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Das sensor 2×5 Interview mit Tatiana Muñoz (ehem. Ortsvorsteherin von Hechtsheim, SPD)

Du bist vor einigen Wochen als Ortsvorsteherin zurückgetreten. Jetzt gibt es neben der OB-Wahl auch Ortsvorsteher-Wahlen. Warum diese Entscheidung?
Seit wir aus Mexiko nach Deutschland gezogen sind, sind meine Schwester und ich die Hauptstütze meiner Mutter. Mein Stiefvater ist im letzten Jahr gestorben.

Nun benötigt meine Mutter sehr viel Unterstützung – zusätzlich zu meiner beruflichen Situation. Unter diesen Umständen konnte ich dem Ortsvorsteherinnen-Posten nicht mehr in dem Maß gerecht werden, den so ein Amt erfordert. Bis ich den Gedanken eines Rücktritts zulassen konnte, hat es aber auch gedauert. So etwas ist nicht einfach, aber ich bin sauber mit meiner Entscheidung und es freut mich, dass nun mehrere Frauen kandidieren.

Wie blickst du zurück auf deine Amtszeit?
Es gibt repräsentative Termine und es gibt Dinge, die umgesetzt werden müssen. Ich habe meinen Schwerpunkt stärker auf die Umsetzung von Projekten gelegt. Mit dem Ergebnis in relativ kurzer Zeit bin ich sehr zufrieden. Wir haben gemeinsam mit den Geschäftsleuten und den Menschen in Hechtsheim die Umgestaltung des Ortskerns auf dem Weg gebracht, haben einen neuen Stadtteilhelfer, haben mit ehrenamtlichen Initiativen mehrere Projekte umgesetzt wie neue Bänke und Mülleimer – vor allem während der Pandemie ist ganz viel Einzelhilfe geleistet worden.

Was ist dein normaler Job?
Ich bin Beraterin für Verwaltungsdigitalisierung und Modernisierung für die öffentliche Hand. Das Unternehmen gehört also quasi dem Staat. Ich war aber auch schon Klimaschutzmanagerin der Stadt Mainz, danach selbstständig und dann kam die Wahl zur ehrenamtlichen Ortsvorsteherin, ein halbes Jahr vor Pandemiebeginn. Was mir immer wichtig ist: die Gesellschaft nach vorne zu bringen, egal „welchen Hut“ ich dabei trage.

Was sollte sich politisch ändern, dass die Gesellschaft mehr „nach vorne“ kommt?
Mehr Beteiligung wäre wichtig. Mehr Vertrauen, darin, dass Verwaltung und Politik besser MIT den Bürgern wird, aber mit einer klaren Kommunikation. Dazu eine effiziente und transparente Verwaltung, die kurze Prozesse hat. Das würde wieder zu mehr Demokratieverständnis führen.

Am 12. Februar ist auch OB-Wahl. Wie bewertest du diese Wahl?
Es ist spannend, wer jetzt Chefin oder Chef einer Stadt wird, die bald mit zu den reichsten von Deutschland zählt – also was man alles mit dem Geld machen könnte. Ich denke, es wird auf eine Stichwahl im März hinauslaufen…

MENSCH

Beschreibe mal bitte deinen Lebensweg.
Ich wurde 1985 in Mexiko geboren und zog 1996 als Elfjährige mit meiner Mutter, meinem Stiefvater und meiner Schwester nach Deutschland. Mein Stiefvater war Deutscher und Deutschlehrer in Mexiko. Hier wohnten wir in Nieder- Olm, ich ging aber in Mainz zur Schule auf das Theresianum bis zum Abi 2005. Danach war ich kurz in Chile für ein Freiwilliges Soziales Jahr und studierte im Anschluss Umweltwissenschaften in Koblenz. Es stand zwar auch Modedesign in Buenos Aires zur Disposition, aber da machten meine Eltern nicht mit und alleine hätte ich das nicht finanziert bekommen. Bei juwi habe ich dann drei Jahre gearbeitet und parallel noch meinen Master in Energiemanagement gemacht und letztlich verschiedene Berufsstationen im Energiebereich, für nachhaltige Entwicklungen und mit Einblick in verschiedene Verwaltungen durchlaufen.

Warum bist du in die SPD eingetreten?
Ich halte viel von Demokratie, weil sie in dieser Stabilität nicht selbstverständlich ist und ich es in Mexiko anders erlebt habe. Das System hier wird vor allem durch politische Parteien getragen. So ist es mir durch meinen Erfahrungshintergrund wichtig, mich dafür zu engagieren und auch mit den Menschen hier, vor allem mit den Frauen in der SPD.

Bei dir gibt es viele Wechsel. Was ist das Beständige dabei?
Meine beständige Komponente ist, dass ich etwas für die Gesellschaft bewegen will. Das ist meine Linie und der bleibe ich immer treu. Und wenn ich merke, dass ich ihr nicht mehr treu bleiben kann, dann wechsle ich auch mal die Position. Ansonsten bin ich sehr stabil, auch was meine sozialen Kontakte und meinen Freundeskreis etwa angeht.

Was gefällt dir an Mainz und was könnte sich ändern?
Mainz ist mehr als Wein und Fastnacht. Die Stadt hat unglaublich viel Potenzial mit der Uni, der Biotechnologie, der Start-up-Szene, der Kulturszene usw. Das sollte noch mehr kommuniziert werden. Ich fühle mich hier wohl und sicher, die Leute sind nett und freundlich. Was sich verbessern könnte, ist die Integration der Nicht-Mainzer, das urbane Leben und generell mehr mutige und nachhaltige Visionen wagen.

Hast du noch (Lebens)Träume? Wenn ja, welche?
Ich bin eigentlich total zufrieden. Ich frage mich jeden Tag, worauf ich mich morgen freue und finde meistens etwas. Und wenn ich das jeden Tag schaffe, dann denke ich, habe ich ein gutes Leben gehabt. Irgendeine große Vision, so etwas habe ich nicht. Wenn ich unzufrieden bin und das ändern will, dann versuche ich das jetzt zu machen und nicht in Zukunft.

Interview David Gutsche
Foto Jana Kay

Die Ortsvorsteher-Wahlen in Mainz-Hechtsheim finden am 12. Februar statt

Nachdem Tatiana Herda Muñoz (SPD) im letzten Jahr ihr Amt als Hechtsheimer Ortsvorsteherin niedergelegt hat, finden auch die Ortsvorsteher-Wahlen am selben Tag wie die OB-Wahlen statt. Nur sind es hier sechst statt sieben Kandidaten.

CDU: Ulrike Cohnen
Wie bei der OB-Wahl ist die CDU in Hechtsheim wieder vorne mit dabei mit Ulrike Cohnen. Die 50-jährige Rechtsanwältin und Mediatorin ist stellvertretende Vorsitzende der CDU und Vorsitzende des Vereinsrings in ihrem Stadtteil. Außerdem ist Cohnen Geschäftsführerin des TV Hechtsheim 1882. Seit 17 Jahren wohnt Cohnen in Hechtsheim, 2019 trat sie der CDU bei. Die CDU-Frau möchte sich intensiv für die Vereinsarbeit einsetzen. Ein Anliegen sei ihr etwa, dass die Vereine aus dem Stadtteil das Bürgerhaus kostengünstiger nutzen können. Auch die Verkehrspolitik im Ort liege ihr am Herzen.

 

 

 

FDP: Jan-Hendrik Driessen
Für die FDP tritt Jan-Hendrik Driessen an. Der 67-Jährige arbeitet halbtags als Büroleiter für die FDP-Landtagsabgeordnete Cornelia Willius-Senzer und vertritt die FDP im Schulträgerausschuss. Die gewählte Person solle künftig im Stadtteil wieder mehr präsent und ansprechbar sein, spielt Driessen auf Kritik an Herda Muñoz an. Als seine Kernthemen sehe er die Zukunft der Ortsmitte und die Unterstützung des Einzelhandels an.

 

 

 

 

 

Grüne: Jürgen Linde
Jürgen Linde hat sich nach anfänglicher Absage Ende November doch noch bereit erklärt, für die Grünen zu kandidieren. Gemeinsam mit seiner Frau betreibt er die Druckerei Linde im Stadtteil. Der 61-Jährige ist gebürtiger Hechtsheimer und lebt mit Unterbrechungen seit 22 Jahren dort. Für die Grünen sitzt er seit 2014 im Ortsbeirat. Außerdem ist er Mitglied im Verein Hechtsheimer Ortsgeschichte und im Radfahrerverein 1910. Seit Januar 2021 ist er beim Mainzer Verwaltungsgericht als ehrenamtlicher Richter tätig.

 

 

 

 

SPD: Ylva Dayan
Dayan, deren Vorname aus dem Schwedischen kommt, ist gebürtige Hechtsheimerin. Die Mutter zweiter Kinder im Alter von drei und sechs Jahren, die mit dem Küchenchef des „Willems” in der Altstadt verheiratet ist, arbeitet in Teilzeit in der Verwaltung eines Personaldienstleiters. Sie wisse um den Alltag vieler Familien zwischen Arbeitswelt und Kinderbetreuung. Und stehe, wie es SPD-Ortsvereinsvorsitzender Tobias Heger ausdrückt, „mitten im Leben” und sei „ein sehr aktiver Mensch”. Sie ist Mitglied im Reit- und Fahrverein, im Elternvorstand der Kita Frankenhöhe und hat den Adventsmarkt im Bachhof ins Leben gerufen.

Freie Wähler: Heike Leidinger-Stenner
Lebt seit über 30 Jahren ist Hechtsheim. Politische Erfahrung sammelt die 60-jährige seit mehr als 15 Jahren als Mitglied bei den Freien Wählern und in ihrer dreijährigen Tätigkeit als Geschäftsführerin für die Stadtratsfraktion FWG. So war sie an der Organisation von Schulwegen und Schülerlotsendiensten beteiligt und hat an der Gestaltung des Hechtsheimer Gewerbegebietes mitgearbeitet. Als Winzerfrau, Mitglied im Winzerverein und Teil des Vorstandes der AG rheinhessische Straußwirtschaft, steht sie in direktem Kontakt zu den Gewerbetreibenden und den Bürgern.

Unabhängiger Kandidat: Kai Schütz
Wie auch bei den OB-Wahlen Nino Haase, gibt es auch bei den Hechtsheimer Ortsvorsteher-Wahlen einen unabhängigen Kandidaten, nämlich Kai Schütz. Der 52-jährige ist Witwer und Vater von drei Söhnen, gelernter Groß- und Außenhandelskaufmann, stellvertretener Vorsitzender des örtlichen Vereinsrings und sagt über sich selbst, er sei „im Stadtteil gut vernetzt”.

Sollte eine Kandidatin / ein Kandidat beim Wahlgang am 12. Februar  die absolute Mehrheit der abgegebenen Stimmen auf sich vereinen, ist sie/er zum OB von Mainz bzw. zum Ortsvorsteher  im Stadtteil Mainz-Hechtsheim gewählt. Sollte dies nicht der Fall sein, gehen die beiden jeweils stimmstärksten Personen in die Stichwahl am Sonntag, 5. März – dann entscheidet die einfache Mehrheit der Stimmen.

(Wahltexte zum Teil aus der Allgemeinen Zeitung)