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Der Gärtner des (Ober-Olmer) Waldes: Förster Jan Hoffmann

Jan mit gelassenem Zwergesel

„Das ist unsere Eselecke.“ Die beiden Esel Carlo und Benjamin traben langsam näher. Sie richten ihre großen Augen auf das Gatter und drehen sich nach kurzem Abwägen wieder um. Die Eselecke ist ein gemeinschaftliches Projekt, erklärt Jan Hoffmann. Die Besitzer, fährt er fort, leisten pädagogische Arbeit in „unserem Sinne“. Hauptsächlich kommen Kinder aus Förderklassen – die beiden Esel seien wahre Türöffner. Jan ist Leiter des Wald-Naturschutzzentrums Ober-Olm und Revier-Förster. Aber eigentlich ist er ein Tausendsassa, dessen Arbeit sich zwischen Forstwirtschaft, Umweltbildung und Naturschutz fließend gestaltet.

Zwischen blühenden Obstbäumen: das Forsthaus im Ober-Olmer Wald

Eine Sandbank für Bienen
Jan öffnet die hölzerne Tür zum „Lehrgarten“. Der befindet sich neben dem Forsthaus und beginnt mit einem Färber-Beet (Kamille, Tomate, Pflanzen, aus denen man Naturfarben herstellen kann), daneben ein Duftbeet mit einer Sonnenliegebank (stark duftende Blumen und Kräuter – weht der Wind in die richtige Richtung, liegt man im ätherischen „Strom“), ein Küchenbeet (bestückt mit Kräutern und Salaten, die im Waldkiosk verarbeitet werden), ein kleiner Teich (es hüpft, hüpft – ja, wahrscheinlich war das ein Frosch -, und Molche gibt es auch), ein Sandarium (für Wildbienen, sie legen in den speziellen Sand ihre Eier), und gleich dahinter kommt das „bunte Klassenzimmer“ mit Naschgarten. Der wundersame Lehrgarten ist nur ein Teil des Wald-Naturschutzzentrums. Zu der Zweigstelle des Forstamts Rhein-Hessen gehören auch ein Wald-Arten-Garten, ein Waldspielplatz und der Waldkiosk.

Wenig Bäume, viele Menschen
Der 44-Jährige kommt eigentlich aus dem Schwäbischen. „So Schwarzwald …“ Förster ist er zu einer Zeit geworden, als gerade keine Förster gesucht wurden: „Es ist wie bei den Lehrern: Heute gibt es einen riesigen Bedarf, aber keinen Nachwuchs.“ Damals war es umgekehrt. So arbeitete er zunächst für die Stiftung Wald und Umwelt, renaturierte Moore und kümmerte sich um den Artenschutz. Bis sein Vorgänger beim Ober-Olmer Wald in den Ruhestand ging und etwas von Umweltbildung und Naturschutzzentrum erzählte. Da witterte Jan seine Chance. Das war vor fast drei Jahren. „Dieser Ort ist etwas ganz Besonderes. Normalweise möchtest du als Förster in einem großen Waldstück arbeiten. Viele Bäume, wenig Menschen. Hier ist’s genau umgekehrt: wenig Bäume, viele Menschen.“ Doch wie es scheint, ist diese Stelle genau die richtige für ihn.

Insel der Vielfalt
Schaut man sich den Ober-Olmer Wald auf einer Karte an, gleicht er einer Insel, umgeben von Landwirtschaft und der angrenzenden Siedlung. Die kleine Waldinsel umfasst 350 Hektar und ist vielen Arten ein Zuhause. Alleine 450 verschiedene Schmetterlinge leben in dem Biotop. „Dazu gehören heimische Falter, und durch den Klimawandel sind mittlerweile auch Schmetterlinge aus dem südlichen Elsass zu finden.“ Jan blickt nachdenklich in das Grün der Blätter: „Auf dieser kleinen Fläche lebt ein Reichtum an Insekten und Pflanzen, da keine Pestizide oder Dünger eingesetzt werden. Der Ober-Olmer Wald ist eine Insel der Artenvielfalt neben viel Einheitsbrei.“ Er selbst kommt jeden Tag mit dem Fahrrad aus Finthen zur Arbeit und möchte der Natur so nah wie möglich sein. „Wir müssten diesen Einheitsbrei nicht haben, aber durch unseren Lebensstil und unsere Pseudo-Bedürfnisse geht leider vieles verloren.“

Seedbombs, Spiele oder Honig vom Imker – der Waldkiosk öffnet seine Tür immer am Wochenende

Umweltbildung und Waldbilder
Über das Jahr besuchen 100 Schulklassen das geräumige Wald-Naturschutzzentrum neben dem Forsthaus. Jan übernimmt fünf bis zehn Führungen. Die anderen werden von zertifizierten Waldpädagogen durchgeführt. Einen gleichförmigen Arbeitsalltag hat er nicht. „Mein Tag ist sehr divers.“ Für seine Vorgesetzte sollte er vor Kurzem Projekte sammeln. Über 70 seien es gewesen. „Das Wald-Naturschutzzentrum mit aufzubauen, braucht viel Energie und Herzblut.“ Die klassische Arbeit eines Försters ist dabei nur ein Teil seines Jobs. Da der Ober-Olmer Wald das Naherholungsgebiet vieler Menschen ist, achtet Jan darauf, dass besonders ästhetischer Baumbestand zu sehen ist: „Schöne Waldbilder steigern den Erholungswert… Und dann bleibt noch die ganze Verwaltung: ob Elektrik, die Erneuerung des Vorplatzes oder Holzhackschnitzel für den Spielplatz.“ Auch das alte Forsthaus soll bald erneuert werden. Zum Glück hat er dafür ein Team an seiner Seite.

Text Mareike Rabea Knevels Fotos Stephan Dinges

Am Pfingst-Sonntag und Pfingst-Montag findet am Wald-Naturschutzzentrum Forsthaus Ober-Olmer Wald das alljährliche Pfingstfest statt. Von 11 bis 18 Uhr können Besucherinnen und Besucher aller Altersgruppen an Mitmach-Aktionen teilnehmen, mit Förstern und Arten-Experten durch den Wald spazieren oder die neue Ausstellung betrachten. Das Pfingstfest bietet die Chance, gemeinsam eine schöne Zeit direkt am Wald zu verbringen, mehr über die heimische Natur zu erfahren und das Forst-Team vor Ort persönlich kennen zu lernen.

Dieses Jahr liegt ein Schwerpunkt auf dem Thema „Gärtnern“: Im Lehrgarten wird gemeinsam ein Duft-Beet angelegt, im WaldArtenGarten kann man seine naturfreundliche Hecke zusammenstellen und am Pflanzen-Tausch-Tisch kann jeder seine überschüssigen Pflanzen und Ableger vorbeibringen oder neue mitnehmen.

Den zweiten Schwerpunkt bildet die neue Ausstellung „Sei kein Dodo – Arten im Wandel“ mit begleitenden Aktionen. Hier wird eindrucksvoll und spielerisch gezeigt, wie sich unsere Welt entwickelt hat, wie Arten ausstarben oder sich veränderten und was wir tun können, um unsere heutigen Tiere und Pflanzen zu bewahren.

Das genaue Programm ist unter wnz-ober-olm.rlp.de zu finden.

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