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Das sensor 2×5-Interview mit 05-Trainer Sandro Schwarz

Wie viel Mainz steckt in den jungen Spielern, die du aus verschiedenen Kulturen unter einen Hut bringst?

Es ist uns wichtig, Spieler zu verpflichten, die eine Bereitschaft für den Verein mitbringen. Gleichzeitig wollen wir Leistungsträger aus dem eigenen Nachwuchsleistungszentrum hochbringen und Talente entdecken. Am Ende geht es aber vor allem um Fußball und darum, zu einer gemeinsamen Spielidee zu finden. Das ist Mannschaftssport. Da ist es ganz normal, dass unterschiedlichste Menschen zusammen spielen, mal jemand aus Frankreich oder jemand, der schon länger hier ist. Wir wollen auch, dass die Spieler den Verein und die Stadt kennen lernen. Jetzt haben die Jungs zum Beispiel Fastnacht miterlebt.

Wie stehst du zum viel diskutierten Videobeweis?

Es muss im Vordergrund stehen, das Spiel gerechter zu machen. Wenn es darum geht, dass wirklich nur bei krassen Fehlentscheidungen eingegriffen wird, bei denen es keinen Interpretationsspielraum gibt, ist der Videobeweis eine gute Sache. Es darf aber nicht schwammig werden, sonst wird es schwierig. Ich finde Abseits ist das beste Beispiel. Da hat man eine klare Linie. Und auch wenn es nur drei Zentimeter sind, sieht man deutlich, ob es eine Fehlentscheidung war oder eben nicht.

Was war deine witzigste oder spektakulärste Situation bei Mainz 05?

Das war weniger eine Situation als eine außergewöhnliche Phase von drei Jahren. Mit zwei Nicht- Aufstiegen: einmal in Berlin, einmal in Braunschweig wegen eines Tores und wie wir damals mit dieser krassen Enttäuschung umgegangen sind. Und dann schließlich der Aufstieg 2004 im dritten Anlauf! Diese Zeit, die ich als Spieler erlebt habe, hat mich nachhaltig beeindruckt. Die Aufstiegsfeier war eine Erlösung. Sowas bleibt hängen. Ähnlich wie der Nicht-Abstieg in der vergangenen Saison. Wie wir das gemeinsam gewuppt haben auf den letzten Metern – das sind die prägendsten Momente.

Hat die Dominanz der Bayern den (Boom des) Fußball(s) zerstört?

Die Bayern haben sich das erarbeitet, über Jahrzehnte hinweg. Wenn ein Verein das mit seinen finanziellen Möglichkeiten herausragend macht, dann ist er ein Aushängeschild für den deutschen Fußball, auch im internationalen Wettbewerb.

Was stört dich am meisten am Milliardengeschäft Profifußball?

Nichts. Ich lebe Fußball und sehe ihn nicht nur als Geschäft. Und genauso gehe ich die Dinge auch an, gehe mit meinem Staff und der Mannschaft um. Fußball nur als Geschäft zu diskutieren, ist mir viel zu negativ. Meine Spieler und ich als Trainer haben unser Hobby zum Beruf machen dürfen. Für uns ist Fußball das Beste überhaupt und daran stört mich Nullkommanull.

Was war deine erfolgreichste Fastnachtsverkleidung?

Ich bin mal als Footballspieler von Frankfurt Galaxy gegangen. Das Gute war, dass mich keiner erkannt hat und ich gut gepolstert war. Weniger gut war, dass ich in den ganzen Kneipen geschwitzt habe.

Fährst du ein dickes Auto und wenn ja, wie viele?

Ich fahre einen Opel-Kombi, meinen Dienstwagen, und bin kein Autofreak. Das heißt nicht, dass ich nicht trotzdem ab und zu mal schnell fahre. Für mich ist am wichtigsten, dass ich von A nach B komme, ansonsten beschäftige ich mich nicht viel mit dem Thema Auto.

Gibt es einen anderen Sport, der dich besonders fasziniert?

Auf jeden Fall Handball, da mein Kumpel Pascal Hens dort jahrelang Profi war und viele Erfolge gefeiert hat. Ich habe hautnah mitbekommen, wie sich in Handballmannschaften ein Teamspirit entwickelt und das fasziniert mich. Ansonsten auch Tennis. Bei den Olympischen Spielen gucke ich immer alles querbeet.

Wie ergeht es dir, wenn Leute dich auf der Straße ansprechen?

Mir geht es super. Ich bin ein normaler Mensch wie jeder andere auch und wenn mich Leute ansprechen, gebe ich normal Rede und Antwort und bin freundlich. Klar arbeite ich als Fußballtrainer, werde dafür öffentlich bewertet und bin ab und zu auch mal im Fernsehen zu sehen. Aber ich fahre nicht in den Kindergarten als Bundesligatrainer, sondern bringe meine Kinder dort als Familienvater hin.

Gibt es noch andere Orte, die dich reizen oder möchtest du für immer hier bleiben?

Lieber hier. Es spricht nichts dagegen. Ich bin hier geboren, hier ist mein Lebensmittelpunkt und der meiner Familie, Eltern und Freunde. Ich kann mir aktuell keinen besseren Ort und auch keine so emotionale Bindung zu einer anderen Stadt vorstellen.

Interview Till Bärwaldt & Thomas Schneider Foto Jana Kay