiv. Ihr tretet für mehr Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein?

Ja, ich bin Gründerin und Vorstandsmitglied. Wir haben uns vor sechs Jahren gesagt: „Wir müssen uns mit Frauen aus verschiedenen Branchen zusammentun und sehen, wie wir aus der Misere rauskommen und uns unterstützen können.“ Also Vereinbarkeit von Beruf und Kinderbetreuung, Flexibilität vom Arbeitgeber … Was ist mit dem Mann – hat er Flexibilität oder ist das vorenthalten? Wir sind 45 berufstätige Mütter oder Mütter, die wieder in den Beruf zurückwollen. Und es inspiriert uns, Geschichten von anderen zu hören. Wir veranstalten aber auch Workshops von Rhetorik über Finanzen bis hin zu politischen Abenden.

Was würdest du machen, wenn du nicht Design studiert hättest?

Was mich immer schon gereizt hat, war Kunsttherapie. Dieser Gedanke begleitet mich mein Leben lang. Es ist ein super spannendes therapeutisches Mittel; auch gerade mit den Flüchtlingen, wo viele traumatisiert sind, auch Kinder und Erwachsene, die nicht der Sprache mächtig sind. Durch meine eigenen Kinder habe ich in den letzten Jahren auch viel mit ihnen und anderen Kindern gemacht, an Schulen Kunst- und Designprojekte initiiert. Das macht mir totalen Spaß.

Mensch

Kommst du gebürtig aus Mainz?

Ich komme aus Vechta zwischen Bremen und Osnabrück. Ich bin zum Studium und wegen der Liebe damals nach Mainz gegangen. Später war ich mal kurz in der Werbung, aber das hat mir nicht so zugesagt. Dann kamen die Zwillinge und nach und nach auch wieder mehr freiberufliche Arbeit. Ende letzten Jahres habe ich beschlossen, das alles etwas zu bündeln und fokussieren. Und dann kam das Stellenangebot von descom. Darauf hatte ich schon immer Lust und der Zeitpunkt hat einfach gepasst.

Wie hat sich dein Leben durch die Kinder verändert?

Es ist natürlich bereichert, obwohl ich die ersten beiden Jahre komplett ausgeknockt war. Nach und nach findet man aber wieder rein. Und jetzt sind die beiden neun Jahre alt und jeder hat seine Position gefunden. Für mich war es schon immer wichtig, eine Familie zu haben. Ich komme selbst aus einer großen Familie. Vom Typ her und was meine Wünsche und Träume betrifft, bin ich dann aber doch auch ein Stück weit die alte geblieben.

Bist du glücklich in Mainz oder vermisst du den Norden?

Vor neun Jahren wäre ich noch lieber nach Hamburg gegangen. Eine tolle Stadt und meine drei Geschwister und viele Freunde leben dort. Aber seitdem ich Familie und Kinder, sowie einen treuen Freundeskreis habe, will ich gar nicht mehr aus Mainz weg und schätze diese Stadt, die Übersichtlichkeit. Man ist schon sehr geborgen, hat seinen Kiez. Das finde ich eigentlich genauso komfortabel. Ich habe mich noch nie so verwurzelt gefühlt wie jetzt.

Hast du noch andere Hobbys?

Ich jogge zweimal in der Woche morgens um halb sechs. Das macht den Kopf frei. Und seit Neuestem gehe ich zusammen mit meinen Kindern in ein Atelier zum Zeichnen.

Was bedeutet Glück für dich?

Heruntergebrochen ist Glück wohl mit meiner Familie zusammen zu sein und Zeit zu haben für Familie und Freunde, weil Zeit natürlich rar ist.