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Der große Test: Kletterhallen

Klettern? Das war früher nur etwas für Spezialisten! Nachdem anfangs Louis Trenker mit einem primitiven Hanfseil cineastisch auf den „Berg des Schicksals“ kraxelte, war das Gipfelstürmen lange nur mit dem Namen Reinhold Messner verbunden. Seit einigen Jahren aber mausert sich das Klettern zum Trend- und Volkssport, denn klettern kann jeder. Wer klettern möchte, braucht weder Muskeln aus Stahl noch eine gigantische Ausrüstung. Er muss nicht einmal in die Alpen fahren, denn gute Sportkletteranlagen gibt es in der Umgebung von Mainz mittlerweile einige.

Kunstwand statt Fels
Während in der Natur an Felswänden geklettert wird, vorausgesetzt es ist dort auch erlaubt, bieten Sportkletteranlagen Kunstwände an. Auf raue Platten sind Griffe und Tritte aus Kunststoff geschraubt. Die Kombination der Elemente ergibt Routen in diversen Schwierigkeitsgraden. Die französische Skala, die von Grad 1 bis 10 reicht, ist die gebräuchlichste Skala. Gute Sportkletteranlagen haben für jeden Geschmack etwas zu bieten. Der Anfänger findet Routen, die er ohne großen Frust schaffen kann. Der Kletter-Profi findet Routen, die richtig hart zu knacken sind und ihn ordentlich ins Schwitzen bringen.

Toprope und Vorstieg
Das Höhenklettern ist für Einsteiger mit der Toprope-Technik am einfachsten. Dabei hängt am oberen Ende einer Route ein Seil in einer Umlenkung. Der Kletterer hängt sich unten mit seinem Sicherheitsgurt ein und ein Partner sichert, indem er das Seil einfach nachzieht und auf Spannung hält. Rutscht der Kletterer ab, hängt er sofort sicher im Seil. Erfahrene Kletterer favorisieren den Vorstieg. Dabei hängt das Seil noch nicht in der Route. Der Kletterer hat es am Sicherungsgurt befestigt, nimmt es aber mit nach oben und hängt es unterwegs mehrfach in vorhandene Sicherungshaken ein. Stürzt der Kletterer, dann zieht der Sicherungspartner am Boden das Seil an und der Kletterer fällt bis zur letzten eingehängten Sicherung.

Bouldern
Bouldern ist sozusagen „Klettern ohne Höhe“. Hier wird ohne Sicherungsgurte und Seil geklettert, denn die Wände sind maximal drei bis vier Meter hoch. Beim Bouldern liegt die Herausforderung nicht in der maximalen Höhe, sondern im technischen Klettern und dem Bewältigen schwieriger Routen. Boulderwände haben es oft richtig in sich, denn manche Route ist kaum zwei Meter hoch, aber unglaublich schwer zu klettern. Stürze sind beim Bouldern nicht selten, aber rund 40 Zentimeter dicke Matten am Boden dämpfen den Sturz aus geringer Höhe ab, sodass kaum etwas passiert. Geht es doch einmal etwas höher, helfen so genannte „Spotter“. Deren Aufgabe ist es, den Stürzenden so zu schubsen und im Fall zu drehen, dass er nicht auf den Kopf fällt.

Kletterhallen als Ganzjahresspaß
Die Kletterhallen in Mainz und Umgebung bieten Klettern als Ganzjahresspaß. Egal bei welchem Wetter, die Kunstwände in den Hallen sind immer kletterbar. Keine lange Anreise, sondern klettern mit dem Komfort einer Sporthalle inklusive heißer Dusche nach den gemeisterten coolen Routen. Die Qualität der Kletterhallen wird vor allem von deren Routen bestimmt und wie oft neue Routen „geschraubt“ werden. Wer will schon jahrelang immer die gleiche Route klettern? In allen Kletterhallen, die wir in und um Mainz unter die Kletterschuhe genommen haben, wird regelmäßig neu geschraubt.

Das Blockwerk
Das Blockwerk ist direkt bei der Phoenixhalle in Mainz-Mombach zu finden. Es handelt sich um eine reine Boulder-Halle. Die Routen decken alle Schwierigkeitsgrade ab und bieten dem blutigen Anfänger viel Spaß und dem Freak richtig fette Herausforderungen. Es läuft immer groovige Musik und an der Theke am Eingang bekommt man einen supersensationellen Latte-Macchiato. Umkleide und Dusche sind für die Größe der Halle arg klein und könnten mal einen frischen Anstrich vertragen. Aber sonst gibt es nichts zu meckern. Im Blockwerk bouldern macht Spaß und für maximal 9,50 Euro Eintritt gibt es eine große und abwechslungsreiche Routensammlung in cooler Atmosphäre.
Werktags 11 – 23 Uhr
So & Feiertags 11 – 21 Uhr
Erwachsene 9,50 Euro
Kinder 6,50 Euro
www.blockwerk.info

Die Kletterkiste des DAV
Die Kletterkiste in der Turmstraße in Mainz-Mombach ist die Kletterhalle der Sektion Mainz des Deutschen Alpenvereins. Mitglieder zahlen weniger und können auch zusätzliche Kletterzeiten nutzen, in denen Nichtmitglieder keinen Zutritt haben. Die Halle bietet Kletterwände mit 13 Metern Höhe. Durch Überhänge und andere Schwierigkeiten sind die Routen bis zu 18 Meter lang. Auf den rund 600 Quadratmetern Wandfläche sind im Schnitt 80 Routen geschraubt, die die Schwierigkeitsgrade von drei bis neun abdecken. Einfachere Routen sind als Toprope-Routen für Anfänger ausgelegt. Die Kletterkiste bietet auch Kurse an, beispielsweise Einsteiger- und Fortgeschrittenenkurse. Wer offizielle DAV-Kletterscheine machen will, ohne die man in manchen Hallen nicht klettern darf, der ist hier an der richtigen Adresse.
Di & Do 17 – 22 Uhr
Wochenende 14 – 19 Uhr
Für Nichtmitglieder 11 Euro
www.dav-mainz.de

Bewegungsforum Nieder-Olm
Das Bewegungsforum in Nieder-Olm ist ein großes Fitness- und Sportstudio, das auch eine Kletterhalle und einen Boulder-Raum bietet. Über 1000 Quadratmeter Kletterwände inklusive Überhänge und „Dach“ bieten fast 14 Meter Höhe zum Klettern. Mehr als 110 Kletterrouten decken die Schwierigkeitsgrade drei bis zehn ab. Weitere 50 Routen sind als Toprope-Routen ausgelegt und bieten die Schwierigkeitsgrade drei bis neun. Der Boulder-Raum bietet 200 Quadratmeter Kletterfläche mit vielen krassen Überhängen, Vertikalen und Schwierigkeiten. Wer regelmäßig mit anderen klettern möchte, kann montags zum Klettertreff von 19 bis 21:30 Uhr kommen und für Kinder und Jugendliche gibt es einen Kletter-Club. Je nach Wochentag und Tageszeit variieren die Eintrittspreise für die Kletterhalle. Wer noch nie geklettert ist, für den sind die dreistündigen Schnupperkurse interessant, die auch arbeitnehmerfreundlich abends angeboten werden.
Werktags 9 – 22 Uhr
Di & Do ab 6:30 Uhr
Wochenende 9 – 21 Uhr
Erwachsene 12 Euro
Jugendliche 8,50 Euro
www.bewegungsforum.de

Sport Treff
Im Fitnessstudio Sport Treff steht eine rund 100 Quadratmeter große Kletterwand mit neun Metern Höhe zur Verfügung. Die rund 30 Routen sind in den Schwierigkeitsgraden drei bis neun geschraubt, die alle als Toprope oder im Vorstieg kletterbar sind. Die Eintrittspreise liegen bei 9 Euro für Erwachsene und 5 Euro für Kinder. Als Sonderangebot bietet der Sport Treff für Kletterer, die bis 17 Uhr kommen „all you can climb” für 6,90 Euro an. Nach dem Klettern bietet sich noch die Sauna an, denn die ist bei den Preisen inklusive. Montags und donnerstags gehört die Kletterwand um 17 Uhr während des Kids Clubs den Nachwuchskletterern ab acht Jahren. Dafür bietet der Sport Treff 10er-Karten für 39 Euro an.
Werktags 8 – 23 Uhr
Wochenende 9 – 19 Uhr
Feiertags 9 – 15 Uhr
Erwachsebe 9 Euro
Kinder 5 Euro
www.sporttreff-mainz.de

Kletterwand am Biomassekraftwerk Flörsheim-Wicker
Ein Tipp noch zum Schluss. Am Biomassekraftwerk Flörsheim-Wicker gibt es eine Outdoor-Kletterwand betrieben von den Kletterfreunden Wicker. Bei gutem Wetter macht das Klettern hier Spaß, denn die felsig strukturierte Wand ist 19 Meter hoch und bietet spektakuläre Aussichten. Es sind im Schnitt immer rund 80 Routen in allen Schwierigkeitsbereichen geschraubt. Neben einem sechs Meter Überhang gibt es in der Wand auch einen Standplatz für den Partner, der sichert. Klettern ist hier zudem sehr günstig. Leider gibt es weder Umkleiden noch Duschen. Lediglich Toiletten stehen zur Verfügung.

Fazit:
Wer vor allem Kraft und Geschicklichkeit ausbauen und nicht höchstmögliche Routen am Seil klettern möchte, wird das Bouldern lieben. Und dafür ist das Blockwerk in Mainz die beste Adresse. Nicht nur wegen der coolen Atmosphäre. Vor allem, weil es die größte Boulderhalle in der Gegend ist und damit auch genug Platz zum Bouldern bietet, wenn richtig Betrieb ist. Wer ans Seil und hoch hinaus will, kommt sowohl in der Kletterkiste als auch im Bewegungsforum Nieder-Olm auf seine Kosten. Beim Sport Treff ist Klettern in der doch recht kleinen Anlage eher eine Ergänzung zum übrigen Fitnessangebot.
Text: Andreas Lerg
Fotos: Isabel Jasnau