Die wiwi consult GmbH & Co. KG plant eine Erweiterung des Windparks in Mainz. Trotz Klimakrise und Dringlichkeit, erneuerbare Energien auszubauen, steht das Projekt vor Hindernissen. Das Unternehmen kritisiert die Stadtverwaltung und wirbt um Unterstützung im Stadtrat.
Fünf Jahre ist es her, dass der Stadtrat den Klimanotstand ausgerufen hat. Zwei Jahre später wurde die Erweiterung der Windvorrangfläche beschlossen. Der „Masterplan 100% Klimaschutz“ aus dem Jahr 2022 sieht zudem die Ausweisung der Windfläche in Ebersheim als eine von vielen Maßnahmen vor. Trotzdem wurde dieser Auftrag von der Verwaltung bisher nicht umgesetzt. „Die Stadt Mainz hat den Klimanotstand ausgerufen, aber die notwendigen Maßnahmen bleiben aus. Wir benötigen dringend mehr Windenergie, um unsere Klimaziele zu erreichen“, sagen die Scientist for Future.
Die wiwi consult plant, den Windpark auf den Gemarkungen Hechtsheim und Ebersheim in Mainz zu erweitern. Das Unternehmen sieht großes Potenzial in der Fläche zwischen der Mainzer Messe und Ebersheim und möchte elf moderne Windenergieanlagen errichten. Dies würde einer Vervierfachung der städtischen Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien entsprechen.
Potenzial der Fläche und Kritik an Gutachten
Laut wiwi consult ist die geplante Fläche aus naturschutzfachlicher Sicht konfliktarm. Das Gebiet sei geprägt durch intensive Landwirtschaft und biete keine bedeutenden Rastgebiete für Zugvögel. Auch das Vorkommen des Feldhamsters in Mainz-Ebersheim stellt laut dem Unternehmen kein Hindernis dar. Es gäbe keine wissenschaftlichen Daten, die gegen die Vereinbarkeit von Windenergie und Artenschutz sprechen. Untersuchungen belegten die Eignung der Fläche.
Die Stadt Mainz hatte jedoch ein Vogelgutachten beauftragt, das laut wiwi consult methodische und inhaltliche Mängel aufweist. Das Gutachten der Stadt entspreche allerdings laut wiwi consult nicht wissenschaftlichen Standards und komme zu falschen Schlussfolgerungen. Das Unternehmen will notfalls gegen die Verwendung dieses Gutachtens im Rahmen der Regionalen Raumordnungsplanung (RROP) vorgehen.
Feldhamsterschutz im Fokus
Außer den Windenergieanlagen steht auch der Schutz des Feldhamsters im Mittelpunkt der Pläne. Wiwi consult hat ein Schutzkonzept vorgelegt, das Maßnahmen zur Verbesserung des Feldhamster-Habitats beinhaltet. Dazu zählen Luzerneflächen, Blühflächen und Ernteverzichtstreifen. Diese Maßnahmen sollen die Nahrungsvielfalt und den Deckungsschutz für die Tiere verbessern. Man bietet auch an, ein Programm zur Förderung der Feldhamster-Population zu finanzieren und langfristig zu sichern.
Der Ausbau des Windparks brächte daneben Vorteile für die Stadt Mainz, so wiwi consult. Außer einem entscheidenden Schritt zur Klimaneutralität ohne eigene Kosten für die Stadt, könnte Mainz als Grundstückseigentümerin von jährlichen Pachtzahlungen in Höhe von etwa 300.000 Euro profitieren. Zudem könnte die Stadt durch Zahlungen gemäß § 6 EEG direkt am Ertrag der Windenergieanlagen partizipieren.
Einladung zu Gesprächen
Das Unternehmen würde zudem allen Ebersheimer Haushalten einen vergünstigten Strompreis vorlegen, sollte die Erweiterung umgesetzt werden. Diesbzgl. hat es nun die Vertreter der Fraktionen im Stadtrat zu Gesprächen eingeladen.
Bundesweit dauert das Genehmigungsverfahren für Windenergieanlagen derzeit etwa 23 bis 25 Monate. (Quelle: Fachagentur Windenergie an Land, Typische Verfahrenslaufzeiten von Windenergieprojekten -Empirische Datenanalyse für den Zeitraum 2011 bis 2022) Der durchschnittliche Zeitraum von einem Genehmigungsbescheid bis zur anschließenden Inbetriebnahme der Windenergieanlage beträgt in Rheinland-Pfalz fast 2 Jahre (Quelle: Marktstammdatenregister, Betrachtungszeitraum 2018-2022). Bei der zuständigen Behörde (SGD Süd) wurden seit 2023 um die 30 Anträge eingereicht, jedoch nur zwei Verfahren beschieden. Bis heute lässt sich keine valide Äußerung darüber treffen, ob die Zuständigkeitsveränderung zu einer Beschleunigung der Genehmigungsverfahren geführt hat. Also: Weiterhin viel warten …