von Monika Nellessen (Artikel aus der Allgemeinen Zeitung, Mainz)
Knapp 3.000 Wohnungen und Einfamilienhäuser sind in Mainz in Planung. Dazu sind Anträge für rund 1.500 Studentenunterkünfte im baurechtlichen Verfahren oder schon genehmigt. Diese Zahlen nennt Baudezernentin Marianne Grosse (SPD) zum Stand der aktuellen Wohnraumversorgung. Dabei gilt gemeinhin die Wohnungssituation für Studenten, aber auch für junge Familien in der Landeshauptstadt als prekär.
„In beiden Feldern haben wir 2011 viel erreicht, auf dem wir 2012 aufbauen können“, sagt Grosse. Der hohe Bedarf müsse gestillt werden. Priorität habe in jedem Fall die innerstädtische Nachverdichtung vor der Ausweisung neuer Baugebiete. „Wir müssen aber etwas tun, damit gerade junge Familien in Mainz die Chance haben, eine bezahlbare Wohnung oder Eigenheim zu finden. Wir können es uns nicht leisten, dass immer noch viele, die eine Familie gründen, ins rheinhessische Umland abwandern“, sagt Grosse, die das Problem „aus eigener Anschauung“ kennt. „Wenn wir damals etwas Bezahlbares in Mainz gefunden hätten, würden wir heute vielleicht nicht in Nackenheim wohnen“, meint die Beigeordnete.
Innovatives Projekt hat Vorbild in Wiesbaden
In diesem Sinn verteidigt Grosse auch die Entscheidung zum Martin-Luther-King-Park. „So schmerzhaft es jetzt vielleicht manchen erscheint, so gewinnbringend für das gesamte Wohnareal wird die von der Wohnbau geplante Nachverdichtung mit 350 Wohnungen, ein großer Teil davon altengerecht, sein“, bekräftigt Grosse.
Besonders am Herzen liegt ihr ein Bauvorhaben auf der Frankenhöhe (Bebauungsplan H 122), „weil es wirklich innovativ ist“. Hier vergibt die Stadt ein Grundstück nach einem abgeschlossenen Bieterverfahren zur Bebauung mit so genannten Pick Up Häusern. Dieser in der Landeshauptstadt neue Haustyp vereinigt jeweils vier Wohneinheiten in einer Gruppe – die beiden so genannten Pick-Häuser sind vergleichbar mit zwei Doppelhaushälften. Die darauf gesattelten Up-Wohnungen werden als Penthouse mit Dachgarten vermarktet. Die patentierte Architektur gibt es bereits im Wiesbadener Künstlerviertel im so genannten „Da Vinci Village“. In Mainz sollen nun 50 weitere Wohneinheiten in der gleichen Form entstehen.
Laubenheim statt Fritz-Kohl-Straße
Weitere 60 Wohnungen beziehungsweise Reihenhäuser und Doppelhaushälften sind in der Laubenheimer Henry Moisand-Straße geplant. Bauherr ist die Firma Wilma Wohnen, die ursprünglich in der Fritz-Kohl-Straße sieben Punkzhäuser mit Tiefgarage errichten wollte. Wegen der bei den Aushubarbeiten gefundenen jüdischen Gräber verzichtete das Wiesbadener Unternehmen auf seine Pläne, und bekam nun von der Stadt in Laubenheim ein Ersatzgrundstück verkauft.
Am Weidezehnten in Hechtsheim sollen 90 Wohnungen und Eigenheime entstehen. In Weisenau gibt es zwei zusätzliche Wohnungen in sechs Mehrfamilienhäusern am Heiligkreuzweg (Nachverdichtung mit 78 Wohnungen durch das Unternehmen City 1 Property) und in der Bleichstraße, wo ein Mix aus Einzel- Doppel- und Reihenhäusern gebaut werden soll. Zusätzliche 73 Einzel-, Doppel- und Reihenhäuser sind auf dem Lerchenberg in der Nino-Erné-Straße vorgesehen. Dazu kommen im selben Stadtteil 97 altengerechte Wohnungen in einem Seniorenzentrum.
380 Wohnungen am Winterhafen geplant
In Finthen-West sind 80 Einfamilienhäuser in Planung, An den Reben in Gonsenheim 140 vorwiegend behindertengerechte Wohneinheiten. Dass die Baugenehmigung nicht immer einen schnellen Baustart bedeutet, zeigt sich auf dem Hartenberg, wo das ehemalige Sportgelände des katholischen Jugendwerks am Fort Gonsenheim eigentlich mit 120 Einzel- und Doppelhäusern bebaut werden soll. Hier gibt es schon seit 2010 einen rechtskräftigen Bebauungsplan, aber trotzdem noch keine Bebauung. Der Boden verlangt nach Angaben des beauftragten Gutachterbüros viel aufwändigere Gründungskonzepte als gedacht, da die Neubauten auf Aufschüttungen innerhalb eines früheren Wehrgrabens entstehen.
Während am Winterhafen nach ebenfalls langem Stillstand nun insgesamt 380 Wohnungen realisiert werden, fehlen am Zollhafen noch die entsprechenden baurechtlichen Voraussetzungen für insgesamt 1.400 Wohnungen. Hier geht es um die Frage, wie die unterschiedlichen Rechtsansprüche im geplanten Wohngebiet und im vorhandenen Industriegebiet, insbesondere was Lärmemissionen angeht, unter einen Hut gebracht werden.