von Ulla Grall
Fotos: Jana Kay
„Guck doch mal, wie süß!“ Zwei ältere Damen stehen vor dem Schaufenster des hellen Ladens und zeigen sich gegenseitig die ausgestellten Kindermoden. „Das wäre doch was für deine kleine Enkelin“, meint die eine. „Urenkelin“, korrigiert die andere und wundert sich: „Das sieht gar nicht aus wie Second-Hand!“
Alt und neu in guter Mischung
Ist es ja auch nicht. Jedenfalls nicht ausschließlich, denn die Mischung von gut erhaltener, getragener Kinderkleidung und individueller Neuware ist das Konzept von Kinder-Kram: Schöne Sachen für die Jüngsten als Einzelstücke, und die können auch Second-Hand sein. Dass die Sachen, die übernommen werden, top in Ordnung sind, dafür sorgt Sandra Wehrle: „Es sollen schöne und gut erhaltene Kleidungsstücke sein.“
Sandra ist von Hause aus Erzieherin und war gerade mit ihrem zweiten Sohn in Elternzeit. Sie hat auch Erfahrung im Einzelhandel und Second-Hand-Bereich und „schmeißt den Laden“. So formuliert es ihr Mann Markus, der Mitinhaber ist. Er hat Marketing-Kommunikation studiert und „war lange im familieneigenen Holzhandel tätig.“ Jetzt ist er unter anderem für den Internet-Auftritt des Ladens zuständig: „Das bringe ich mir grade selber bei. Wenn wir schöne Ware rein bekommen, wird sie fotografiert und online gestellt“, lacht er. Dritter im Bunde ist Event-Manager Kai Tietze, der lange für den Verein „Mehr Zeit für Kinder e.V.“ in Frankfurt tätig war. Beide Männer sind handwerklich begabt: „Wir haben die Ladeneinrichtung selbst gemacht“, erzählen sie stolz. „Fußboden, Regale – alles unser Werk!“ Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der Laden ist nicht allzu groß, aber es gibt genügend Platz für Mütter mit Kinderwagen. Die Kleidung hängt übersichtlich nach Größen sortiert und das helle Holz wirkt skandinavisch, mit Absicht. Schon der Namenszusatz „am Lönneberga“ weist auf die Liebe zum Nordischen hin. Der fiktive Ort der Astrid-Lindgren-Geschichten ist ihr Vorbild.
Familiencafé auf der Gaugass´
Eigentlich sollte es mit Lönneberga anders beginnen: Derzeit entsteht im Hinterhaus ein Kaffeehaus für Familien. „Wir haben bei unseren Kindern festgestellt, wie schwierig es ist, mit den Kleinen in Cafés zu gehen. Darum haben wir beschlossen, selbst ein Familien-Café zu gründen“, erklärt Markus. Doch das Ladengeschäft war als erstes fertig. Das Café soll richtig gut werden, hell, familienfreundlich, mit einfachem Zugang für Kinderwagen – und damit auch für Rollstühle. Man darf schon jetzt gespannt sein. „Die Eröffnung peilen wir vorsichtig für August an.“ Ursprünglich waren Café und Geschäft gemeinsam im Hinterhaus geplant. „Das war aber technisch nicht machbar“, erzählt Kai, „und als überraschend der Laden im Vorderhaus frei wurde, haben wir zugegriffen.“ Schon schiebt Julika Dahmke ihren Kinderwagen herein: „Der Laden liegt auf meinem Heimweg, da wollte ich mal gucken“, und kauft für die kleine Jonna (2 ½ Monate) warme Söckchen.
Handgenäht und Gestrickt
„Selbstgestricktes liefert uns eine Omi.“ Sandra zeigt niedliche Pullover, „und das hier sind Sachen von „Kleines Label Mainz“. Die gut verarbeiteten Kleidungsstücke tragen bunte Borten und pfiffige Applikationen. „Die Designerin dieser Teile, Kathrin Griebe, ist Mutter und Medizinstudentin, weiß der Himmel, wie sie Zeit zum Nähen findet! Weil alles Einzelstücke sind, können Mütter auch Wünsche äußern und Kathrin fertigt sie dann in der benötigten Größe.“ Noch individueller kann Kinderkleidung nicht sein. Demnächst soll weitere Neuware hinzukommen. „Eine dänische und eine schwedische Marke sowie ein kleines Hamburger Label sind geplant“, kündigt Kai an. So wächst das Sortiment und junge Familien mit Kindern bestätigen: „So was hat in Mainz gefehlt.“