Text: Sophia Weis
Fotos: Elisa Biscotti
Wenn nach einem langen Winter die Natur wieder zu neuem Leben erwacht, gibt es für Gartenbesitzer viel zu tun. Bäume verschneiden, Zierpflanzen anlegen und Unkraut jäten sind nur einige der Aufgaben, die dabei auf sie warten. Der Einsatz von Spritz- und Düngemittel lässt das heimische Grundstück dann bis zum Sommer in seiner vollen Pracht erstrahlen. Optisch mag dies zwar ein Hingucker sein, häufig entspricht ein künstlich angelegter Garten aber nicht dem natürlichen ökologischen Gefüge und so muss man viel Zeit und Arbeit investieren, um ihn zu erhalten.
Kein Einheitsgrün
Ein etwas anderes Konzept bietet die Naturgärtnerei Ahornblatt, welche idyllisch direkt an den Mainzer Römersteinen in der Unteren Zahlbacher Straße liegt. Auf 1500 qm werden hier ausschließlich heimische Pflanzen angeboten, also nur solche, die ihren Ursprung in Mitteleuropa haben. Seit über 20 Jahren haben es sich die Mitarbeiter von Ahornblatt unter dem Motto „Ökologische Vielfalt statt genormter Einfalt“ zur Aufgabe gemacht, Gartenbesitzern Alternativen zum Koniferen-Einheitsgrün aufzuzeigen. Das Angebot von Ahornblatt ist umfangreich, denn neben dem Verkauf von Pflanzen im Gartenmarkt bietet das Team außerdem individuelle Beratung an und kommt bei Interesse zu seinen Kunden nach Hause, um bei der Gartenplanung vor Ort zu helfen. Dabei werden die jeweiligen Boden- und Lichtverhältnisse untersucht, um eine optimale Bepflanzung zu garantieren. „Ein Naturgarten entwickelt sich dynamisch im Einklang mit der Umwelt und nicht gegen sie. Der Unterschied zu ihren exotischen Geschwistern aus Übersee besteht darin, dass heimische Gewächse aufgrund ihrer Nachhaltigkeit einen hohen ökologischen Wert haben, der neben dem Menschen auch unserer Tier- und Pflanzenwelt zugute kommt“, erklärt Christoph Schallert, Mitarbeiter bei Ahornblatt.
Pflegeleichte Gärten zum Entspannen
Neben dem positiven Effekt für die Natur ist seiner Meinung nach besonders die unkomplizierte Pflege der große Vorteil von heimischen Pflanzen. Denn sind sie standortgerecht ausgewählt und richtig gepflanzt und angewachsen, muss man sie weder gießen noch düngen und auch Frostschutzmittel kann man sich dank ihrer hohen Widerstandsfähigkeit sparen. Wegen des Verzichts auf Chemikalien sind die Gärten bereits auf kleiner Fläche ein attraktiver Lebensraum für Vögel, Schmetterlinge und andere Tiere. „So bekommt man eine ganz neue Wahrnehmung für die Natur und kann sich, anstatt ständig in seinem Garten zu arbeiten, einfach hineinsetzen und die Schönheit und Vielfalt um einen herum genießen“, schwärmt Schallert.
Verschwundene Pflanzen wieder entdeckt
Er ist einer der Gründer des Projektes, welches 1987 während einer christlichen Jugendarbeit entstand. Aus dem ursprünglich ehrenamtlichen Engagement ging 1993 die Gründung der Firma Ahornblatt hervor. Jedes Jahr gehen die Mitarbeiter für mehrere Wochen auf Exkursionen nach Österreich,in die Schweiz oder bis nach Osteuropa, um seltene Pflanzen zu finden, die in Deutschland längst verschwunden sind, und sie in Genbanken wieder zu kultivieren. Dies geschieht in freier Natur, denn die Pflanzen sollen nicht in einem Gewächshaus herangezüchtet werden, sondern sich in ihrem natürlichen Lebensraum entfalten. Im vergangenen Jahr wurde das Unternehmen für seine Arbeit zur Rettung der mitteleuropäischen Pflanzenvielfalt mit der Silberpflanze der Loki-Schmidt-Stiftung ausgezeichnet.
Besonders stolz sind die Mitarbeiter von Ahornblatt auf ihr Sortiment an Urobst. So kann man bei ihnen Apfelsorten erstehen, die es bereits zu Zeiten des Mittelalters gab und die lange vom deutschen Markt verschwunden waren. „Die Früchte sind kleiner als die, die man im Supermarkt bekommt und sie haben auch nicht immer die perfekte Form, aber dafür sind sie geschmacklich wirklich außergewöhnlich gut“, so Schallert. Wer sich die Umsetzung des Konzeptes von Ahornblatt einmal genauer anschauen möchte, ist herzlich eingeladen, den Naturschaugarten Lindenmühle in Bretzenheim zu besuchen. Hier haben die Mitarbeiter gemeinsam mit dem Arbeitskreis Naturnahes Grün, dem das Unternehmen angehört, eine grüne Oase geschaffen, in der ausschließlich heimische Pflanzen wachsen.