Das 50grad hat gerade zumachen müssen. Ein Berliner Investor hat das Gelände um den Eltzer Hof erworben und baut nun teure Büros. Wie geht es euch damit?
Ehrlich gesagt: Uns gab es jetzt 17 Jahre und wir hatten nie einen langfristigen Mietvertrag. Ich hätte zwar gerne noch die 20 Jahre vollgemacht, aber für uns ist das ok. Wir hatten zwar auch einen eigenen Plan für das gesamte Gelände vorgelegt, aber das Land hat sich für den anderen Kandidaten entschieden.Wir sind noch auf der Suche nach einer neuen Location, aber es ist extrem schwer bis unmöglich, etwas Geeignetes in der Innenstadt zu finden. Das Ganze ist schade für die Stadt und auch die Kultur, so ein Gebäudeensemble zu verlieren, aber uns hat man fair behandelt.
Wie kamst du damals überhaupt zum Club?
Eigentlich bin ich gelernter Tischler und wollte Innenarchitekt werden, Möbeldesign machen und eigene Produkte kreieren. Aber wie das damals so war, man war jung und wir veranstalteten kleinere Undergroundpartys hier und da, die sehr gut ankamen. Irgendwann hatten wir Kontakt zum Eltzer Hof, und der Hausmeister Harald Schatz hat uns im Keller das ehemalige „Evergreen“ gezeigt. Wir waren total begeistert, und tatsächlich hat es irgendwie geklappt, dort was zu eröffnen. Am Anfang haben wir noch mitgefeiert, und weil wir zu dritt waren, wurden die Schichten im Drei-Wochen-Wechsel geteilt. Aber das Ganze war natürlich auch sehr viel Arbeit. Je älter wir wurden, desto mehr haben wir uns rausgezogen und auch um andere Projekte gekümmert.
Welche Projekte kamen bei dir dazu?
2010 habe ich mit Fotoautomaten angefangen. Das kam über den Verein „Junge Helden“, der sich zusammen mit vielen Schauspielern für die Aufklärung zum Thema Organspende einsetzt. Auf einer „Junge Helden“-Party in Berlin stand ein Fotoautomat an den Toiletten (www.epique-photos.com). Das Ding hat mich begeistert und ich habe dann einen bei uns im Club aufgestellt. Mittlerweile habe ich noch einige Automaten in Mainz, zum Beispiel im schon schön oder Gutleut – insgesamt 50 Stück in ganz Deutschland. Die muss ich allerdings auch jeden Monat komplett bestücken und bin dazu immer eine Woche im Monat unterwegs durch ganz Deutschland.
Seit einiger Zeit machst du auch noch in Spirituosen?
Ja, seit 2015. Ich wollte schon immer einen eigenen Wodka machen für den Club, die Idee war also schon länger gereift. Umgesetzt habe ich sie aber erst vor Kurzem. Der Wodka heißt wie der alte Hausmeister vom Eltzer Hof Harald Schatz, der uns so geholfen hat. Wir arbeiten mit einer Destille zusammen und Maßgabe war, dass er auf jeden Fall hochwertig werden sollte. Es ist ein fünffach destilliertes Weizenfeindestillat, das mit zweifach gefiltertem Wasser auf Trinkqualität gebracht wird. Super smooth und easy to drink. Dann kam noch ein Gin dazu, der Muscatel Distilled Gin, der ist eher fruchtig, blumig und mild. Den Vertrieb mache ich mit meiner Schwester, die wie meine Freunde Maren, Chris und Joko mit eingestiegen ist. In Mainz kann man die Produkte in einigen Läden finden, aber auch deutschlandweit bei vielen Fachhändlern und Edekas.
Setzt du gerne auf mehrere Pferde oder fliegen dir die Sachen eher zu?
Ich überlege mir jedenfalls nichts krampfhaft oder denke mir das aus. Die Ideen kommen irgendwie. Das ist auch immer nach Bauchgefühl. Wenn ich merke, dass ich mich für etwas schnell begeistern kann, fühlt sich das gut an. Man muss aber dazu sagen, dass das alles auch viel Arbeit ist, und das letzte halbe Jahr war schon echt stressig.
Wie ist dein Werdegang, bist du Mainzer?
Ich bin gebürtiger Mainzer, erst in Klein-Winterheim aufgewachsen, dann in Essenheim und danach in Stadecken-Elsheim. Dann bin ich in Mainz zur Schule gegangen und habe mich nach der Realschule und Lehre selbstständig gemacht als Tischler. Wir waren damals schon viel in Clubs unterwegs, in Mainz im KUZ und im Jazzid. Und eigentlich wollte ich dann was mit Möbeldesign machen. Aber der Club kam dazwischen. Da konnte ich mich design-technisch aber auch gut ausleben und auch heute noch beim ganzen Auftritt der Spirituosen, Messestände entwerfen und bauen. Das hat mich im Nachhinein für das verpasste Innenarchitektur-Studium entschädigt.
Gibt es bei dir eine Routine, also hast du einen geregelten Tagesablauf?
Ja, schon, aber jeder Tag ist bei mir unterschiedlich. Ich mache das so, wie es gerade kommt und wie es Spaß macht. Außer dass ich, wenn ich da bin, mindestens von 9 bis 18 Uhr im Büro oder Lager bin. Und wenn viele Ideen da sind, heißt das ja nicht, dass ich auch alle angehen werde. Ich habe mir die Projekte so ausgesucht, und was gemacht werden muss, das muss gemacht werden.
Du reist oft nach Südafrika, Kapstadt. Was zieht dich dahin?
Da sind unter anderem zwei gute Freunde von mir hingezogen und ich habe sie 2005 das erste Mal besucht. Die Stadt hat mich wahnsinnig begeistert und das tut sie heute noch. Ich bin mittlerweile auch Patenonkel der beiden Söhnen des einen Freundes und mindestens ein bis zwei Mal im Jahr dort. Ich kann mir gut vorstellen, eine gewisse Zeit im Jahr da unten zu verbringen. Es hat zwar mein Reiseverhalten, was andere Ziele angeht, etwas eingeschränkt, aber man kann in Afrika ja auch sonst viel reisen.
Du scheinst einen großen Freundeskreis zu haben. Spielt auch Familie eine Rolle?
Ich bin tatsächlich einer von denen, die eher viele Freunde haben. Ich lasse gerne sympathische Menschen in mein Leben. Da sind wie gesagt einige in Südafrika, viele in Berlin, aber auch in Kopenhagen, München, London, Paris und natürlich hier um die Ecke. Das sind teilweise auch komplett verschiedene Freundeskreise. Wenn ich groß Geburtstag feiere, wie letztes Jahr meinen 40., dann treffen sich manche zum ersten Mal und lernen sich kennen. Und Bock auf Familie und eigene Kinder hätte ich auch, wenn die richtige kommt …
Du bist großer Star Wars-Fan. Welcher Charakter wärst du gerne und warum?
Boah, scheiße. Ja, das waren schon meine Lieblingsfilme damals, auch die neuen noch. Vom Coolness-Faktor würde ich mir Han Solo aussuchen. Aber ansonsten wollte ich natürlich immer Luke Skywalker sein. Weil der hat die Macht – und ein Laserschwert. Ich hab ja auch ein Laserschwert daheim, natürlich das von Luke Skywalker
Interview David Gutsche Foto Jana Kay