Ob senegalesische Trommelrhythmen, internationaler Frauentag, persischer Bauchtanz oder deutsches Weihnachtsfest: Das Veranstaltungsprogramm des neuen Hauses der Kulturen ist so bunt wie die Gesellschaft. „Unser Motto lautet: Kultur für alle“, erklärt der Leiter und Initiator des Hauses, Behrouz Asadi. Das Anwesen in der Wormser Straße in Weisenau soll ein Begegnungs-, Lern- und Veranstaltungsort für alle Mainzer sein.
Das Haus, das von den Maltesern getragen wird, beheimatet auch das Zentrum für interkulturelle Bildung und Begegnung (ZiBB): Hier finden Schulungen für Migranten, vor allem für Geflüchtete statt, etwa Sprach- oder Computerkurse. Ganz wichtig dabei für Asadi: den Neuankömmlingen Normen und Werte der hiesigen Gesellschaft zu vermitteln. Bestes Beispiel Fastnacht: „Ihr müsst den Leute sagen, was da in Mainz los ist. Woher sollen die das sonst wissen?“ Für ihn ist Integration ein Geben und Nehmen.
Potenziale nutzen
Die Idee für das Kulturzentrum geht auf das Projekt „Musik und Kunst auf der Flucht“ unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsidentin Malu Dreyer zurück. Asadi ist überzeugt: „Musik verbindet. Dafür muss man keine gemeinsame Sprache sprechen.“ Und so ist Asadi stolz, wenn zum afrikanischen Percussionkonzert auch die kurdische Community kommt.
Buntes Programm
Im ehemaligen Portland-Casino in Weisenau hat das Haus der Kulturen eine Bleibe mit großem Veranstaltungssaal und Außengelände gefunden. Im April 2018 ging es mit den Renovierungsarbeiten los, Veranstaltungspartner ist der Frankfurter Hof. Lärmmäßig ist das Haus leider eingekesselt … – und liegt etwas außerhalb. Dafür stört es niemanden, wenn es mal lauter wird, und ausreichend Parkplätze sind vorhanden. Eine Bushaltestelle ist ebenfalls vor der Tür. Mit der Eröffnung im vergangenen September ist für Asadi ein lang gehegter Wunsch wahr geworden. In den Räumen finden eigene Veranstaltungen statt oder es kann gemietet werden. Im Mai treten etwa Mahlukat mit Weltmusik aus Osteuropa, Indien und dem Orient auf sowie die Flamenco-Tänzerin Karen Lugo. Von der privaten Trauerfeier über Bandproben bis hin zur Partei-Sitzung war ebenfalls alles dabei.
Toleranz und Verständnis
Nach wie vor ist Asadi aber auch Leiter der Malteser-Flüchtlingshilfe. Auf die Frage, wie er das zeitlich schaffe, erwidert er grinsend: „Ich habe Zeit: Die Kinder sind erwachsen, die Enkel leben weit weg.“ Und er hat tolle Mitarbeiter – darunter Geflüchtete, denen sich so eine neue Perspektive bietet. Die Mitarbeiter haben somit selbst die Erfahrung gemacht, dass Toleranz ein Verständnis anderer Kulturen voraussetzt: „Wir setzen uns dafür ein, dass sich auch die verschiedenen kulturell-religiösen Gruppen begegnen können, die sonst eher unter sich bleiben“, sagt Deniz Kay. Das Team zeigt Nationalismus und Fundamentalismus jeder Couleur die Rote Karte und veranstaltet auch regelmäßig einen Demokratietreff. In Erinnerung an seinen Bruder Hormoz hat Asadi ein recht beachtliches Schiff in den Garten vor dem Haus schleppen und etwas einbuddeln lassen. Der verstorbene iranische Professor und Naturschützer hatte ein ähnliches Boot und ist nun Namensgeber des Kahns, der unter Malteserflagge segelt. Bald soll das Schiff eine Bar beherbergen. Der „Kulturgarten“ wird in den nächsten Wochen einem Makeover unterzogen: Die grauen Mauern werden bunt bemalt, Rasen kommt statt Sand und dazu Sitzgelegenheiten aus Paletten. Und dann können sie steigen, die bunten Sommerfeste im Kulturgarten mit Musik, Tanz und kühlen Drinks, serviert an der Bar Hormoz.
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Text Katja Marquardt Fotos Stephan Dinges