Seit heute bis zum 20. November läuft eine Ausstellung zur Druckgrafik der Berliner Secession in der Galerie Bahr in der Gaustraße. Das Flair der 20er Jahre in Mainz: ausgelassen tanzende Menschen, eine Biergartenansicht im Schattenspiel großer Bäume, eine atmosphärische Landschaft – Die Bilder der Berliner Secession lassen die Lebensfreude und den Geist der Veränderung zu Beginn des 19. Jahrhunderts erahnen. Dabei sind nicht nur die Motive reizvoll, sondern auch das Medium der Druckgrafik.
„Als Mainzer Galerie fühlen wir uns dieser Tradition verbunden und fördern Künstler, die sich den unterschiedlichen Druckmethoden widmen“, so Patrizia Bahr. Die Szenen, denen sich Künstler wie Max Beckmann, Max Liebermann und Otto Dix widmeten, haben seit der Corona-Pandemie eine noch stärkere Anziehungskraft als je zuvor. Sie lösen eine Sehnsucht nach Lebensgenuss und Unbeschwertheit aus. Die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg war vom wachsenden Wohlstand und der raschen Entwicklung in Wissenschaft und Technik geprägt. Die Künstler der Berliner Secession wandten sich davon beflügelt den schönen Seiten des Lebens zu und fingen alltägliche Momente voller Lebensgenuss ein. Sie porträtierten die urbane Gesellschaft, ihre Häuser, Ferienorte, Parks, Häfen, Landschaften und Biergärten.
Die individuelle Handschrift des Künstlers war bei der Ausführung der Motive besonders wichtig. Obwohl unterschiedliche Ausdrucksformen in dieser Bewegung vertreten waren, lässt sich ein „Sezessionsstil“ beschreiben, der vom Impressionismus beeinflusst war. Dieser widersprach jedoch zum einen der konservativen Auffassung von Kunst im kaiserlichen Deutschland, dessen Motive weniger auf heitere Lebenslust, als auf Überhöhung, Mythologie und Geschichte zurückging. Zum andern missfiel dem Kaiser diese Form von Kunst, da er in den wie zufällig eingefangenen Momenten der Bildszenen, in der Auflösung der Linie und der Betonung des Individuellen die moralische Ordnung gefährdet sah.
Die Berliner Session selbst empfand sich damals nicht als Stil, sondern als Bewegung und Lebenshaltung. So formulierte Max Liebermann: „Die Gründung der Secession war ein Zeichen jugendlich aufstrebenden Lebens, […] sie ist eine Weltanschauung: Jeder kann in ihr nach seinem Talent selig werden.“ Die Kunstbewegung stand in regem Austausch mit Künstlern im In- und Ausland und brachte internationale Kunst nach Berlin. Dadurch förderten sie die Auseinandersetzung mit neuen, modernen Tendenzen.
Die Galerie Bahr präsentiert Arbeiten von Max Beckmann, Otto Dix, Lyonel Feininger, Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Oskar Kokoschka, Max Liebermann, Emil Nolde und Max Slevogt.
Studio Bahr – Galerie für zeitgenössische Kunst
Inh. Patrizia Bahr, Kunsthistorikerin M.A.
Gaustraße 16
55116 Mainz
www.studiobahr.de
Öffnungszeiten
Dienstag: 10 – 14 Uhr
Mittwoch, Donnerstag und Freitag: 10 – 18 Uhr
Samstag: 11 – 15.30 Uhr