Arbeiten des amerikanischen Fotokünstlers Jay Mark Johnson aus Los Angeles werden zur Zeit im Essenheimer Kunstverein / Kunstforum Rheinhessen in einer Ausstellung unter dem Titel X = time noch bis zum 19. Juni gezeigt.
Der Ausnahmekünstler, der mit Ausstellungen sonst nur in den großen Metropolen dieser Welt heimisch ist, kommt kurzfristig auf der Durchreise von Paris zur Art Basel zu Besuch. Am Pfingstsonntag, den 12. Juni um 16 Uhr findet im Kunstforum Rheinhessen in Essenheim (Kirchplatz 2) eine „zweite, erweiterte Vernissage“ statt, bei der die Anwesenden Jay Mark Johnson zusammen mit der Kuratorin der Ausstellung, Dr. Nicole Beyer, bei einem kleinen Umtrunk und geführten Rundgang durch die Ausstellung persönlich kennen lernen können.
Der 1955 geborene amerikanische Fotokünstler Jay Mark Johnson, dessen markante Fotografien bereits im MoMA New York oder im Art Institute of Chicago in der ständigen Ausstellung vertreten sind, bannt mit einer von ihm modifizierten Spezialkamera zeitliche Abläufe und Bewegungen in einer horziontalen Achse auf die Fläche.
Menschen in Bewegung, z.B. beim Schwimmen oder Taichi sowie einzigartige Stilleben, in denen Wellenformationen und Straßenzüge oder Bauern bei der Feldarbeit abgebildet werden, erhalten durch die gleichzeitige digitale Aufzeichnung von Raum und Zeit eine völlig neue Ansichtsweise, die jedoch nicht weiter bildtechnisch manipuliert ist.
Die durch die Gleichzeitigkeit von Raum und Zeit erzeugten rätselhaften Abbildungen zeigen eine Realität, die seltsam wirklich und dennoch unwirklich wirkt und sind eine methodisch und visuell stark erweiterte Form von Bewegungsstudien des späten 19. Jahrhundert.
Über den Künstler
Jay Mark Johnson, geb. 1955 in St. Petersbourgh, Kalifornien, hat am legendären Institute for Architecture and Urban Studies studiert und als Assistent von Peter Eisenman sowie für Rem Kohlhas und Aldo Rossi gearbeitet. Arbeiten von ihm befinden sich in den ständigen Sammlungen des MOMA in New York, im Smithonian Institute sowie im Art Institute of Chicago.
Seine künstlerischen Aktivitäten reichen von Theaterarbeit, über
musikalische Performances bis hin zum Journalismus und zur Fotografie,
was im New York der frühen 80er zu Aktionen mit Künstlern wie Nan
Goldin, Kiki Smith und John Lurie führte. Er ist Mitbegründer
alternativer Fernsehgesellschaften in Manhattan und im politisch
turbulenten El Salvador der späten 80er. Nach seiner Rückkehr aus
Lateinamerika begann er in der Filmindustrie zu arbeiten und ist
mittlerweile Filmregisseur (Mitglied der Directors Guild of
America) mit großer Erfahrung im Bereich der visuellen Effekte u.a.
durch die Mitarbeit an Filmen wie Outbreak, Matrix, Titanic, Tank
Girl, Moulin Rouge, Weisser Oleander und an Musikvideos u.a. für die
Red Hot Chili Peppers, Madonna und Michael Jackson.
Die Fotografien fordern die gängigen Mechanismen der Wahrnehmung
heraus. Es kommen unkonventionelle Fototechniken zur Anwendung (slit-scan-Fotografie), um die räumlichen und zeitlichen Dimensionen des Bildes zu verschieben. Die räumliche Vertikalität bleibt dabei erhalten. Die horizontale
Dimension des Bildes bleibt zwar fotografisch, ist jedoch nicht
räumlich, sondern zeitlich. Sie repräsentiert nicht die Breite des
Raumes, sondern den zeitlichen Ablauf. „Durch Ersetzen der einen
fotografischen Dimension unter Beibehaltung der anderen wirken die
sich daraus ergebenden hybriden Bilder sowohl fremdartig als auch
vertraut.“ (Jay Mark Johnson, in „Notes about Motion Study images“,
Los Angeles 2006)
Die Bilder entstehen nicht durch digitale Bildbearbeitung, die
Dimension der Zeit wird auf neuartige Weise in das fotografische Bild
integriert (Ausnahmen sind die Aktaufnahmen).
Jay Mark Johnson lebt in Venice, Kalifornien und arbeitet in Los Angeles.