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Das sensor 2×5 Interview mit Antonio Quint Vila (PART Mainz)

Was ist eigentlich die PART?
Die PART ist ein Galerierundgang, der jeden letzten Donnerstag im Monat in Mainz stattfindet, mit der Grundidee, guten Leuten und Galerien eine Bühne zu geben, sie zu pushen, auf dass auch mehr in der Stadt passiert. Wir haben uns dafür im letzten Jahr viel mit Kunsthochschule und Kunsthistorikern hier vor Ort beschäftigt und zusammen mit Freunden immer stärker das Potenzial der lokalen jungen Künstler erkannt. Dann kam noch Corona, es war nichts mehr los in der Stadt. Und ich hatte zudem in Riga ein Auslandssemester gemacht – dort gab es auch eine Art „Kunst- Crawl“ -, und so kam die Idee auf, so etwas mal in Mainz zu versuchen. Wir haben dann mit ein paar Ateliers und dem Postlager gesprochen und so Mitte 2022 die erste PART organisiert.

Wann ist die nächste PART, gibt es schon News?
Am 26. Oktober haben wir keine ordentliche PART, dafür aber ein kleines Feature mit der Kunsthalle und dem Alten Postlager. Erst wollten wir im Oktober gar nichts machen, denn das Ganze macht unglaublich viel Arbeit. Daher werden wir ab November auf einen zwei-monatlichen Rhythmus umstellen und uns für 2024 vielleicht noch mal ganz was Neues überlegen. Das heißt, die letzte PART für dieses Jahr findet am 30. November statt.

Wie viele Leute seid ihr?
Wir sind 15 Leute, darunter viele Studenten. Wir arbeiten in Teams, also Orga, Presse und Social Media. Das ist wie gesagt viel Arbeit, auch die Kommunikation mit den Künstlern und Locations. Daher jetzt auch der Wechsel auf zwei Monate ab November, dann Winterpause, und dann müssen wir weiterschauen. Vielleicht gibt es auch eine andere Möglichkeit, das vom Ehrenamtlichen mehr zum Beruflichen zu transformieren. Zum Beispiel haben wir gerade als ersten Schritt einen Verein gegründet.

Ist es nicht schwer, immer neue Locations aufzutun?
Wir schauen, dass immer was Neues dabei ist, aber das ist natürlich in Mainz begrenzt. Deswegen wiederholt sich hin und wieder das eine oder andere, aber mit Pausen dazwischen. Es kommen auch manchmal Sachen dazu, die weniger eine Galerie sind, etwa ein Hinterhof, ein Geschäft oder eine Eventlocation, wie das institut francais. Wir kooperieren auch mit der Stadt, zuletzt gab es hier eine Förderung von 5.000 Euro, mittel derer wir demnächst eine kleine Publikation herausbringen, als eine Art Retrospektive auf die PART. Und es kommen auch immer wieder neue Initiativen hinzu, wie KunStück, Muna oder der Spielraum, das ist sehr schön.

Wie beurteilst du mittlerweile die Kunstszene von Mainz, nach einem Jahr PART?
Wir haben viele „Akteure“, aber meistens dasselbe Publikum. Daher wollten wir das Ganze mit der PART möglichst durchmischen, auf dass sich die Leute dann wieder selbst vernetzen. Es tut sich also immer wieder was hier und dort, zum Beispiel auch mit der Kulturbäckerei; und Mainz hat durchaus ein gewisses Potenzial, auch mit Galerien wie Emde und Mainzer Kunst etc… Aber es ist noch nicht attraktiv genug, dass Künstler auch hierbleiben können oder wollen.

Wie ist dein persönlicher Background?
Ich bin gebürtiger Mainzer, meine Mutter ist Deutsche und mein Vater Portugiese, von der Algarve kommend. Ich bin hier zur Schule gegangen und haben danach Kultur-Anthropologie studiert. Dann kam das Interesse an Kunst immer mehr dazu, auch durch Freunde … für mich sind letztlich Menschen das Spannendste, und das hat die Kultur-Anthropologie, aber auch die Kunst, gerade tolle Künstler, die ich gerne pushen möchte.

Seit wann bist du fertig mit dem Studium, und was sind deine Pläne?
Ich bin gerade fertig geworden. Und jetzt ist die Entscheidung, entweder hier im Umkreis einen Job anzunehmen, da gibt es auch gute Angebote, oder nach Wien zu gehen, wo ein Masterstudiengang „Art& Economy“ auf mich wartet. Dort habe ich mich mit dem Projekt PART vorgestellt, was sie spannend fanden. Das muss ich mir nun bis Ende des Monats überlegen, wie es weitergeht, und das wäre dann natürlich auch spannend für und mit der PART, eben die Verbindung mit der „Ökonomie“ noch hinzubekommen.

Deutschland oder Portugal?
Ich habe witzigerweise erst über ein Auslandssemester in Lissabon auch diese Seite von mir entdeckt, weil ich mich eigentlich immer nur als Deutscher identifiziert hatte. Ich habe mich danach viel damit auseinandergesetzt. Meine Herkunft ist auf jeden Fall deutsch und auch portugiesisch, sage ich heute. Ich sehe das als Bereicherung. Auf jeden Fall sollte man nicht erst im Alter anstreben, ein neues Leben hier oder dort anzufangen, sondern die beste Zeit für vieles ist immer JETZT.

Mainz oder Wiesbaden?
Ich bin ja gerade nach Wiesbaden gezogen. In Wiesbaden gibt es sehr viel Leerstand, mehr als in Mainz. Das wäre auch eine Idee, dort Leerstand zu bespielen. Es muss etwas passieren in den Läden, im ganzen Einzelhandel. Das Zeitalter, dass nur noch Sachen im Schaufenster herumliegen, ist meiner Meinung nach vorbei. Das wird auch gut deutlich hier in der Mainzer Innenstadt an der Lu, wo die neue Shopping- Mall mit einem neuen Konzept mit Kultur zusammen errichtet wird, sehr spannend.

Chillen oder clubben?
Am Ende meiner Schulzeit war ich viel unterwegs in Clubs, jetzt gehe ich auch ab und zu ins bürro am Postlager, das ist echt gut, da kommen die Leute schon von Frankfurt her. Aber an und für sich … bin ich so langsam raus (lacht).

Interview David Gutsche Foto Jana Kay