von Anna Sacco & Thomas Schneider
Fotos: Johannes Hoppner & Elisa Biscotti.
„Was darf man als Veganer denn essen?” Nicht selten wird diese Frage gestellt, wenn Veganer verkünden, nebst Fleisch und Fisch auch auf alle tierischen Produkte zu verzichten: seien es Eier, Honig, Milch und Milchprodukte wie Käse und Joghurt. Was bleibt dann noch übrig? Und kann sowas satt machen? Eine Veganerin und ein Fleischesser haben sich umgeschaut:
Die Hoppetosse (Franziskanerstraße 1)
Pippi Langstrumpf dürfte bekannt sein und daher kommt auch das Motto dieses kleinen, aber feinen Ladens: „Wir kochen uns die Welt, wie sie uns gefällt.“ Die Geschwister Elisabeth und Johannes Hoppner sind die Köpfe hinter der alternativen Küche. Drinnen herrscht holziges Flair. Zum Programm gehören täglich wechselnde Gerichte ab 4,90 Euro sowie Kuchen und hausgemachte Limonaden. Sogar eigene vegane Käsealternativen reifen im Laden.
Veganerin: Wer Auberginen schon in seinem Logo integriert hat, kann eigentlich nichts mehr falsch machen. Das Auberginen-Püree im gegrillten Fladenbrot ist genial und perfekt für den kleinen Hunger. Der Burger El Greco mit – natürlich! – frittierten Auberginen befriedigt den großen Hunger. Selbstverständlich gibt es auch Gerichte frei von Auberginen zu fairen Preisen.
Fleischesser: Die meisten Speisen sind empfehlenswert. Das Bananenbrot war anfangs mein Highlight. Derzeit sind es die „Vrikadellen“ sowie diverse warme Tagesgerichte – mit Grünkohl hatte ich da kürzlich was Geniales. So richtig satt bin ich nicht geworden, fand den Preis aber passend.
Gutenberger – Das vegane Weinlokal (Kapuzinerstraße 29)
Ein gutbürgerliches Gasthaus, das durch seine gemütliche Einrichtung im Stile eines Altstadtlokals entzückt. Marion Lohsse und Tobias Franz bieten von kreativen Vor- und Nachspeisen über Tapas und Hauptgerichte auch zahlreiche vegane Weine an. Die Preise entsprechen dem eines guten Mainzer Restaurants, dafür gibt’s aber auch ordentliche Portionen.
Veganerin: Ich probiere beide angebotenen Hauptgerichte: Der Nussbraten mit Kräuterfüllung in Rotweinsoße mit Kartoffelklößen und Rotkohl ist für Fans sicherlich ein Genuss, mir aber nach der ersten Hälfte dann doch zu nusslastig. Die Maronenknödel mit Rote-Beete-Soße, Salbei und Kalamon-Oliven dagegen sind ein Traum. Satt ist gar kein Ausdruck!
Fleischesser: Normalerweise stört mich veganes Imitieren von Optik und Konsistenz ursprünglich fleischhaltiger Gerichte, hier aber gar nicht. Zwiebelmettbrot und Mini- „Vrikadelle“ haben mich begeistert, alle 14 Tage kommen neue raffinierte Kreationen hinzu. Im Dschungel der vielen Weinlokale Rheinhessens ein echter Exot, eine geniale Alternative. Satt werde ich hier, kostet aber alles etwas mehr.
Mister Falafel (Lotharstraße 18-20)
Wer denkt, Veganer hätten Probleme, unterwegs mal eben einen Snack zu besorgen, der muss einfach zur nächsten Dönerbude gehen: Falafel, frittierte Bällchen aus Kichererbsen, zumeist mit Hummus, Sesamsoße und Gemüse in einem Fladenbrot serviert, ist ein traditioneller veganer Imbiss aus dem Nahen Osten. Eine leckere Alternative zu bekannten Fast Food-Schuppen.
Veganerin: Ich gehe immer wieder gerne zu Mister Falafel. Die Bedienung ist freundlich und das Essen lecker. Alles ist frisch zubereitet und eine Portion macht mich immer satt. Der Laden ist kein Ort zum groß Verweilen, da es mehr einer Imbissbude als einem gemütlichen Bistro gleicht, aber im Sommer ist es schön, draußen zu sitzen.
Fleischesser: Für 3,30 Euro habe ich die Falafel Hummus in veganer Variante, also mit Sesamsoße ausprobiert. Zutaten, Soße und Bällchen waren voll in Ordnung, die Portion nicht sättigend, aber dem Preis angemessen. Tipp: 50 Cent extra für „25 % größer“, also ein Bällchen mehr drin.
Möhren Milieu (Adam-Karrillon-Straße 5)
Mit mobilem Foodtruck und einem Supermarkt, der sogar vegane Kondome anbietet, ist das Möhren Milieu ein Vorreiter in der veganen Szene. Da frische, saisonale und regionale Produkte einiges mehr kosten, sind die Preise im Möhren Milieu happiger als andernorts. Auch Kritik über lange Wartezeiten, da oft voll und Raum klein, sind zu finden.
Veganerin: Leckere, hochwertige Zutaten werden hier außergewöhnlich kombiniert und liebevoll zubereitet. Die Burger und vor allem das Curry sind superlecker und machen auf jeden Fall satt.
Fleischesser: Rohkost ist nicht jedermanns Sache. Meine manchmal schon. Vom Möhren Milieu kenne ich bislang nur den veganen Döner. Der ist schmackhaft belegt, wirkt erfrischend, macht mich aber nicht satt, von daher für 5 Euro kein Schnäppchen.
natürlich Bioladen & Bistro (Josefstraße 65)
Im Bistro dieses Bio-Supermarkts werden Montag bis Freitag vegane Suppen frisch vor Ort mit Bio-Zutaten zubereitet und an der Bäckertheke verkauft. Die wöchentlich wechselnden Suppen erfreuen sich großer Beliebtheit und sind deshalb oft gen frühen Nachmittag ausverkauft. Mahlzeit: 12 bis 14 Uhr.
Veganerin: Suppen sind oft langweilig, doch die gut abgeschmeckte Kartoffelsuppe mit frischen Kräutern hat mich überrascht. Die kleine Suppe kommt mit Baguette und reicht mir zum Mittagessen. Aber ich befürchte, dass Menschen mit größerem Appetit hier nicht satt werden. Wie gut, dass die super Bäckerei noch viele andere leckere Snacks bereit hält. Fleischesser: Die kleine Portion (3,95 Euro) lohnt sich für mich verhältnismäßig nicht, die große Portion (4,75 Euro) aber schon. Wie bei Suppen üblich, macht mich die getestete Kartoffelkräutersuppe zwar nicht sehr lange satt, tut aber richtig gut. Einfach (und) lecker.
Salute Salate (Mittlere Bleiche 16)
Im Bleichenviertel gelegen, erinnert dieses Lokal im Bauhaus-Flair und Röhrenstil ein wenig an Steampunk- Subkultur. Wein-Sommelière Norma Villada aus Argentinien setzt auf gute, regionale Lebensmittel und ausgewählte Bio-Weine. Es gibt eine Salatbar, à la carte Essen und wechselnde Tagesgerichte.
Veganerin: Flammkuchen und Burger sind die Spezialitäten des Hauses. Der Burger war sehr lecker und sättigend. Der vegane Flammkuchen mit Räuchertofu und Steinpilzen dagegen hätte ruhig noch ein wenig im Ofen bleiben können. Am meisten bleibt mir die nette Unterhaltung mit den Besitzern und der gute argentinische Malbec im Gedächtnis.
Fleischesser: Einige Hauptgerichte, Salate und Snacks habe ich hier schon ausprobiert. Ob Eintopf mit Kichererbsen und Kürbis, feines Risotto, Steinpilze-Muffin, Ziegenkäse auf Gemüse oder Hamburger, ich war stets sehr zufrieden. Beeindruckend ist obendrein die Auswahl an Craftbieren – alternativ zu Kneipe oder Weinlokal meine besondere Empfehlung.
Schrebergarten (Kurfürstenstraße 9)
„Kumpir“, ein beliebtes türkisches Studentenessen, heißt die Spezialität des Hauses, die neben Salaten und Gazpacho angeboten wird. Die deutsch-türkische Besitzerin Leyla Camkerten-Benli hat sogar einen eigenen „Meenz“-Kumpir mit Spundekäs und Brezelchen kreiert. Der nette Laden am hippen Gartenfeldplatz erfreut sich großer Beliebtheit.
Veganerin: Im Schrebergarten macht Kartoffelessen einfach Spaß. Mein absoluter Favorit ist „Veganistan“, dessen Geschmack vor allem durch Walnüsse einen überraschenden Kick erhält. Die Preise sind etwas happig, aber dafür schmeckt‘s und man wird satt.
Fleischesser: Mein Favorit ist der „Caracho“ – erfrischend und leicht pikant. „Habibi“ konnte mich nicht so begeistern wie die vielseitig behäufte Kartoffel namens „Veganistan“ – mit Linsen, Blaukraut, Walnüssen, echt gut. Die Portion für mich aber recht klein, daher muss ich für 6,50 Euro schon große Lust auf Kumpir haben.
FAZIT
Seit zwei bis drei Jahren entwickeln sich in Mainz immer mehr vegetarische und vegane Anbieter. Bislang sind es alles keine Franchise-Ketten, sondern stilsichere, gemütliche Läden, in denen ambitionierte Inhaber viel Zeit, Liebe und Sorgfalt in ihre kreative und oft experimentelle Küche investieren. Unser Fleisch(fr)esser hat sich bei „Salute Salate“ am wohlsten gefühlt und lobt dessen Biervielfalt, den prima Koch, einen abwechslungsreichen Speiseplan, den engagierten Service und nicht zuletzt den großen Raum, der auch abends zum Verweilen einlädt.
Die Veganerin, die gerne auch aus Überzeugung etwas mehr liegen lässt, um ethisch korrekt zu schlemmen, kürt das Gutenberger als Sieger in der Restaurant-Kategorie. In der Imbiss-Kategorie siegt bei beiden die Hoppetosse als authentischer Laden mit leckerem Essen. Zum Abschluss sei Fleischliebhabern gesagt, dass die Produktion eines Steaks 4.000 l Wasser benötigt und nicht nur deshalb selbst nur ein veganer Tag pro Woche der Umwelt helfen kann.
Mainz ist wirklich ne tolle Stadt für Vegetarier und Veganer 🙂 Die getesteten Cafes kenne ich persönlich und kann dem Test nur Zustimmen. Hoffe, dass bald ein zweiter Teil kommt, wo auch andere wie z.B., Baristaz, Dicke Lilli etc. getestet werden 🙂