Honne Dohrmann, ehemaliger Direktor der Tanzcompagnie Oldenburg, wird zur Spielzeit 2014/15 die Direktion der Tanzsparte am Staatstheater Mainz übernehmen. Damit folgte er dem Ruf des zukünftigen Intendanten Markus Müller, den es vom Oldenburgischen an’s Mainzer Staatstheater und damit ebenfalls aus dem hohen Norden nach Rheinland-Pfalz verschlug. „Es war mein größter Wunsch, doch ich war mir nicht sicher, ob es mir gelingen würde, ihn nach Mainz zu holen. Umso froher bin ich jetzt, ihn tatsächlich hier zu haben!“, so Müller im Pressegespräch. Dohrmann hat sich besonders als erfolgreicher Netzwerker einen Namen in der Tanzszene gemacht und steht für ein modernes, internationales Profil des zeitgenössischen Tanzes. ballettmainz wird damit zu tanzmainz.
„Es ist eine spannende Aufgabe in einem zudem noch sehr schönen Haus.“, freut sich Dohrmann über seine zukünftige Beschäftigung. „Ich möchte es öffnen und die Möglichkeit bieten, kreative Kräfte zu entfalten und freizusetzen.“ Zentrales Merkmal seiner Arbeit wird sein, anstelle eines festen Chefchoreographen ausschließlich mit wechselnden und auch internationalen Gastchoreographen zu arbeiten. – Ein Konzept, das er bereits während seiner Tätigkeit am Oldenburgischen Staatstheater verfolgte und nun auch hier etablieren möchte. Dies ermögliche eine große stilistische Vielfalt und fördere auch eine „innere Offenheit der Tänzer gegenüber neuen Choreographen“. Klarer Mittelpunkt seiner Tätigkeit sei das Ensemble, die Tänzer seien es, die ihm am Herzen liegen: „Ich lege Wert auf Tänzer, die selbstbewusst sind, die hier aktiv mitgestalten und sich auch persönlich einbringen.“ Denn ein tolles Ensemble locke tolle Gastchoreographen. – So ist es ein weiteres Anliegen, auch große Namen an’s Haus zu holen und vor allem durch Kooperationen als Staatstheater Mainz auch international wahrgenommen zu werden.
„Die guten Tänzer sind das Grundgerüst der gesamten Arbeit. Dann müssen Ressourcen geteilt, Vermittlungsarbeit geleistet und auch Netzwerke geschaffen werden.“ Nach Dohrmanns Vorstellung gelte dies für beide Seiten: Für Zuschauer und Ensemble gleichermaßen. Mit Hilfe von Einführungen, offenen Proben und Publikumsgesprächen kann neben einem breiten Spektrum an Arbeiten auch ein breites Spektrum an Publikum geschaffen werden. „Wir müssen doch alle voneinander erfahren, voneinander wissen. Dann können wir auch voneinander lernen.“ Weiteres Plus für die Tänzer könnten außerdem Workshops, Diskussions- und Gesprächsrunden, sowie der Austausch über Produktion und Arbeitsweise in Kooperation mit anderen, auch internationalen Kompagnien sein: „Sharing and Learning“, eine weitere Vorgehensweise aus Oldenburg, die sich Dohrmann auch in Mainz vorstellen könnte. Das Potenzial differenzierter Vermittlungs- und Vernetzungskonzepte soll so besondere Aufmerksamkeit erfahren, Partnerschaften in internationalen Verbänden und mit aus- und inländischen Tanzensembles sollen ebenso dazu beitragen wie regionale Vernetzungen mit Universitäten, Unternehmen und verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen. Größter Traum seiner Arbeit als Tanzdirektor in Mainz sei ebenfalls die Einrichtung eines Tanzfestivals, auf dem Ensemble und Zuschauer zusammenkommt: „Ich möchte eine größtmögliche Sichtbarkeit für den Tanz schaffen.“, so Dohrmann begeistert.
Auch der designierte Intendant Markus Müller räumt der Tanzsparte einen wichtigen Platz in seinen Zukunftsplänen für das Staatstheater Mainz ein: „Der zeitgenössische Tanz steckt voller faszinierender künstlerischer Potenziale.“ Deshalb werde auch die bisherige Stärke von rund 18 Tänzerinnen und Tänzern bestehen bleiben, um in Mainz damit eine der größten zeitgenössischen Tanzcompagnien in Deutschland zu erhalten. Abgestimmt auf die verschiedenen Spielstätten und Kontexte wird das Spektrum große publikumswirksame, sowie kleine, innovationsfreudige Arbeiten umfassen. So erwartet den Zuschauer eine breite Palette choreographischer Handschriften, die künstlerische Routine ausschließen, aber tiefe Eindrücke hinterlassen sollen. Und beide zeigen sich zuversichtlich und extrem motiviert, diese Erwartungen zu erfüllen: „Wir wollen in die Welt hinaus, sofern sie uns denn haben will!“
Fotograf: Andreas J. Etter