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Gutenbergs (Independet) Erben: „Prima Publications“


Christoph Tim Schneider und Arthur Ruppel vom jungen Mainzer Verlag „Prima Publications“ im E-Mail-Interview über Independent Publishing, die ABOUT Buchmesse und was sich in Mainz ändern muss.

sensor: Wieso eigentlich Prima?

CS: Das war eher spontan. Mir fiel auf, dass sehr viele unserer damaligen Professoren an der Mainzer Fachhochschule mit einem „Prima!“ unsere Arbeiten bewerteten. In Kombination mit Publications gefiel mir der Name.

Was ist das Spannende an Independent Publishing?

CS: Das Gute daran ist, dass niemand Vorgaben macht und bestimmt, welche Inhalte man bringen soll oder nicht. Gerade in der Kunst- und Designszene erlebt das Independent Publishing, sozusagen als Gegenbewegung zu den digitalen Medien, seit einigen Jahren einen regelrechten Boom.

Ihr habt im Mai in Mainz die ABOUT veranstaltet, eine Messe für Independent Publishing. Wie seid Ihr auf die Idee gekommen?

AR: Wir wollten mit der ABOUT den Kreativstandort Mainz weiter stärken. In den letzten Jahren ist durch Mainz und das Rhein-Main Gebiet ein unheimlicher Ruck gegangen. Es gibt viele motivierte Menschen, die sich im kulturellen Bereich engagieren und verschiedene spannende Dinge auf die Beine stellen. Meistens passiert das aber in den Stadtgrenzen. Also wollten wir mit der ABOUT ein Event mit Außenwirkung initiieren. Das kreative Europa soll sehen, dass in Mainz Dinge bewegt werden und die guten Leute auch hierher kommen. Abgesehen davon hat uns unsere Liebe zum Medium Print und guter Gestaltung angetrieben.

Wird es nächstes Jahr wieder eine ABOUT geben?

AR: Die Chancen stehen gut. Wir haben viel positives Feedback bekommen und nachdem die Messe sich nun einen Namen gemacht hat, könnte das Teilnehmerfeld nächstes Jahr noch interessanter werden. Wir würden uns allerdings für die Zukunft eine engere Zusammenarbeit mit der Fachhochschule wünschen. Auch würde Unterstützung von der Stadt sehr helfen. Wir mussten bei dieser Messe mit einem ziemlich bescheidenen Budget auskommen, was unseren Handlungsspielraum eingeschränkt hat.

In Mainz gibt es mit der Minipressen-Messe schon eine Buchmesse für Kleinverlage. Was ist der Unterschied zur ABOUT?

CS: Wir sehen uns nicht als Konkurrenz zur Minipressen-Messe. Die Zielgruppe der ABOUT ist etwas spezieller und kleiner. Bei der ABOUT stellten hauptsächlich Design- und Kunstverlage aus. Die Minipressen-Messe ist da viel breiter aufgestellt. Aus unserer Sicht wäre sogar eine Zusammenarbeit mit der Minipresse-Messe denkbar.

Welche Projekte stehen bei euch sonst noch an und wohin geht es mit Prima Publications?

CS: Ich möchte auf jeden Fall den Schwerpunkt Fotografie beibehalten, aber auch mehr Wert auf konzeptionelle Projekte legen. Auch was das Druckverfahren angeht, habe ich nichts gegen eine Weiterentwicklung. Mit dem Risograph stößt man teilweise schon an Grenzen. Die ersten Publikationen, die auf modernen Druckmaschinen gedruckt wurden, sind jetzt veröffentlicht. Zum einen „MMXI“ von Ramon Haindl, worin er sehr persönliche Aufnahmen von Freunden zeigt, und „All memories will fade“, eine spannende Sammlung alter Fotografien von Nora Korn und Ulrike Meutzner. Es sind auch einige neue Bücher in Planung, doch da möchte ich noch nicht zu viel preis geben. Ich kann nur verraten, dass es international wird.

Was wünscht ihr euch für Mainz?

AR: Erst mal natürlich, dass die ABOUT sich etablieren kann und Mainz damit auf lange Sicht erhalten bleibt. Wir haben über die Zeit aber auch festgestellt, dass es als Veranstalter kultureller Events sehr schwierig ist, von der Stadt und vom Land Unterstützung zu erhalten, in welcher Hinsicht auch immer. Das sieht man zum Beispiel am Pengland oder dem Atelier Zukunft, die immer Schwierigkeiten mit ihren Räumlichkeiten haben. Es wäre schön, wenn erkannt würde, welch wichtigen Beitrag solche Institutionen für Mainz leisten. Im Augenblick formiert sich zum Beispiel eine Bewegung, welche die Neutorschule als Kreativzentrum auserkoren hat. Womöglich wäre das eine gute Variante.

von Sebastian Zimmerhackl