Lisa Haus ist stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der IHK Rheinhessen. Über Herausforderungen im Beruf, Ihren persönlichen Werdegang und Ziele im Leben spricht die 33-Jährige in diesem Interview:
Beruf
Was macht die IHK Rheinhessen und was ist deine Aufgabe?
Die IHK vertritt die Interessen von 43.000 Mitgliedsunternehmen in der Region. Die Arbeit besteht aus 3 Säulen: die politische Interessenvertretung, der Bereich Unternehmensservice und der hoheitliche Bereich. In dieser Rolle stehen wir Unternehmen und Start-Ups in allen wirtschaftlichen Fragen zur Seite. Aktuell bin ich Geschäftsführerin für die Bereiche Bildung und Unternehmensservice und seit Juli stellvertretende Hauptgeschäftsführerin. Besonders ist, dass wir nach 225 Jahren nun gleich zwei Frauen an der Spitze haben.
Was hat dich motiviert, diese Position anzustreben?
Ich bin mit 24 Jahren Abteilungsleiterin geworden und habe früh Führungsverantwortung übernommen. Mich hat motiviert, dass man hier viel bewegen kann und den Output direkt sieht. Ich bin der Region verbunden und möchte Zukunft mitgestalten. Persönlich hat mich auch angetrieben, nah an aktuellen Themen zu sein und die Bedürfnisse und Ängste der Betriebe zu verstehen. So können wir Politik beraten, dass Rahmenbedingungen geschaffen werden, von denen Unternehmen profitieren.
Welche Herausforderungen hast du als junge weibliche Führungskraft erlebt?
Oft wird man unterschätzt, sei es als Frau oder aufgrund des Alters. Manchmal spielt auch der Kleidungsstil eine Rolle. Ich habe das als Chance gesehen, und nach elf Jahren IHK-Arbeit sowie Fleiß und Kompetenz bauen die Leute mehr Vertrauen in einen auf.
Was würdest du jungen Führungskräften raten, die eine ähnliche Karriere anstreben?
Drei Dinge sind für den beruflichen Erfolg entscheidend: Erstens, sei dir deiner Stärken und Schwächen bewusst. Zweitens, reflektiere und frage dich, ob du die Aufgaben und die damit verbundene Verantwortung wirklich übernehmen möchtest. Und der dritte Punkt ist das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Wenn man einen Weg einschlagen möchte, muss man sich trauen, ihn zu gehen. Auch die IHK kämpft mit Herausforderungen.
Wie wollt ihr diese überwinden?
Wir setzen auf Ausbildung und Zuwanderung. Die duale Ausbildung betrachten wir als die beste Antwort auf den Fachkräftemangel. Doch es sind auch mittel- bis langfristige Strategien notwendig. Hier spielen die Themen Schulabgang und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine Rolle. Weitere Themen sind die Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigungen und die Integration von Einwanderern. Die Menschen leben gerne hier, aber es gibt auch Herausforderungen auf politischer Ebene, wie die Bereitstellung von Wohnraum, die Entwicklung der Infrastruktur und die Kinderbetreuung.
Mensch
Wo bist du aufgewachsen und welchen Anteil hatte dein Umfeld an deiner Karriere?
Ich bin in der Nähe von Mainz aufgewachsen. Insbesondere das Handwerksunternehmen meines Vaters hat großen Anteil an meiner beruflichen Entwicklung. Früh habe ich auch mein Interesse für Politik entdeckt. Mir war immer klar, dass ich an der Schnittstelle zwischen Politik und Wirtschaft tätig sein wollte, weil ich dadurch mitgestalten kann.
Was begeistert Lisa Haus privat?
Zeit mit meinen Freunden ist mir sehr wichtig, was einen Kontrast zu meinem beruflichen Alltag darstellt. Kulinarik ist eine weitere Leidenschaft von mir, die man gut in unserer Weinregion leben kann. Ich interessiere mich auch für Literatur und bin begeisterte Skifahrerin. In den Bergen zu sein, gibt mir viel Energie. Außerdem inspiriert mich das Entdecken der Welt.
Was ist für dich Erfolg?
Erfolg ist für mich mit Zufriedenheit verknüpft. Ich bin mir bewusst, dass ich sowohl an mich als auch an die Menschen in meinem Umfeld hohe Erwartungen haben. Dennoch denke ich, dass Erfolg darin besteht, sich selbst und seinen eigenen Zielen sowie seiner Persönlichkeit treu zu bleiben.
Was sind deine nächsten Ziele?
Sich stets zu hinterfragen, ob man in seinem Tun gut ist und ob es einem guttut. Das ist der Grund, warum ich mir momentan keine neuen, konkreten Ziele setze. Gerade wenn man eine neue Position begonnen hat, sollte man sich darauf konzentrieren, das Beste für die Stelle zu geben, statt sofort wieder weiter zu schauen. Ich bin mir sicher, dass das Leben irgendwann auch wieder neue Gelegenheiten bieten wird.
Wie feierst du Weihnachten und Silvester?
Tatsächlich verbinde ich mit Weihnachten und Silvester am liebsten alles, was mir Freude bereitet: Berge, Skifahren, Zeit mit Freunden und Kulinarik. Deshalb verbringe ich die Feiertage meistens in Österreich in den Bergen, wo Schnee für mich zu Weihnachten dazugehört. Das ist für mich ein fester Termin im Kalender, an dem ich mir bewusst eine Auszeit gönne.
Interview: Christina Schwab
Foto: Jana Kay