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Bittere Niederlage für den „Bibelturm“ – fast 80 Prozent dagegen

Lange Gesichter heute Abend bei den Befürwortern des Bibelturms – Erweiterungsbau des Gutenberg-Museums. Mit mehr als 24.000 Stimmen haben sich die wahlberechtigten Mainzer gegen den Bau des Turms ausgesprochen.
Die Gegner haben eine klare Mehrheit erzielt. Sie erhielten bei der Abstimmung am Sonntag 77,3 Prozent (49.663 Stimmen) der abgegebenen Stimmen, wie Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) mitteilte. Die Befürworter des Bibelturms – benannt nach der von Gutenberg gedruckten Bibel – kamen auf 22,7 Prozent (14.555 Stimmen). Insgesamt wurden 64.467 Stimmen abgegeben, davon waren 249 Stimmzettel ungültig.
Das notwendige Abstimmungsquorum von 15 Prozent sei weit übertroffen worden, sagte OB Ebling bei der Präsentation des Ergebnisses des ersten Bürgerentscheids in der Geschichte der Stadt im Rathaus. Die Gegner hatten vor allem die moderne Architektur des geplanten Gebäudes auf dem Domplatz kritisiert und die Finanzierung angezweifelt.

Das bislang geplante Gebäude sollte rund 23 Meter hoch werden und dem Museum 400qm an zusätzlicher Ausstellungsfläche geben. Der Bibelturm ist Teil eines Gesamtkonzepts, das auch die Erneuerung der bestehenden Gebäude einschließt und eine Erweiterung der Trägerschaft für das Museum anstrebt.

Tränen flossen bei Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD) und Museumsdirektorin Dr. Annette Ludwig. Man wolle weiter dafür kämpfen, dass das Museum und die Stadt innovative Strahlkraft entwickeln.

Die Gegner dagegen hochzufrieden: Sprecher Nino Haase und Architekt Thomas Mann fordern eine bessere und stärkere Einbeziehung der Bürger in die Stadtpolitik auch in Zukunft. Alle übrig gebliebenen Spenden leitet die BI nun an die Gutenberg-Stiftung weiter, um zu zeigen, dass diese Abstimmung keine Spaltung, sondern eine Einigung erzielt habe.

Hoch enttäuscht dagegen die Befürworter, die stadtpolitische Bausünden der Vergangenheit und eine mangelhafte Informationspolitik vonseiten der Stadt sowie eine Desinformations-Kampagne der Gegenseite verantwortlich machen.

Die Gutenberg Stiftung möchte nun Gegner und Befürworter und andere an Kultur und insbesondere dem Museum Interessierte zu einem Gesprächsprozess einzuladen, um Wege der Weiterentwicklung gemeinsam zu erörtern.

Zur Gelassenheit mahnt OB Ebling. Das Volk als Souverän habe entschieden und nun müsse man sehen wie man weiter damit umgeht. Einen Rücktritt von Kulturdezernentin Grosse schließt er aus.