
Am Freitag, 4. April findet die erste bundesweite Nacht der Bibliotheken statt – und damit erstmalig auch in Mainz. Unter dem Motto „Wissen.Teilen.Entdecken“ öffnen am ersten Freitag im April große und kleine Häuser zu später Stunde ihre Türen und laden Besucher aller Altersklassen ein, ihre vielfältigen Angebote zu entdecken.
Mit dabei sind bei der Premiere
die Wissenschaftliche Stadtbibliothek,
die Öffentliche Bücherei – Anna Seghers,
die Martinus-Bibliothek,
die Universitätsbibliothek Mainz,
die Patientenbücherei der Universitätsmedizin Mainz,
das Kabarettarchiv,
die Bibliothek der Hochschule Mainz,
die Bücherei am Dom sowie
die KöB St. Alban und Marienborn.
Kulturdezernentin Marianne Grosse freut sich, „dass die für den gesellschaftlichen Zusammenhalt so außerordentlich wichtigen Mainzer Bibliotheken in dieser Nacht ihr großes Engagement und ihre spannenden Schätze einer breiten Öffentlichkeit vorstellen.“ Sie ist sich sicher, dass dies die erste von vielen folgenden Bibliotheksnächten ist und sich in den kommenden Jahren weitere Häuser an einer gemeinsamen Nacht der Bibliotheken beteiligen werden.
Auf dem Programm der ersten Mainzer Nacht der Bibliotheken stehen unter anderem Klassiker im Miniaturformat des „Papiertheaters Dramonie“, Führungen durch sonst nicht zugängliche Bereiche, spannende Lesungen, interessante Vorträge, Live-Musik, Vorlesespaß, Rätselvergnügen, ein Bücherflohmarkt und vieles mehr!
Auch für das leibliche Wohl wird vor Ort gesorgt sein. Freuen Sie sich beispielsweise auf eine Bücherbar, Snacks, selbstgebackene Quiches und eine Auswahl an alkoholischen sowie alkoholfreien Getränken.
Hintergrund
Mit der Nacht der Bibliotheken möchten der Deutsche Bibliotheksverband und seine 16 Landesverbände bundesweite Aufmerksamkeit auf die vielfältigen Angebote und Services von Bibliotheken richten und die Menschen einladen, ihre Bibliotheken neu zu erleben. Die Schirmherrschaft der bundesweiten Nacht der Bibliotheken übernimmt Elke Büdenbender.
Die erste Nacht der Bibliotheken fand im Jahr 2005 in Nordrhein-Westfalen statt, organisiert vom Verband der Bibliotheken des Landes NRW (vbnw). Von Jahr zu Jahr haben sich weitere Bundesländer wie Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg sowie Bibliotheken aus Dänemark, Belgien und Südtirol beteiligt. Auf Anregung des vbnw findet die Nacht der Bibliotheken ab sofort alle zwei Jahre in allen 16 Bundesländern statt.
Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen.
Die Bibliotheken in Mainz und Wiesbaden bieten eine große Auswahl, von wissenschaftlichen Werken bis hin zu Belletristik, und locken mit besonderen Services wie Lese-Cafés, Mediatheken oder Musikräumen. Doch wenn Bücher sich dennoch stapeln, bleibt die Frage: Wohin mit den gelesenen Schätzen?
Die IKEA-Regalbretter biegen sich, die Bücherstapel auf dem Schreibtisch, auf dem Sofa oder sogar in der Küche wachsen unaufhaltsam, und zum Geburtstag gab es auch noch Zuwachs, gut gemeint, aber ungewollt. Das ist der Moment, an dem Bücherfreunde in sich gehen, die „Kunst des Bücherliebens“ (Umberto Eco) überdenken und frei nach Erich Fromm die Frage stellen sollten: „Lesen oder Haben?“. Trotz „Momox“ oder „Rebuy“, die zwar erstaunlich kurz nach Erscheinungsdatum „gebrauchte“ – d. h. gelesene (oder auch nicht gelesene) – Bücher im Netz verramschen: Bücher kosten Geld, brauchen Platz und verbrauchen gesamtgesellschaftlich natürliche Ressourcen, auch bei „chlorfrei gebleichtem Papier“ usw. Ohne einen Gedanken an die Buch- (sprich: Autoren-, Papier-, Druck-, Verlags-, Messen- und Buchhändlerbranche) zu verlieren, bin ich seit geraumer Zeit dazu übergegangen, meinen Bücherbedarf aus Bibliotheken zu decken. Ich halte etwas Schönes in der Hand, in der Regel für vier Wochen, auf dem Sofa, der Parkbank, im Bett, in der Bahn, wo immer ich bin (und immer noch besser als auf dem Screen, den man eh unaufhörlich vor sich hat), aber ich muss es nicht besitzen. Oder?
Wie sieht es aus mit dem Angebot an Bibliotheken?
Wieder einmal zählt der Standortfaktor: Mehrere Großstädte, zwei Bundesländer, und alles leicht erreichbar. Ein Beispiel: Meine Suche nach Literatur der neuen Mainzer Stadtschreiberin Annett Gröschner führte zu unterschiedlichen Publikationen in vier Bibliotheken. Suchen lohnt sich also.
Das Mainzer Flaggschiff: die Unibibliothek
… eine Zentrale mit zahlreichen Bereichsbibliotheken im Forster-Bau oder dem Philosophicum auf dem Campus. Da kann sich jeder anmelden, nicht nur Studierende oder Uni-Angehörige! Und das Angebot ist breit, von Belletristik bis zu hochspezialisierter Fachliteratur. Alles online dokumentiert und auffindbar. Lesesäle, zahlreiche Arbeitsplätze mit oder ohne PC, Fotokopierer als Standard wie überall, Automaten für Ausleihe und Rückgabe. Im Zentrum der Bereichsbibliothek sitzt in einer lebensgroßen Kopie die marmorne Moses-Skulptur des Michelangelo aus Rom, mit Hörnern (die in einem Übersetzungsfehler aus dem Hebräischen wurzeln) und den Gesetzestafeln: Vielleicht ein passender Hinweis auf die Macht der Sprache?

Wiesbaden: Die Hessische Landesbibliothek
… liegt vom Bestand her ähnlich, aber es gibt noch Schmankerln im Service-Bereich: Ein Automat bietet Ohrstöpsel an, und es gibt abschließbare Ladeschränke für Laptops mit Steckdose! Gute Idee! In der Servicequalität nur noch übertroffen von der Mediathek Wiesbaden. Die hat außer Büchern, Zeitschriften usw. nebst CDs, DVDs und Schallplatten nicht nur Noten aus allen Musiksparten, sondern bietet auch schalldichte Kabinen mit zwei E-Pianos und Plattenspielern zur freien Nutzung an. Sogar Laptops kann man für einen Tag indoor ausleihen. Das „Lesecafé“ (Essen und Trinken ist OK) und im Sommer eine Terrasse laden zu längeren Besuchen ein. Klar, dass hier alle Medien freihand verfügbar sind und zum Durchblättern anregen.
Wissenschaftliche Stadtbibliothek Mainz
Diese Bibliothek tritt eher konservativ auf. Sie ist Forschungs- und Regionalbibliothek, man muss in der Regel bestellen, was man braucht. Ein antiquiert schöner Lesesaal (ähnlich, nur kleiner als in Wiesbaden) verströmt Ehrfurcht und Stille und dient Forschern als temporäres Büro. Ansonsten bleibt man gerade mal zum Abholen und Zurückgeben der bestellten Bücher. Ein „Dritter Ort“ sieht anders aus.

Anna-Seghers-Bücherei
Nah am Hauptbahnhof gelegen, scheint die Schwellenangst geringer. Da schnarcht auch schon mal einer am PC-Arbeitsplatz. Und einen abgeschirmten Gruppenarbeitsplatz gibts auch. Ganz generell: Fast alle Bibliotheken sind mit ihren Beständen detailliert im Netz zu finden, so dass man vorher weiß, was man finden kann. Kopierautomaten (auch mit Buchfunktion) finden sich überall, Arbeitstische (auch mit PC) und Leseecken. Einige aktuelle Tageszeitungen (regional und international) liegen aus, populäre und Fachzeitschriften mit den aktuellen Ausgaben ebenso. Ausleihe und Rückgabe erfolgen häufig über Automaten. Außer für den Ausweis fallen Gebühren nur für verspätete Rückgabe an.
Kleinanbieter
Das „Haus Burgund“ verleiht ohne bürokratischen Aufwand Literatur (nicht nur französisch) mit Bezug zu unserer Partnerregion. Und das „Institut français“ hat ebenfalls eine Mediathek mit Büchern, Zeitschriften, Hörbüchern, CDs und DVDs aus der französischsprachigen Welt. Die Gutenberg-Bibliothek (nur Präsenz) ist eine Fachbibliothek für Schrift-, Druck- und Buchwesen. Doch die Aufenthaltsqualität an diesen Orten ist eher beschränkt. Ein sympathisches Plätzchen ist die „Bücherei am Dom“, eine Bücherstube mit Belletristik und Kinderbüchern, ohne Schwellenangst zu betreten und kostenlos. Erwähnenswert ist sicher auch die kleine Patientenbücherei der Uniklinik. Wer vergessen hat, von zuhause Lesestoff mitzunehmen, kann sich dort bedienen oder per Bücherwagen Literatur auf die Station bringen lassen, wenn das Zipperlein länger dauert, auch in anderen Sprachen!
Rolle zurück
Wenn die Druckwerke uns trotz intensivem Leihverkehr wirklich über den Kopf wachsen und uns zu erschlagen (oder gar zu begraben) drohen, was dann? Den Überlebenden von Büchersammlern ist ein tragisches Schicksal beschieden. Soziale Initiativen sind überfüllt, Antiquariate sind zu Recht wählerisch, im Internet zählt nur Gängiges, und den Bibliotheken fehlt es einfach an Platz und Personal. Es tut einfach weh, ein Geistesprodukt, das jemandem einmal viel bedeutet hat, einfach in die Tonne zu werfen. Also doch besser leihen als kaufen?
Text: Minas