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Der Mann der 100 Bohrmaschinen

Text: Lisa-Marie Harlfinger
Fotos: Isabel Jasnau

Harald Geiling ist Zahnarzt, Zweiradmechanikermeister – und Bauherr der „Pyramide“, der neuen Großraumdiskothek im Gewerbegebiet Mainz-Hechtsheim. Der Anfang 50-jährige hat gleich in drei Berufen Erfolg. Wie macht er das? Wir haben das Multitalent getroffen.

Seine Frau nennt ihn den „Mann der hundert Bohrmaschinen“. Harald Geiling hat eine Vorliebe für Werkzeuge. Gleich drei Berufe übt der Mainzer aus, in denen sein handwerkliches Geschick gefragt ist. „Das Männer nicht Multi-Tasken können ist kein Fakt“, sagt er, „sondern einfach nur unwidersprochen.“

Schon mit fünf Jahren beginnt Geiling, mit Holz zu arbeiten. Mit elf steigt er auf Metall um, und von seinem ersten selbst verdienten Geld kauft er sich ein Schweißgerät. Als er den „Roadrunner Bikeshop“ in Mainz-Hechtsheim eröffnet, ist er noch ein junger Mann. Heute hat der Motorradbetrieb drei Hallen, natürlich selbst gebaut, er ist Zweiradmechanikermeister, und unzählige Patente für Vermessungs- und Richtapparate gehen auf ihn zurück. „Wenn ich etwas mache, mache ich es konzentriert“, sagt Geiling.

Doch noch während er die Motorradwerkstatt aufbaut, bekommt er die Zusage für einen Studienplatz in Zahnmedizin. Was nun? Geiling macht einfach beides: Während der Vorklinik teilt er sich die Tage zwischen Uni und Werkstatt auf, die Wochenenden lernt er durch. „Das war eine anstrengende Zeit“, sagt er heute, „erst in der Klinik, als es um die manuellen Fertigkeiten ging, wurde es besser, denn das fiel mir leicht.“ Schließlich beendet er sein Studium mit einem des besten Staatsexamen.

Neben dem „Roadrunner Bikeshop“ betreibt Geiling nun eine Zahnarztpraxis. Sie liegt direkt neben dem Alicekrankenhaus, heute Schmerzklinik in dem er geboren ist. „Manchmal sage ich, ich habe es nur fünfzig Meter weit gebracht“, witzelt das Multitalent. Auch wenn er seine Praxis nur an zwei Tagen pro Woche führt, empfindet er die Arbeit als weitaus anstrengender – denn die Geschichten seiner Patienten nimmt er oft abends mit ins Bett.
Doch nun hat Harald Geiling noch eine neue Aufgabe: Die „Pyramide“ im Gewerbegebiet Mainz-Hechtsheim, eine zukünftige Großraumdiskothek und Veranstaltungslocation. Bereits seit 2004 werkelt er hier, auf einer riesigen Baustelle, erst nur mit seinem Handwerker Wiktor Niemstak, mittlerweile jedoch bereits mit zwei weiteren Mitstreitern. Sie haben einen eigenen Kran, einen eigenen Bagger und verarbeiten jede Woche Tonnen von Material.
Die Pyramide eine imposante Größe angenommen: Die geometrische Form ist kilometerweit über die Autobahn zu sehen. Das soll sie auch, denn sie wirbt für sich selbst bei den über 100 000 Autofahrern, die jeden Tag auf der A 60 an ihr vorbeiziehen. Besucher aus dem ganzen Rhein-Main-Gebiet soll sie eines Tages anlocken und sie mit ihrer klaren Architektur aus geometrischen Formen und rohen Materialien beeindrucken.

Neben einer Centerlounge, zwei kleineren Clubs und einer Galerie mit Bars und Restaurants steht eine Kuppelhalle im Mittelpunkt. „Alles ist wie ein Atrium auf vielen Ebenen angelegt“, beschreibt Geiling seine Pläne. „Hier können wir zum Beispiel eine große Bühne für Bands aufbauen, aber auch Fastnachtssitzungen abhalten. Hier ist alles möglich.“ Bis Weihnachten soll die Fassade fertig gestellt sein. Die Pyramide selbst aber wird frühestens im nächsten Winter fertig sein. „Es macht keinen Sinn zu hetzen“, sagt Geiling.„Die Details müssen stimmen.“

Die Pyramide liegt nur wenige Meter vom „Roadrunner Bikeshop“ entfernt. „Als ich als Kind hier aufwuchs, gab es das Gewerbegebiet noch nicht“, erinnert sich Geiling, „das war alles Feld. Wir sind dann mit dem Fahrrad hier rumgefahren, haben Kartoffelfeuer gemacht und Drachen steigen lassen.“ Was er hier einmal errichten würde, hätte er sich damals wohl kaum vorstellen können. Zeit für seine Hobbys findet Geiling immer seltener. In seinen Augen nicht schlimm – er zieht seine Energie aus anderer Quelle. „Ich leide nicht an der Arbeit, ich lebe die Arbeit“: So lautet sein einfaches, aber offenbar sehr effektives Credo.