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Grundlagen schaffen

Text: Christoph Hadnagy
Fotos: Joscha Brück

Seit zwei Jahren ist Jürgen Fisch Leiter des Berufsbildungszentrums (BBZ) der Handwerkskammer für Rheinhessen. Der 36-jährige Diplom-Kaufmann hat uns im Interview verraten, wie es um die Qualität der Handwerksausbildung in der Region bestellt ist.

Herr Fisch, wie ist die berufliche Lehrlingsausbildung in Mainz organisiert?

Im Bereich der Handwerkskammer für Rheinhessen gibt es insgesamt vier Berufsbildungszentren. Zwei davon sind in Mainz-Hechtsheim. zum einen das Metallzentrum in der Dekan-Laist-Straße, in dem sich die Gewerke Elektro, KFZ, aber auch Sanitär und Friseurwesen befinden. Dazu haben wir das Bauzentrum in der Robert-Koch-Straße, dort befinden sich die Fliesenleger, Maurer, Tischler, Zimmerer und insbesondere die Steinmetze, die überregional aus vier Bundesländern zu uns kommen. Hier ist Mainz eines von nur vier Zentren in Deutschland, welche die überbetriebliche Unterweisung in diesem Bereich durchführen. Außerdem finden dort auch Schulungen und Weiterbildungen statt. Dann gibt es noch ein Zentrum in der Großen Bleiche, in dem wir Maßnahmen in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit durchführen. Und schließlich haben wir eine kleinere Außenstelle in Worms.

Wie sieht die Ausbildung in den BBZs aus?

Hier findet die sogenannte übertriebliche Unterweisung statt. Alle Auszubildenden im Handwerk durchlaufen diese gewerklich spezifische Fachausbildung. Je nach Gewerk erhalten die Teilnehmer hier dann bis zu zwanzig Wochen im Jahr eine fachpraktische Unterweisung. Hierfür haben wir Werkstätten, in denen praktische Inhalte vermittelt und trainiert werden. Denn im Gegensatz zu anderen Ausbildungsbereichen haben wir im Handwerk eine besondere Unternehmensstruktur mit besonders vielen kleinen und mittleren Betrieben. Entsprechend haben viele Betriebe sehr spezialisierte Anforderungen und vermitteln so auch spezielle Inhalte. In unseren Übungswerkstätten können wir eine wesentlich größere Bandbreite abdecken.

Das bedeutet, die Zentren dienen in den die gleiche berufliche Basis zu vermitteln?

Genau, das jeweilige gesamte Berufsbild soll umfassend fachpraktisch unterstützt und vermittelt werden, um eine Chancengleichheit aller Auszubildenden zu gewährleisten, sie optimal vorzubereiten und die Qualität der Ausbildung zu unterstützen. Aus diesem Grund wurden vor einigen Jahrzehnten die Berufsbildungszentren überall in Deutschland entwickelt.

Wie stellen Sie die Qualität der Ausbildung in den BBZs sicher?

Zum einen gibt es klar definierte Vorgaben und Richtlinien in Form von bundeseinheitlichen Rahmenplänen, die in den BBZs umgesetzt werden. Das ist in Mainz genauso, wie in anderen Kammern. Darüber hinaus schulen wir unsere Ausbildungsmeister regelmäßig mit zahlreichen Fortbildungen. Wir führen auch Teilnehmerbefragungen durch, in denen wir eine Resonanz unserer Auszubildenden erhalten. Und schließlich stehen wir in permanentem Kontakt zu den Innungen und den Betrieben. So haben wir ein sehr gutes, qualitativ hochwertiges Informationsnetzwerk aufgebaut, mit dem wir sehr nahe an den Unternehmen und an den Auszubildenden dran sind. So kriegen wir sehr schnell mit, wenn irgendwo etwas nicht richtig läuft.

Das Thema Fachkräftemangel bestimmt die Diskussion im Handwerksbereich. Wie ist die Nachwuchssituation im Bereich der HWK Rheinhessen?

Hier muss man sehr stark differenzieren. Statistisch gesehen erleben wir in den vergangenen Jahren einen durchschnittlichen Rückgang von rund 1,5 Prozent an Absolventen. Es gibt aber Berufsbilder und Ausbildungen, die vermutlich als attraktiver wahrgenommen werden als andere. Wir haben sehr starke Gewerke, bei denen wir wenig bis gar keinen Rückgang zu verzeichnen haben, wir haben aber auch Gewerke, Auszubildenin denen der Rückgang etwas stärker ist. Insgesamt sind wir in Mainz aber erfreulich gut aufgestellt und haben bislang noch keinen stärkeren Einbruch wahrgenommen.

Wie versuchen Sie weiterhin, mehr Jugendliche für handwerkliche Berufe zu begeistern?

Als Teil der HWK unterstützen wir die bundesweite Kampagne des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), bei der es ja gerade darum geht, ein positives Image darzustellen und die Leistungen des Handwerks zu betonen. Wir nehmen außerdem an Berufsinformationsveranstaltungen
in Schulen und an Berufsbildungsmessen teil. Und wir werden im September erstmals einen Tag der offenen Tür im BBZ durchführen. Dort sollen Schüler und Schulklassen gezielt kontaktiert werden, um sie bei uns über die verschiedenen Berufsbilder und Gewerke zu informieren.