Direkt zum Inhalt wechseln
| 1

Gutenberg Museum Neubau – 3 Entwürfe im Rennen

1 2 3

Artikel aus der Allgemeinen Zeitung von Michael Jacobs:

Ein keilförmig 22 Meter hochschießender, bronze leuchtender Bücherturm als Eingangssignet? Oder doch eher ein lichter Schau-Riegel in Setzkastenoptik? Auch ein kompakter Sandsteinflügel, der weit auf den Liebfrauenplatz hineinragt, hätte seinen Charme. Mit drei ebenso markanten wie verschiedenartigen Machbarkeitsvisionen hat das Preisgericht nach zehnstündiger Sitzung am Freitagabend die drei Siegerentwürfe des Architektenwettbewerbs zur Modernisierung und baulichen Umgestaltung des Gutenberg-Museums gekürt.

Bei dem europaweit ausgeschrieben Wettbewerb mit übergreifendem Ideenpart hatten sich insgesamt 27 Büros beteiligt, von denen es nach einer ersten Sichtungsrunde im November zwölf in die engere Auswahl des Realisierungsteiles schafften. Die nach einmütiger Jurymeinung viel versprechendsten drei Entwürfe präsentierten Bau- und Kulturdezernentin Marianne Grosse und Museumsdirektorin Annette Ludwig am Samstag erstmals der Öffentlichkeit.

Siegerentwurf kommt aus Hamburg

Der Siegerentwurf der Hamburger DFZ Architekten GmbH ist auch der optisch prägnanteste. Ein dem „Römischen Kaiser“ Richtung Seilergasse westlich vorgelagerter schräg nach oben sich verjüngender bronzebeschichteter Leseturm mit eingravierten Buchstaben bildet das Erkennungssignal einer ansonsten sehr aufgelockerten Museumslandschaft. Alle Teile des Gebäudeensembles bleiben wie eine kleine Gutenbergstadt, durchzogen von Durchgängen, als freistehende Einheiten erhalten. Der Schellbau soll perspektivisch mit Dachausformungen neu inszeniert und zum nach oben offenen Innenhof hin erweitert werden. Alle Bauten sind unterirdisch miteinander verbunden und können jeweils durch eigene Eingänge betreten werden.

Hervorstechendstes Merkmal bleibt aber die kühle Eleganz und vielleicht auch Dominanz des Turmes, der auf vier Geschossen Bücher- sowie Leselounges und unter dem Dach einen Vortragssaal beherbergen könnte. Entgegen dem Hamburger Solitär-Konzept setzen die Pläne des zweiten Preisträgers, des Frankfurter Architektenbüros Christof Mäckler, auf äußere Geschlossenheit mit einer klar gegliederten, mehrgeschossigen Glasfassade in Main-Sandstein, die quer zum Liebfrauenplatz an Schellbau und „Römischer Kaiser“ andockt und auch dessen Giebelform aufnimmt. In diesen Riegel mit Raster-Look könnnten Veranstaltungsräume oder eine Mediathek einziehen. Erweiternd sieht der Entwurf eine Überdachung des Innenhofs vor, der sich dann zu einer zentralen Halle mit Vortragssaal auswachsen könnte.

Auf eine raumgreifende Längslösung setzt der drittplatzierte Entwurf der Stuttgarter Lederer Ragnarsdottir Oei GmbH. Ihr unmittelbar an den „Römischen Kaiser“ anschließender, in rötlichem Sandstein gehaltener Neubau mit fensterloser Giebelwand schiebt sich wie eine mächtige Außenflanke bis zu 30 Meter auf den Liebfrauenplatz vor und schafft dadurch einen breiten und signifikanten Eingangsbereich. Der bis zu dem Blumenbeet ragende Ausläufer könne allerdings noch zurechtgestutzt werden ,meint Preisgerichtsvorsitzender Wolfgang Lorch. Auch wenn die Turmvariante auf besonderes Wohlwollen der Jury stieß: Welcher der drei Entwürfe tatsächlich umgesetzt wird, entscheidet sich erst nach anschließenden Vergabegesprächen in vier bis sechs Wochen. Dann präsentieren sich alle drei Büros vor einem Auswahlgremium, das die Perspektiven der Umsetzung auslotet, wobei jeweils noch optimiert und nachbessert werden kann.

Schaffung eines einzigartigen Museumsprofils

Wer auch immer das Rennen macht: Alle drei Entwürfe lieferten Lösungen für die Schaffung eines einzigartigen Museumsprofils mit klarer Adressbildung und einer Neugliederung der Funktionseinheiten, die der Präsentation der Sammlung neue räumliche Dimensionen eröffne, sagte Direktorin Ludwig. Alle Entwürfe verfolgten in ihrem Gesamtkonzept das erklärte Ziel „Groß zu denken“, um die architektonischen Visionen der auf mehrere Bauabschnitte angelegten Projekten sukzessive Wirklichkeit werden zu lassen.

Grosse sieht in den, nach sechsmonatigem komplizierten Auswahlverfahren, nun vorliegenden Siegerkonzepten einen Paradigmenwechsel auf dem Weg zu einem neuen Museum. Dessen Umbau – ob nun mit Schrägturm oder Setzkastenfassade – könnte 2017 starten. Bislang stehen für die erste Modernisierungsstufe 5,1 Millionen Euro zur Verfügung. Mit der Option auf mehr. Das Siegerbüro wird langfristig in das Projekt eingebunden und jeweils stufenweise weiter beauftragt. Damit die Gelder nicht vorschnell versiegen, wolle die neue Gutenbergstiftung eine koordinierte Finanzierung auf die Beine stellen, so Vorsitzender Eckart Helfferich.

Um möglichst große Transparenz zu ermöglichen, werden alle Entwürfe des Architektenwettbewerbs ab dem 2. März im Gutenberg-Museum zwei Wochen lang ausgestellt. Ab Montag können die zwölf Entwürfe der Endrunde im Internet unter www.gutenberg.de angesehen werden.

1 response to “Gutenberg Museum Neubau – 3 Entwürfe im Rennen

Comments are closed.