Mit dem Sommer kommt sie wieder, die Lust nach dem Sport unter freiem Himmel. Wer dabei auf große Laufleistungen oder Grasflecken verzichten möchte, kann sich an einer von vielen öffentlichen Tischtennisplatten austoben. Insbesondere die Neustadt hat von diesen einige zu bieten.
Wir haben die Schläger ausgepackt und uns auf den Weg gemacht, Bälle geschmettert, Plattenschiefe getestet und die Einkaufsmöglichkeiten der Umgebung ausgecheckt.
Goetheplatz
Im urbanen Paradies der Neustadt stehen gleich zwei Platten in der westlichen Parkecke. Wie quasi auf dem gesamten Goetheplatz ist der Untergrund asphaltiert, was hin und wieder sehr weit weg fliegende Bälle nach sich zieht. Die Straße ist in sicherer Distanz, für Trubel jedoch auch so gesorgt. Seien es die Rollschuhfahrer auf dem Feld nebenan, die dauerhaft anwesenden Skater oder das ebenso große Tischtennis-Publikum. Hier trifft jung auf alt, die Kindertruppe auf den Angaben-Schnippeler mit stets nagelneuem Schlägerbelag. Man kommt einfach ins Gespräch und kann in städtischem Flair die größtenteils gut erhaltenen Platten bespielen.
Spielplatz am Valenciaplatz
Auf dem idyllischen Spielplatz gibt es das Kontrastprogramm: Mit Ausnahme der spielenden Kinder liegt die Steinplatte ruhig an der nur leicht befahrenen Corneliusstraße. Ein Baum sorgt für den nötigen Schatten und die Wiese federt heraus prallende Bälle weich ab. Apropos Wiese: Der Boden rund um die Platte hat schon bessere Tage gesehen und ist offenbar diversen Rundlauf-Spielen zum Opfer gefallen. Das viel größere Manko aber ist, dass sich die Platte schon mit bloßem Auge als schief erweist und auch erstaunlich niedrig wirkt. Die Häuser sorgen immerhin noch für erhöhten Windschutz.
Lessingplatz
Schon optisch unterscheidet sich die Platte von den anderen Tischen der Neustadt. Das angenehme Grün sorgt für ein willkommenes Farbtüpfelchen und weist zeitgleich auf ein anderes Material hin. Sehr weich federt der leichte Ball über die Platte, die zwar etwas schief wirkt, letztlich aber nur an den Ecken abknickt. Kann passieren, wenn derartige Platten zum Sitzen und nicht zum Sporteln verwendet werden. Fragwürdiger ist hingegen der verdellte Rand des Tisches, den zu erreichen ein hohes Maß an Genauigkeit erfordert. Ein wenig Gefahr birgt die Straße, der der ein oder andere Schmetterball zum Opfer fallen könnte. Insgesamt aber eine sehr komplette Platte. Schönes Spielgefühl, öffentliche Toiletten nebenan, Supermarkt in Sichtweite – hier lässt es sich mehrere Stunden verbringen. Aufgrund guter Beleuchtung mit etwas Beeinträchtigung sogar abends.
Frauenlobplatz
Es könnte so schön sein. Diverse Essensläden laden zur kulinarischen Pause ein, die weite Fläche des Platzes sorgt für eine schöne Stimmung und die Platte an sich ist auch in einem guten Zustand vorzufinden. Das Problem: Seit Tagen hat es kaum geregnet und doch machen zwei Pfützen in von Spielern verursachten Kuhlen ein Match unmöglich, zumindest wenn man nicht gerade in Wanderschuhen durch die Neustadt trabt. Schon länger hat hier wohl niemand mehr gespielt. Das lässt auch der Staub auf der Platte erahnen. Vielleicht mal mit Sand vorbeikommen und ein wenig aufschütten? Komisch auch, dass auf dem großen Platz nicht noch eine zweite Platte installiert wurde. Immerhin gibt es eine Bank, von der aus man der Pfütze beim langsamen Austrocknen zusehen kann.
Feldbergplatz
Ein Gang über die Treppen des Feldbergplatzes und da steht sie. Unweit der Kulisse der Feldbergschule wirkt die schöne Platte mit Spielplatznähe fast schon ein wenig unterdimensioniert. Klein ist hier jedoch nur das Publikum, welches fast nur aus Kindern im Schulalter besteht. Wem der Trubel von wild Fußball spielenden Kiddies nichts ausmacht, der kann hier grundsolide und ohne Beeinträchtigungen einige Ballwechsel spielen. Erst wenn die junge Generation sich beruhigt, fällt auf, wie laut die Straße ist. Auch bezüglich Einkaufsmöglichkeiten ist die Platte etwas ab vom Schuss. Dafür ist der Rhein für einen entspannten Ausklang des Sportnachmittages nur einen Katzensprung entfernt. Unter dem wirklich schönen Baum direkt neben dem Tisch lässt es sich auch herrlich aushalten.
Ernst-Ludwig-Platz
Die einzige Platte in der Altstadt befindet sich am Rande des Regierungsviertels. Auf der einen Seite von diversen Gerichten begrenzt, steht die Steinplatte auf der anderen Seite im Schatten der St. Peter Kirche. An sich ein beeindruckender Anblick, der sich jedoch von der umliegenden Tristesse und der nicht gerade idyllischen Straße die Suppe schnell versalzen lässt. Der spartanische Spielplatz macht die Umgebung nicht wirklich lebhafter – Café und Biergarten sind in kurzer Fußreichweite vorhanden und bieten Lichtblicke während eines nicht wirklich gemütlichen Spieles. Großer Pluspunkt: die gute Lage und damit verbundene gute Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel. Auch nicht schlecht: Eine Laterne spendet für Nachtaktive genügend Licht.
Rheinufer Kastel
Die großen Vorteile gleich vorweg: Es handelt sich hierbei um die einzige Platte in unmittelbarer Rhein-Nähe, die zeitgleich vom Kasteler Ufer einen Blick auf das Mainzer Stadtbild in der Abendsonne erhaschen lässt. Auch hier ist Asphalt Programm, bis in den Rhein fliegen die verzogenen Bälle dann aber auch wieder nicht. Problematisch sind eher die nicht zu missachtenden Überreste von abendlichen Runden auf dem Platz am Museumsufer. Hier ein paar alte Flaschen, dort eine vergessene Verpackung: Nicht immer ist es hier schön und beim Ballaufsammeln sollte dringlichst auf Scherben geachtet werden. Immerhin entschädigt der Blick, insbesondere für die Person mit Blick zum Rhein.
Wallgrünanlage Bastion Alexander
Gut versteckt liegt diese Platte auf einer kleinen Anhöhe. Vereinzelte Tags verzieren die beiden Hälften. Auch die Sitzmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe haben schon bessere Tage gesehen. Dafür spielt man fast gänzlich ungestört, schattig und alles in allem in entspanntem Ambiente. Einzig anderweitige Möglichkeiten sind hier eingeschränkt, der Besuch mitsamt erheblichem Anstieg über die Kupferberg-Terrassen sollte also gut geplant sein.
Volkspark
Hier spielen die Profis. Im Gegensatz zu den anderen Platten sind Netze nicht aus Stein und fest verschraubt, sondern können und müssen mitgebracht werden. Da ein solches Accessoire nicht zum Stammrepertoire des Gelegenheitsspielers gehört, sind vor allem engagierte Sportler zu finden. Teilweise finden Trainings in der südlichen Ecke des Parks statt. Zum Zugucken immer wieder spannend. Entdecker sollten aber wissen, was sie hier erwartet.
Rundlauf-Event: The Tables
Wer dem Wetter lieber nicht trauen möchte, der bekommt einmal im Monat die Möglichkeit mit „The Tables“ im Schon Schön zu spielen. Im Kulturclub an der großen Bleiche wird ein großer Rundlauf organisiert, der für Tischtennisliebhaber jeder Könnerstufe offen ist. Nächster Termin ist der 22. Mai, los geht es um 20 Uhr (facebook.com/THETABLES. PINGPONG)
FAZIT
Selbst wenn das nahezu konsequente Fehlen von Platten in der Altstadt ein bisschen traurig ist, fallen vor allem die vielen Spielgelegenheit der Neustadt auf. Allesamt in mindestens annehmbarem Zustand können sie nur witterungsbedingt unbespielbar sein. Zwischen urbaner Atmosphäre (Goetheplatz oder Lessingplatz) und Spielplatzstimmung (Valenciaplatz) versprühen die Tischtennisplatten ein unterschiedliches Ambiente. Den Materialtest gewinnt die Platte am Lessingplatz, die außerdem noch mit perfekten Einkaufsmöglichkeiten sowie einer Toilette dienen kann. Auch die etwas abgelegenen Spielmöglichkeiten im Volkspark, in Kastel oder der Wallgrünanlage Bastion Alexander sind einen Ausflug wert, bezahlen aber ihre Idylle mit schlechterer Infrastruktur im Umfeld. Insgesamt gibt es somit keinen klaren Gewinner, aber viele verschiedene Möglichkeiten, richtig schön den Ball über die Platte zu schlagen.
Text Till Bärwaldt Fotos Domenic Driessen
Es gibt noch eine Platte in der Altstadt, vielleicht eher ein Geheimtipp. Und zwar auf dem Spielplatz der an den Kindergarten am Hopfengarten angrenzt. Einfach mal neben Sofra die Gasse reingehen. Handfeger könnte sinnvoll sein.
und am Spielplatz oberhalb der Römersteine