Trotz Corona beginnt die Kultursommer-Rheinreise der Urban Sketchers mit „Sketchwalks“ quer durch Rheinland-Pfalz. Seit Anfang Mai lädt die Webseite www.uskvictorhugo.de Zeichner zum Mitmachen auf den Spuren von Victor Hugo an den Rhein.
Die Ergebnisse sammeln sich von Sketchwalk zu Sketchwalk auf instagram unter dem Stichwort #uskvictorhugo und in einem Archiv auf der Webseite, die das Förderprogramm „Im Fokus – 6 Punkte für die Kultur“ des Landes Rheinland-Pfalz und der Mainzer Kultursponsor Stefan Schmitz ermöglicht haben.
2020 gab es schon eine kleine Ausstellung in Bacharach. 2021 ist eine weitere im Mainzer Stadthaus geplant, 2022 eine in Bingen im Museum am Strom.
1840 war der Visionär Europas dort unterwegs, um den Franzosen den deutschen Rhein zu erklären, den Deutschen die Idee vom französisch-linken Rheinufer nahe zu bringen – aussichtslos in jener kontrovers aufgeladenen Zeit. Er verfasste das dreibändige Werk LE RHIN und hinterließ großartige Zeichnungen von dieser Reise. Dabei hatte er eine Idee vor Augen: die Vereinigten Staaten von Europa. Es brauchte drei Kriege, bis man sich darauf verständigen konnte, dass der Rhein ein gemeinsamer, ideen- und kulturstiftender europäischer Strom ist.
Die Urban Sketchers folgen mit Zeichenspaziergängen den Reisestationen und Zeichenmotiven Victor Hugos entlang des Rheins von Andernach bis Speyer. Aus einem Mainzer Literaturprojekt über den Dichter wurde 2019 diese Idee der Sketchers geboren. Das Projekt ist international ausgelegt und den Bedingungen der Pandemie angepasst: die Sketchwalks sind auf eine übersichtliche Teilnehmerzahl begrenzt. Die ZeichnerInnen sind auf Abstand individuell an der freien Luft unterwegs und erschließen sich ausgewählte Orte am Rhein mit ihren Skizzenbüchern. Eine Gruppenbegegnung findet nicht zwangsläufig statt, wenn die Coronalage dies verbietet.
Bei den zeichnerischen Betrachtungen der Urban Sketchers geht es nicht nur um den romantischen Rhein, den Victor Hugo beschreibt. Es geht um ein heutiges Bild vom Rhein am transnationalen Rhein-Alpen-Korridor mit seinen Containerschiffen, Tag und Nacht donnernden Güterzügen und technischen Eingriffen in diese Jahrhunderte alte Kulturlandschaft, die zu Recht in wesentlichen
Teilen ein Welterbe der Menschheit darstellt – aber ein bedrohtes.
Die Muße beim Zeichnen, sich mit Stift und Pinsel beobachtend niederzulassen, fördert andere Wirklichkeiten zutage, als rasch vorbei Reisende mit Handy-Selfie sie wahrnehmen. Zeichnen ist immer Interpretation. Zeichnungen heben hervor, lassen weg und gewichten Eindrücke auf ihre Weise.
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