Auf dem Boden Kastanien, Bucheckern und riesige Laubberge, oben ein prächtiges Farbenspiel aus kräftigem Orange, Rostrot und einem zarten Hauch von Gelb. Die Wälder rund um Mainz zeigen sich dieser Tage von ihrer schönsten Seite – denn es ist Herbst. Und da gibt es im Wald allerhand zu entdecken.
Lennebergwald Gonsenheim – Ein Paradies für Kinder
Kastanienmännchen bauen, aus Bucheckern ein Brot backen oder die bunten Laubblätter sammeln und daraus ein Bild gestalten – für Kinder sind die Herbstwälder eine wahre Bastelfundgrube. Das wissen auch die Erzieher im Waldkindergarten „Die Bäumlinge“ e. V. im Gonsenheimer Lennebergwald. Für rund 20 Kinder und drei Pädagogen ist der Wald hier zu ihrem zweiten zu Hause geworden. Ob Sturm, Regen oder Schnee – die Kids vom Waldkindergarten sind immer an der frischen Luft. „Frieren, das kennen die Kleinen nicht. Wenn es kalt wird, dann machen wir Rennspiele und wenn es regnet, kann man super Staudämme im Matsch bauen“, erzählt die leitende Erzieherin Monika Münch über den Alltag im Naturkindergarten. Und dass die Kids Spaß dabei haben, ist nicht zu übersehen: Sie verstecken sich unter Laubbergen, spielen Fangen oder klettern auf Bäume. Eine dreckige Hose stört hier niemanden.
Aber auch Kinder, die nicht zu den „Bäumlingen“ gehören, können im Wald auf Entdeckungsreise gehen. Da kann es schon einmal magisch zugehen, wenn Umweltpädagogin Petra Lescher zum „Herbstzauber“ für Kinder und Eltern in den Lennebergwald einlädt zum Blättern malen und gemeinsamen Stockbrot essen am Lagerfeuer. Außerdem beherbergt der Lennebergwald eine kulinarische Oase: Der Waldladen am Grünen Haus verkauft Waldprodukte und Wein aus der Region. Ob Wild, Honig oder eine naturbelassene Holzbank für den Garten, alles kommt direkt aus dem Wald. Und wer es noch genauer wissen will, der kann auf einer Kräuterführung im Sommer selbst auf Waldernte gehen.
Binger Wald – Ein besonderer Pfad
Für die Sportlichen gibt es Joggingstrecken ganz ohne Verkehr und Großstadtlärm. Zusätzlich bieten Waldspielplätze, Erlebnispfade und Trimm-Dich-Pfade ein vielfältiges Angebot, um den Wald und seine Bewohner kennen zu lernen.
Ein ganz besonderer Trimm-Dich-Pfad existiert im Binger Wald. Sein Highlight ist die 40 Meter lange Hängebrücke, auf der es schon mal wacklig zugehen kann. Auf dem sechs Kilometer langen Weg trifft man auf ein Baumtelefon oder spielt Waldmusik mit dem Holzxylophon. Nach vorheriger Absprache darf sogar bei den Grabungsarbeiten der römischen „Villa Rustica“ geholfen werden.
Ober Olmer Wald – Ehemaliges Armeegebiet
Der Ober-Olmer Wald, Nähe Mainz Lerchenberg, bietet sich hervorragend für ausgedehnte Herbstspaziergänge und als Joggingrevier an. Der Wald hat geschichtsträchtige Zeiten durchmachen müssen. Noch vor 20 Jahren rollten hier Panzer durch das Unterholz. Zäune, Bunker und Asbest – das waren lange Zeit die Hauptdarsteller dieser jetzt so unschuldig erscheinenden Freilichtbühne. Dann wurde ein ökologisches Projekt ins Leben gerufen und plötzlich liest sich die Entwicklung des Waldes wie ein Märchen: Bunker wurden abgerissen, Wege aufgebrochen – Bäume machten sich breit und Orchideen begannen zu blühen. Die Natur schreibt ihre eigene Eroberungsgeschichte und der Mensch hat ein neues Erholungsgebiet dazu
erhalten.
Text: Nicola Diehl
Fotos: Frauke Bönsch