Die Schriftstellerin Dörte Hansen wird „Mainzer Stadtschreiberin“ des Jahres 2022. Die Autorin, 1964 in Husum, Nordfriesland, geboren, ist damit die 37. Trägerin des von ZDF, 3sat und der Stadt Mainz vergebenen Literaturpreises. Gemeinsam mit dem ZDF wird die Schriftstellerin eine Dokumentation nach freier Themenwahl produzieren und zeitweilig die Stadtschreiberwohnung im Mainzer Gutenberg-Museum beziehen. Die Verleihung des mit 12.500 Euro dotierten Preises ist für Anfang März 2022 geplant.
„Es ist schwer, sich Dörte Hansens erzählerischem Sog zu entziehen. Sie nimmt ihre Leserinnen und Leser ganz spielerisch gefangen und lotet dabei aus, was Sprache und Dialekt für unsere Identität bedeuten,“ so Anne Reidt, Leiterin der Hauptredaktion Kultur im ZDF. „Wir freuen uns schon sehr auf die Zusammenarbeit mit der neuen Mainzer Stadtschreiberin.“
Die Jury: „Dörte Hansen wird von Leser:innen und Literaturkritker:innen gleichermaßen geliebt und gelobt. Hansen beherrscht es meisterlich, in ihren Romanen unsentimental und lebensnah davon zu erzählen, wie es ist, sich nach der ländlichen Heimat zu sehnen und zugleich von ihr davonlaufen zu wollen. Dörte Hansen schreibt keine Heimatidyllen, sondern eher bitterzarte Dorfromane in einer Welt, die zu verschwinden droht.“
Kulturdezernentin und Mitglied der Jury, Marianne Grosse, freut sich außerordentlich: „Dörte Hansen gehört seit langem zu den großen deutschsprachigen Autorinnen und begeistert ein Millionenpublikum. Sie thematisiert in ihren Romanen die Suche nach dem eigenen Platz in sich beständig wandelnden Lebensräumen und stellt damit auch die großen Fragen des Lebens. Die Landschaften des Nordens spielen dabei die eigentliche Hauptrolle und sind prägend für das Geschehen und die Menschen. Umso mehr freuen wir uns darauf, Dörte Hansen in Mainz zu haben und die Autorin und ihr Werk kennen zu lernen.“
Nach dem Abitur studierte Hansen an der Uni Kiel Soziolinguistik, Anglistik, Romanistik und Frisistik. In Hamburg wurde sie 1994 mit einer soziolinguistischen Arbeit promoviert. Viele Jahre arbeitete Hansen als Journalistin für Hörfunksender der ARD sowie für diverse Zeitschriften und bis 2012 als Kulturredakteurin bei NDR Info. 2015 errang sie dann mit ihrem ersten Roman „Altes Land“ einen Millionenerfolg.
Die Geschichte um eine junge Frau, die auf der Flucht aus Ostpreußen versucht, im Alten Land heimisch zu werden, wurde 2020 unter der Regie von Sherry Hormann für das ZDF verfilmt. Ihr zweiter Roman „Mittagsstunde“ (2018) erzählt die Geschichte eines nordfriesischen Straßendorfs von den 1960er-Jahren bis in unsere Gegenwart. Auch dieses Buch wurde zum Bestseller. Anna-Sophie Mahler inszenierte es 2021 in einer musikalischen Bühnenfassung für das Hamburger Thalia Theater. Eine Kinoverfilmung unter der Regie von Lars Jessen in Ko-Produktion mit dem ZDF ist zurzeit in Arbeit.
Dörte Hansen wurde bereits mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Sie lebt mit ihrer Familie in Husum.