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Das „Kollektiv Lebenswerkstatt“ – Auf der Suche nach einer besseren Zukunft

Immer mehr Initiativen, die sich mit einem bewussten Lebensstil beschäftigen, ploppen in den letzten Jahren auf. Zu den Bekanntesten gehört sicherlich Yoga, Superfoods und das Re- & Upcyclen. Auch in Mainz ist man nicht von gestern. Eine teilweise neue Bewegung sorgt hinter dem Bahnhof für Action in den Räumlichkeiten der CoWorking-Genossenschaft „Synthro e.V.“. Das „Kollektiv Lebenswerkstatt“, gegründet von Anna-Lena Schäfer, Anne Meytzeich und Jennifer Kreim, gibt gewissen Themen eine Plattform.

Die eigene Ohnmacht wurde dafür als Antrieb genutzt, sagt Jennifer: „Ich hatte früher eine Führungsposition im Einzelhandel und verdiente kein schlechtes Geld. Aber ich fühlte mich ständig gestresst und war nicht glücklich. Diese innere Leere versuchte ich durch Konsum zu füllen, aber das funktionierte nicht.“ So fing sie an, sich intensiver mit dem Thema Stressbewältigung auseinanderzusetzen und beschloss als Konsequenz ihren Job zu kündigen und ein Psychologie-Studium zu beginnen. „Der Neustart war nicht leicht, aber er hat mir eine vollkommen neue Perspektive gegeben“, sagt die 33-Jährige. Heute ist sie Dozentin für Achtsamkeit und Stressreduktion.

Lebens- und / oder Ideenkonzept?

„Wir wollen Menschen zusammenbringen. Jeder kommt irgendwann in seinem Leben an den Punkt, an dem er sich fragt: Was treibt mich an? Warum stehe ich morgens auf? Worauf kommt es mir an im Leben? Will ich Karriere machen oder die Welt ein Stückchen besser? In der Lebenswerkstatt kann man sich über diese Gedanken und Gefühle austauschen“, sagt Ärztin Anna- Lena. „Das Medizin-Studium war sehr fordernd. Einen Ausgleich fand ich in Yoga und Meditation. Dadurch wurde mir klar, dass die Schulmedizin nicht alle Antworten hat.“ Schlussendlich bewarb sie sich für eine Ausbildung zur Osteopathin und bildete sich zur Yoga-Lehrerin fort. Drei Köpfe, ein gemeinsamer Gedanke! Die Idee der Vortragsabende wurde geboren. „Natürlich wollten wir auch unsere Projekte bekannt machen, wie Umgang mit Stress, Yoga und Permakultur. Mit der überwältigenden Resonanz auf die erste Lebenswerkstatt hatten wir jedoch nicht gerechnet.“ Mittlerweile blicken die Frauen auf sieben Lebenswerkstätten zurück. Alle in den Räumen des Coworking M1, ein Arbeits- und Eventspace hinterm Hauptbahnhof. „Das Wichtigste an der Lebenswerk- statt ist, dass nicht eine Person vorne steht und etwas erzählt, sondern der Raum für Austausch, Begegnung und Inspiration.“ Bei der Auswahl der Referenten agiert man sehr offen und rekrutiert auch aus Bekannten oder Besuchern vergangener Werkstätten. Die letzten Vorträge behandelten die Philosophie des „Tantra“ sowie den Schwerpunkt „Indigene Völker“: „Bei uns darf jeder einen Vortrag halten, der sich mit einem Thema gut auskennt und das sich lohnt, geteilt zu werden“, sagt Jennifer.

Alternative Themen am Menschen

Ob Urban Gardening, Hydrokulturen, Osteopathie, Meditation, alternative Medizin, Müllvermeidung, Tantra oder Fitness – bei der Lebenswerkstatt findet man meistens Inspiration für ein besseres Dasein oder zumindest Gleichgesinnte. Auch bei lokalen Problemen wird angesetzt: Thomas Hahner stellte vor einiger Zeit Lösungen für die Wohnungsnot in Mainz vor. Das Tiny House, ein Mini-Haus, hat auf wenigen Quadratmetern alles, was man zum Leben braucht – auch für Familien. Hahner ist Mitgründer der Open-Source-Genossenschaft „Synthro“, die sich für eine nachhaltige, gemeinwohlorientierte Wirtschaft einsetzt und Projektträgerin des Coworking M1 ist. „Nur nach Wachstum und Effizienz zu streben ist für unsere Gesellschaft nicht der richtige Weg“, sind sich Anna-Lena, Anne und Jennifer einig. Die Zukunft der Lebenswerkstatt wollen die drei Mädels offenhalten. „Es geht so lange weiter, wie es sich gut anfühlt. Wir verpflichten uns zu nichts“, sagt Anne. Ein Termin steht dennoch fest: die nächste Lebenswerkstatt am 14. April.

Text Sophia Krafft Fotos Stephan Dinges