Das Team der Hebammenzentrale für den Landkreis Mainz-Bingen und die Stadt Mainz hat vor wenigen Tagen die Arbeit aufgenommen: Zwei Mitarbeiterinnen sind seit dem 1. März 2022 im Einsatz für das Projekt, das von pro familia Mainz e. V. getragen wird. Ziel der Einrichtung der Hebammenzentrale ist eine bessere Versorgung von Schwangeren und Familien. Die Finanzierung wird durch Zuschüsse der Stadt Mainz und des Kreises Mainz-Bingen sowie durch eine Förderung des Landes Rheinland-Pfalz sichergestellt.
Die Hebammenzentrale soll Frauen die Suche nach einer Hebamme zur Betreuung während der Schwangerschaft, bei und nach der Entbindung erleichtern. Denn wie auch in anderen Regionen der Bundesrepublik Deutschland gibt es auf dem Gebiet der Stadt Mainz und im Landkreis Mainz-Bingen zunehmend weniger freiberuflich tätige Hebammen, da die Kapazitäten aus unterschiedlichen Gründen zurückgehen. Dem verringerten Angebot an ambulanter Hebammenversorgung steht eine hohe Nachfrage gegenüber.
In der Organisationsstruktur der rheinland-pfälzischen Hebammenversorgung werden die Gebiete der Stadt Mainz und des Landkreises Mainz-Bingen zusammengefasst, damit ist die Hebammenzentrale mit Sitz in Mainz sowohl für das Mainzer Stadtgebiet als auch für den Landkreis zuständig. Stadt und Landkreis bezuschussen das Projekt während der zunächst auf drei Jahre befristeten Laufzeit mit insgesamt jeweils rund 75.000 Euro.
Das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium fördert das Projekt in Mainz mit einem Betrag von jährlich rund 50.000 Euro.
Clemens Hoch, Gesundheitsminister des Landes Rheinland-Pfalz, sagte anlässlich der offiziellen Eröffnung der Hebammenzentrale am Freitag, 11. März 2022, in Mainz: „Der Bedarf an Hebammen ist groß. Deshalb sichern wir nicht nur die bestehenden Strukturen im Land, sondern bauen diese auch weiter aus, so dass eine sichere und gut betreute Schwangerschaft in ganz Rheinland-Pfalz möglich ist. Die Hebammenzentrale Trier-Saarburg war die erste ihrer Art in Rheinland-Pfalz. Mit der Einrichtung einer Hebammenzentrale hier in Mainz erweitern wir das Angebot und stellen sicher, dass junge Frauen vor und nach der Geburt ihres Kindes gut unterstützt und betreut werden.“ Im Landeshaushalt seien pro Haushaltsjahr Mittel in Höhe von 125.000 Euro zur Förderung der Hebammenzentralen vorgesehen. Die Förderung von Hebammenzentralen sei als eine von zahlreichen Maßnahmen zur Stärkung der geburtshilflichen Versorgung im Koalitionsvertrag der Landesregierung verankert.
Michael Ebling, Oberbürgermeister Landeshauptstadt Mainz: „Mainz ist eine attraktive Stadt, in der erfreulicherweise auch immer mehr Menschen mit Kindern leben. Das stellt uns als Kommune vor neue Aufgaben. Wir fördern das Projekt Hebammenzentrale, um möglichst vielen schwangeren Frauen und jungen Müttern, die sich mitunter in einer schwierigen Situation befinden, eine professionelle Betreuung und damit eine gute gesundheitliche Versorgung zu ermöglichen. Wir freuen uns sehr, dass wir pro familia als erfahrenen Träger gewinnen konnten. Ich danke allen Beteiligten, allen voran dem Land Rheinland-Pfalz und dem Landkreis Mainz-Bingen, für die Zusammenarbeit, und wünsche dem Team der Hebammenzentrale gutes Gelingen.“
Landrätin Dorothea Schäfer: „Mit der Hebammenzentrale trägt der Landkreis Mainz-Bingen gemeinsam mit der Stadt dazu bei, die Ressourcen zu erweitern und zu verbessern. Wir haben damit einen großen Schritt getan, um auch schwangeren Frauen und jungen Müttern in Notlagen die wichtige Unterstützung durch eine Hebamme zu ermöglichen. Mit pro familia haben wir dafür einen qualifizierten Partner gefunden und ich bin sicher, dass die betroffenen Frauen hier in den besten Händen sind“, war sich die Landrätin mit der Zweiten Kreisbeigeordneten Ursula Hartmann-Graham einig.
Die Hebammenzentrale soll Frauen die Suche nach einer Hebamme zur Betreuung während der Schwangerschaft, bei und nach der Entbindung erleichtern. Dazu pflegen die Fachkräfte der Zentrale eine Datenbank. Interessierte Frauen können sich telefonisch oder per Mail an die Hebammenzentrale wenden, um sich zielgerichtet über die verfügbaren Angebote von Hebammen informieren zu lassen, auch im Hinblick auf Leistungen wie Beratung, Vorsorge, Kurse, Geburtshilfe oder Wochenbettbetreuung, über Sprachkenntnisse und das Einzugsgebiet der jeweiligen Hebamme. Auch sollen durch die Fachkräfte der Hebammenzentrale Wochenend-, Urlaubs- und Krankheitsvertretungen zwischen den Hebammen koordiniert werden, um vorhandene Kapazitäten zu bündeln.
Dr. Gisela Hilgefort, Geschäftsführerin pro familia Zentrum Mainz: „In der Schwangerenberatung erfahren wir jeden Tag, wie schwierig die Suche nach einer Hebamme für werdende Eltern ist. Wir freuen uns daher sehr, dass wir unsere Angebote für Familien durch die Hebammenzentrale ergänzen können. Mit Miriam Deutsch und Sabrina Eckhard haben wir zwei sehr engagierte und erfahrene Hebammen für den Aufbau und die Leitung der Zentrale gefunden. Anfragen von Schwangeren kamen schon direkt nach den ersten Zeitungsartikeln über die Planung einer Hebammenzentrale. Im Moment sind wir dabei, über unsere Netzwerke möglichst viele Hebammen in Mainz und Mainz-Bingen für die Vermittlung zu gewinnen.“
Schwangere können telefonisch mit den Fachkräften der Hebammenzentrale Kontakt aufnehmen, um sich in einem ersten Beratungsgespräch über mögliche Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten zu informieren. Dieser Service setzt fundiertes Fachwissen und Zeit voraus und wird derzeit von Hebammen unentgeltlich geleistet. Die Hebammenzentrale soll auf diese Weise auch freiberuflich tätige Hebammen bei ihrer alltäglichen Arbeit entlasten.
Dorothee Vogelsang, Kreisvorsitzende Mainz-Bingen für den Hebammenverband Rheinland-Pfalz: „Frauen und ihre Familien haben einen Anspruch auf Hebammenhilfe vor, während und nach der Geburt. Bisher konnte dieser Anspruch nicht für alle erfüllt werden. Die neue Hebammenzentrale soll Ressourcen bündeln und effizienter verteilen, und wir hoffen sehr, dass sie so zu einer größeren Zufriedenheit auf Seiten der Familien und der Hebammen beitragen wird. Wir werden die Unterversorgung dadurch nicht gänzlich beheben, aber wir werden Vorhandenes besser nutzen können. Deshalb freue ich mich sehr, dass die Hebammenzentrale für die Stadt Mainz und den Kreis Mainz-Bingen nun eröffnet hat. So kann zusammenfinden, was auch zusammengehört.“
In einem weiteren Schritt ist geplant, dass die Hebammenzentrale eine akute Versorgung für Frauen vermittelt, für die keine reguläre Versorgung gefunden werden kann, um bei Bedarf zeitnah einen Hausbesuch zu ermöglichen. Zudem ist angedacht, Informationsangebote besonders für Frauen mit Migrationshintergrund bereitzustellen, etwa über offene Sprechstunden vor Ort in Beratungsstellen, Kitas oder Familienzentren und Veranstaltungen und Broschüren.
Die Kontaktdaten zur Hebammenzentrale finden Sie auf der Seite www.hebammenzentrale-mainz.de.
Das Projekt ist zunächst auf drei Jahre befristet. Über eine mögliche Fortsetzung der Förderung wird zu gegebener Zeit entschieden.
Foto: Jonas Otte