Wir haben uns auf den Weg gemacht, an Mainzer Käsetheken unsere Favoriten zu entdecken und deren Preise abzuchecken. Käse ist laut Duden übrigens ein „aus Milch (von Kühen, Schafen oder Ziegen) hergestelltes Nahrungsmittel, das als Brotbelag oder auch -aufstrich gegessen wird“ und umgangssprachlich als „Unsinn, dummes Zeug“ bekannt.
denn‘s Biomarkt
Flachsmarkt, Schusterstr. 41
Die Lage ist premium, mitten in der Stadt. Kunden können sich an der großen, offenen Theke selbst bedienen. Geschnitten wird vormittags; da ist dann auch mal ein Mitarbeiter dahinter. Ansonsten lässt sich jemand rufen bzw. holen, um etwas zu probieren oder gewünschte Mengen zu erhalten. Oft stehen ein paar Pröbchen parat. Wer sich auskennt, benötigt eh kaum Inspiration oder Beratung und kann sich hier mit wenig Zeitaufwand einer großen Vielfalt erfreuen.
Preisspanne: Gouda jung (1,29 Euro/ 100g) bis Demeter Manchego natur (4,19 Euro/100g) Empfehlungen: Roquefort, Schaf, Blauschimmel, kräftig (3,99 Euro/100g); Pecorino Sardo DOP, Schaf (2,99 Euro/100g).
natürlich Bioladen
Josefsstraße 65
Entschleunigend. Seit Ende 2018 steht neben der großen Käsetheke auch eine kleine Kühlinsel mit Portionen zum Selbstnehmen. Familiär geht es im Laden in der Neustadt zu – mit Freundlichkeit und ohne Hektik. Die Auswahl ist facettenreich, mit richtig vielen Rohmilchexemplaren. Da fehlt es an nichts, im Bio-Segment. Sehr empfehlenswert!
Preisspanne: Gouda jung (1,49 Euro/ 100g) bis Roquefort AOP (4,99 Euro/ 100g) Empfehlungen: Leuchtturmkäse, kristallin, aromatisch, 12 Monate gereift (2,99 Euro/100g); Blue Ocean, würzig, preisgünstig (2,49 Euro/100g); Merlin „Kräuter“-Ziegenweichkäse, kräutig und saftig (3,49 Euro/100g).
Alnatura Bio SuperNaturMarkt
Rheinallee 58A
Die neue Filiale am Zollhafen lädt offensiv zum Probieren ein. Hier stehen immer mehrere Schüsselchen mit Käsewürfeln zur Verkostung bereit. Die Auswahl ist riesig. Portioniert und gut beraten wird auch. Einige Preisnachlässe um mindestens 15 % kurz vor MHD-Ende gibt es obendrein.
Preisspanne: Gouda jung (0,99 Euro/ 100g) bis Manchego DOP halbgereift (3,79 Euro/100g) Empfehlungen: Le Duc Pfeffer, herrlich- zarter Weichkäse im Pfeffermantel (3,49 Euro/100g); Gourmet Superieur, kräftig- aromatisch, sanft-kristallin, hier preisgünstig (1,99 Euro/ 100g).
Rewe (Semai Akale)
Rheinallee 64
Direkt gegenüber von Alnatura hat der größte Rewe der Stadt eröffnet. Zwar zählen sehr viele Bio-Produkte zur Palette des Hauses, bei der Käsetheke muss man aber lange schauen, um zwei solche zu entdecken. Diese Auswahl ist relativ unspektakulär.
Preisspanne: Gouda jung (0,49 Euro/100g) bis Epoisses Berthaut, Frankreich (3,99 Euro/100g) Empfehlungen: bisher keine.
tegut…
Holzhofstr. 9
Portioniert verpackt, zwischen Fisch- und Fleischtheke sowie in zwei Truhen, liegt hier eine große Variation an Käse aus. Überwiegend Selbstbedienung; bei Bedarf wird beraten und probiert. Für einen Supermarkt hat dieser, neben bekannten internationalen „Marken“, viele Bio-Varianten und setzt sich somit zumindest gegen Konkurrent Rewe durch.
Preisspanne: Weideglück Gouda (0,59 Euro/100g) bis Bio Parmigiano-Reggiano (3,59 Euro/100g) Empfehlungen: Old Amsterdam Ziege (2,49 Euro/100g); Bio Que Manchego (2,99 Euro/100g).
Scheck-in-Center
Weberstr. 15, Weisenau
Quantitativ die größte Vielfalt findet sich im sehr großen, noch recht neuen Lebensmittelcenter Scheck-In. Sahniger Löffelgorgonzola zum Schöpfen (2,49 Euro/100g), regionale Hochkaräter wie „Smoky Rheingauer“ oder „Blaues Opium“ (5,29-5,79 Euro/ 100g), die meisten Blauschimmel und ein paar Bios. Diese Theke kann sich sehen lassen. Bester „konventioneller“ Supermarkt!
Preisspanne: Raclette Richies Monts (0,69 Euro/100g) bis Blugins La Casearia Blauschimmel (6,99 Euro/100g) Empfehlungen: Blue Affinato Blauschimmelweichkäse, Trester, Italien (4,29 Euro/100g); Blugins La Casearia, süß-würzig, abgefahren.
Marktstand Käse Preuß
Am Dom (Di, Fr, Sa)
Andrea Preuß setzt in ihren zwei Pavillons auf Käsespezialitäten aus Roh- oder pasteurisierter frischer Heumilch, die zwar handwerklich und naturrein hergestellt seien, aber nicht durch Bio-Siegel gekennzeichnet sind. Das liege daran, dass sie diese von klein(st)en Sennereien (Käsemanufakturen) aus dem Allgäu und der Schweiz bezieht. Sowohl geschmacklich als auch von Konsistenz und Kristallen verhältnismäßig vieler Exemplare sind wir beeindruckt.
Preisspanne: Allgäuer Emmentaler (2,59 Euro/100g) bis Chällerhocker Premiumbergkäse (4,99 Euro/100g) Empfehlungen: Montero – extra, Schweizer Bergkäse, 10 Monate (4,29 Euro/100g); Chällerhocker.
Marktstand Trésors de Sud
Am Dom (Di, Fr, Sa)
Wer einmal alles querbeet probieren möchte, ohne dass der Verkäufer einen beobachtet oder begleitet, kann dies hier am besten tun. Fast alles ist in kleine Miniwürfelchen vorgeschnitten. Ein paar Biovarianten und sogar Exoten wie grüne oder rote Pesto-, grünen Wasabi-, schwarzen Limonen- und teuren Trüffelkäse hat Özcan im Repertoire.
Preisspanne: Pustertaler (2,90 Euro/ 100g) bis Trüffelkäse (6,90 Euro/100g) Empfehlungen: Delin Crémeux Ziegenweichkäsetorte, saftig (3,49 Euro/ 100g); Honey Sweet, kristallin, würzig (3,10 Euro/100g).
Alpkäs’laden
Jakobsbergstraße 15 (Do-Sa)
Die quantitativ überschaubare Selektion an Käsen überzeugt qualitativ im Genusserlebnis absolut. Das kleine Geschäft in der Altstadt betreibt „Fromelière“ (offizielle Käsespezialistin) Christine Dörr. Sie kennt sich so richtig aus und veranstaltet auch exquisite„Tastings“ (Proben), hat passende Essige und verkauft und vermietet Zubehör für Fondue und Raclette. Kein Käs‘ ist hier dem Zufall überlassen: eine Hartkäseauswahl, die ihresgleichen sucht. Die Sennereien sind bestens ausgewählt, die meisten zudem biozertifiziert. Unsere Jury hat richtig rein gehauen; alle empfohlenen Käse waren super.
Preisspanne: Bio Walnuss Camembert (2,49 Euro/100g) bis Bio Blue Stilton, England (4 Euro/100g) Empfehlungen: Cironée agé, 24 Monate, Schweiz, einzigartig kräftigfruchtig (3,85 Euro/100g); Bio Blue Stilton, herrlich weich und voller Blauschimmel.
Droge, Dick- und Krankmacher?
Käse mache dick, krank und sogar süchtig, behauptet Neal Barnard, Professor für Medizin an der George Washington University. Fett- und kalorienreich sind Käse wirklich, allein schon wegen des Fettgehalts von circa 30 bis 70 Prozent. Fettreduzierte, sogenannte „Light“-Produkte, sind im Test als geschmacklos durchgefallen. Verzichten lässt sich aber auch moralisch motiviert, nach dem Motto: Lieber eine konsequent vegane Ernährung als zwar generell auf Fleisch verzichten, dabei aber Billig(st)käse kaufen, um sich mit ruhigem Gewissen Vegetarier zu nennen. Dann doch eher hin und wieder tote, sogenannte „glückliche“ Tiere essen und auch beim tierischen Produkt Käse auf nachhaltige, artgerechte Aufzucht und handwerkliche Raffinesse achten. Bei „industriell“ gefertigten Scheiben und Stücken in Supermarkt-Kühlregalen und einigen -theken sind, egal ob zu Dumping- oder Markenpreisen, mit mancherlei Grausamkeiten zu rechnen: Kühe erhalten genmanipuliertes Futter sowie Antibiotika, Euter werden dauergezapft und vieles mehr.
Gewinnertheken
Da gibt es in Mainz zum Glück alternative Märkte und Theken, die wir wärmstens empfehlen können. Der neue Alnatura in der Rheinallee macht Einkauf und Probieren zum Vergnügen. Bei denn’s ist Beratung zwar oft nur auf Abruf erhältlich, aber die Auswahl der SB-Theke beeindruckt, für Kenner also gut. Noch größer und vielfältiger geht es nur beim Scheck-In Weisenau, hier auch viele edle hochpreisige Stücke. Viele Spezialitäten beim Markt-Stand Käse Preuß munden hervorragend, bloß Bio-Siegel fehlen (manchen). Die meisten Favoriten (Suchtgefahr!) haben wir im Alpkäs’laden sowie bei natürlich gefunden und uns daher entschieden, diese beiden als Testsieger auszuzeichnen sowie den Scheck-In mit einer Best-Note.
Thomas Schneider