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Gaaaaanz langsam: Bummeltechno im Trend (Mach mal langsam)

„Entspanntes und relaxtes Feiern“, das gefällt der 23-jährigen Kunststudentin Laura Seibert besonders gut an „Mach mal langsam“. Das Partyformat hat den Weg aus der weiten Welt nach Wiesbaden und Mainz gefunden: Techno und House in Zeitlupe, grob gesagt, selbstironisch auch „Schneckno“ genannt.
Beim „Global Bummel Sound“ tauchen die Partygänger tief in elektronische Beats mit Folkloreeinflüssen ein. Magische Klänge entstehen. Geräusche des Regenwaldes oder Vogelgezwitscher dringen aus den Boxen. Aber alles eben extrem langsam, für manche zu langsam. Laura Seibert begeistert sich dennoch für die Musik und für das Gesamterlebnis. So werden zu einem Regenwaldmotto auch mal 30 Kilo Bananen inszeniert oder das Publikum von einer Siebdruckstation zum Klamotten bedrucken überrascht. „Mach mal langsam“ steht somit nicht einfach nur für irgendeine Party, sondern für eine Philosophie der Weltoffenheit und Entschleunigung.

Mit Musik Geschichten erzählen und berühren

„Bummeltechno ist ein Trend, der sich seit ein paar Jahren in der Clublandschaft der Metropolen etabliert hat“, klärt Janeck Altshuler (Foto unten) über die Ursprünge auf. In Deutschland konnte man das bisher nur in Berlin und auf Festivals abfeiern. Der 37-Jährige ist Mitglied des sechsköpfigen DJKollektivs im Alter von 25 bis 40 Jahren, das hinter der Veranstaltungsreihe steckt: „Wir wollen mit der Musik Geschichten erzählen und Menschen berühren.“ So etwas wie der Zündschlüssel für „Mach mal langsam“ war Eddy Hernández (Foto oben). Vor einigen Jahren verschlug es den gebürtigen Kolumbianer nach Mainz und in die lokale Partyszene. Irgendwann gab er den Anstoß, die Partyreihe auch mal außerhalb von Berlin auf die Beine zu stellen.

Im Frühjahr 2016 startete der erste Versuch in einer kleinen Bar in Wiesbaden. Das Feedback war mehr als positiv und eine neue Club- und Partyreihe geboren. Meist spielen regionale Künstler, aber immer wieder auch Acts aus anderen Ländern, wie der Türkei oder Brasilien. Neben Eddy und dem griechisch-ukrainischen Duo „Oriental Tropical“ besteht die Truppe noch aus Claus Fussek (Kroatien) und Sami alias DJ Danke mit anatolischen Wurzeln. Dazu kommen Jonas Hühne und Konstantin, der die Orga übernimmt. Im Rhein-Main-Gebiet haben sie bisher mehrere Veranstaltungen organisiert, unter anderem mit befreundeten Kollektiven wie dem Fuchsbau, Peifensound und Schöne Töne. Oft dient auch das Haus Mainusch als Location, oder die ehemalige Planke Nord: „Theater, Museum oder Bibliothek, bei uns ist nichts ausgeschlossen“, sagt Janeck.

Musik aus aller Welt – fern der Weltmusik-Klischees

Für die Zukunft wünscht sich das Team weitere Menschen in seinen Bann zu ziehen. Mit einer Musik, auf die man sich einlassen muss: „Oft fehlt den Leuten noch das Verständnis. Es ist noch zu neu.“ Vielleicht wird „Mach mal langsam“ so ein „neuer Weg, um Menschen auf die schöne, bunte Welt weit entfernter Länder aufmerksam zu machen, ohne Klischees zu bedienen“ wünscht sich Janeck. Ausverkaufte Partys und Feierei bis in die Morgenstunden zeigen, dass Bummeltechno seinen Weg findet. Wenn auch gaaaaanz langsam.

Am 4. November in Offenbach

Am 24. November in der Kreativfabrik Wiesbaden

www.facebook.com/machmalangsam

Text: Nadine Kuhnigk

Fotos: Mach mal langsam