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Der Pionier der Bühne: Markus Müller ist seit 10 Jahren Intendant am Staatstheater

Er gilt als weltoffen, experimentierfreudig und präsent – Markus Müller. Seit 2014 ist er der Intendant des Mainzer Staatstheaters. Für seine Arbeit erhält er im November den Mainzer Medienpreis. Wie tickt der Theater-Mann?

Anfang im Allgäu

Geboren 1973 in Kempten, hat sich Markus Müller als ein vielseitiger und innovativer Theatermacher etabliert. Müller studierte Betriebswirtschaftslehre, Germanistik, Philosophie und Theaterwissenschaft und stieg schnell in führende Positionen auf. Seine berufliche Laufbahn führte ihn durch verschiedene Theaterlandschaften in Deutschland. Nach Stationen in Bamberg, Erlangen und Mannheim übernahm er 2006 die Position des Generalintendanten am Oldenburgischen Staatstheater. Dort bewies er sein Talent für die künstlerische Leitung und die Fähigkeit, ein breites Publikum zu begeistern.

Tanz im Duett

Sein Wechsel nach Mainz markierte einen Höhepunkt in seiner Karriere. Unter seiner Leitung erlebte das Staatstheater einen bemerkenswerten Aufschwung. Müller hat das Theater zu einem Ort der Innovation und künstlerischen Vielfalt gemacht. Der Spielplan zeichnet sich durch mutige Inszenierungen und eine Mischung aus klassischen und modernen Stücken aus. Dabei spielt auch die Zusammenarbeit mit Tanzdirektor Honne Dohrmann eine entscheidende Rolle. Gemeinsam mit seinem Team fördert er die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Kunstformen und setzt auf interdisziplinäre Projekte. Auch im Schauspiel und Musiktheater stehen zeitgenössische Werke und die sogenannten Klassiker gleichberechtigt nebeneinander. Müllers Vision ist es, das Theater als einen Ort des Austauschs und der gesellschaftlichen Reflexion zu etablieren.

Geht er oder bleibt er?

Er bleibt. Und das sicher bis 2031. Die Mainzer freuts. Er selbst bleibt seinem beruflichen Zyklus dabei nicht ganz treu: „Wenn man auf meine Biographie schaut, wäre es eigentlich an der Zeit zu gehen.“ Die äußeren Rahmenbedingungen stimmen jedoch: „Meine Tochter ist gerade mit dem Abitur fertig, und die letzte Spielzeit war hinsichtlich des Publikumszuspruchs wieder die zweitbeste in der Geschichte des Hauses.“ So bleibt Müller, „Die Entscheidung dahingehend ist schon zwei Jahre alt, als wir noch in diesem Coronabruch steckten und nicht klar war, wie wir da wieder rauskommen. In dem damaligen Zustand wollte ich das Haus nicht übergeben.“ Eine existenzielle Erfahrung: „Eine für uns, wie natürlich für viele andere, unbeschreiblich harte Zeit, von der wir uns noch immer erholen müssen.“

Umbau und Wechsel

Neue Spielstätten, personelle Wechsel, bauliche Veränderungen – Müller ist mit seinem Team im ständigen Umbruch und Wachstum. In der übernächsten Spielzeit folgt auf 14 Jahre Hermann Bäumer ein neuer Generalmusikdirektor, und im Tanz steht für 2027 eine Veränderung an. „Stark prägende künstlerische Persönlichkeiten dieses Hauses verändern sich, da ist es nicht so schlimm, wenn der alte Intendant immer noch da ist“, meint Müller lachend. Gleichzeitig sei vieles auf dem Weg und das Haus im laufenden Betrieb an manchen Stellen sanierungsbedürftig. So wird das Foyer umgebaut, und auch manche Infrastruktur bedarf einer Erneuerung. Das Glashaus erstrahlt in neuem Glanz und, man freut sich auf den neuen Orchesterprobe- und Kammermusiksaal: „Damit schließen wir mit den beiden Theaterhäusern und dem Grünen Kakadu unseren Ring in der Innenstadt.“ Den Grünen Kakadu gibt es mittlerweile seit fast drei Jahren und er ist zu einer festen Instanz für das Theater geworden. „Die Barriere zwischen Zuschauer und Ensemble verschwimmt hier, und damit ist er Schnittstelle zwischen Theater, Gastronomie und dem gesellschaftlichen Diskurs.“ Auch noch neu ist das Kombiticket: Für sieben Euro mehr pro Karte sind Garderobe, Programmheft und alle Getränke sowie Brezeln und Spundekäs inklusive. Anfangs sehr umstritten, ist das Ticket mittlerweile ein Erfolg. „Da wird Theater als Ort nochmal ganz anders gedacht und gelebt. Die Menschen kommen früh und sie stehen zusammen. Es gibt keine Warteschlangen mehr an den Theken, dafür viel mehr Zeit für den Austausch.“

Tradition und Moderne

Glücklich ist Markus Müller über das Grundvertrauen in Mainz, auch bei sperrigen Themen. „Die Leute kommen und sie wollen reden. Darum braucht es das Theater in einer schnelllebigen Zeit auch so dringend.“ Nicht die gegenseitige Konfrontation mit schnell gefassten Meinungen, sondern der gemeinsame Diskurs sei wichtig, „Zu entschleunigen und sich mit den Themen auseinanderzusetzen, darum geht es. Unsere Themen bringen etwas ins Laufen. Theater gehört ins Zentrum der Gesellschaft.“ Und auf was ist er besonders stolz? „Wenn tanzmainz in New York vor randvollem Haus spielt und stehende Ovationen erhält, dann ist das schon eine Ehre. Wir waren in Paris, Budapest, Montreal, Rom – nächstes Jahr geht es nach Tokio. Tanzmainz ist ein weltweiter Botschafter geworden. Genauso stolz bin ich aber auch darauf, dass wir dreimal den Deutschen Theaterpreis gewonnen haben und mit just mainz nun zehn Jahre Engagement im Jungen Staatstheater feiern.“ So darf man noch so einige Spielzeiten von Markus Müller erwarten. Gerade auch mit der Umgestaltung der Lu blickt das Staatstheater einer vielversprechenden Zukunft entgegen. Seine Fähigkeit, Tradition und Moderne zu verbinden, und seine unermüdliche Suche nach neuen Ausdrucksformen machen ihn zu einem der herausragenden Theaterintendanten seiner Generation.

Text: Alexandra Rohde
Fotos: Andreas Etter

Spielzeitstart 24/25 – es geht wieder los!
Auch der Theaterbetrieb geht wieder in die Vollen!
Das neue Theaterjahr beginnt am 31.8. mit der Schauspielkomödie kurz&nackig. Opernfreunde können sich am 1.9. auf Carmen und Familien auf Kannawoniwasein (ab 10 Jahren), ebenfalls am 1.9., freuen. Darüber hinaus kommen viele weitere Lieblingsstücke der
letzten Saison zurück, wie Romeo und Julia oder Trailer Park, bevor sich Ende Monat der Vorhang für die ersten Neuproduktionen hebt: Im Schaupiel kommt am 20.9. Kranke Hunde (DE) von Ariane Koch sowie am 21.9. Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull nach
Thomas Mann, im Musiktheater Mozarts Idomeneo am 28.9.

Karten gibt es an der Theaterkasse oder online unter www.staatstheater-mainz.com.

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